Emilie Gilewska

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Daten zur Person
Personenname Gilewska, Emilien (Tochter)
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 44342
GND 1059781522
Wikidata Q59653215
Geburtsdatum August 1869
Geburtsort Krakau
Sterbedatum 15. Mai 1932
Sterbeort Oed (Niederösterreich)
Beruf Private
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug
Quelle Gedenktage-NG
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Recherche
Letzte Änderung am 13.02.2024 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • Alleegasse 39 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Emilie Gilewska, *14. oder 15. August 1869 Krakau, † 15. Mai 1932 Oed (Niederösterreich), Private.

IN ARBEIT

Biografie

Gilewska war die jüngere zweier Töchter von Emilie Gilewska. Als Nachkommen der Knopffabrikantenfamilie Rosthorn bewohnten die Gilewskis eine Villa in Oed, wo Mutter Gilewska eine rege Salonkultur pflegte. Emilie Gilewska erhielt häuslichen Unterricht, korrespondierte auf Englisch und Französisch und war private Schauspielschülerin von Josef Lewinsky. Nach dem Tod der Mutter 1918 verwaltete Gilewska, die unverheiratet blieb, das schwindende Vermögen der Familie.

Die Mutter Emilie Gilewska (1843–1918) war die Tochter des österreichischen Chirurgen und Professoren Franz Schuh und Marie Schuh (geb.: Edle von Rosthorn), Tochter von John von Rosthorn. Über Ihre Jugend wird kolportiert, dass sie von zahlreichen Verehrern umworben wurde, wobei sie später den Schüler ihres Vaters Karol Gilewski (nachdem dieser es zum zweiten Mal versuchte und sich das Gerücht von Geldsorgen um Familie Schuh verbreitete) heiratete und zog mit ihm nach Polen. Ihren Aufenthalt dort beschreibt sie laut Quellen als „Exil“ . Nach dem frühen Tod ihres Mannes Karol Gilewski (1832–1871) ging Emilie mit den beiden Töchtern Marie (genannt Molly; geb. 1868) und Emilie (gennant. Mietzka; geb 1870) zurück von Krakau ins niederösterreichische Oed im Piestingtal, wo sie in einem herrschaftlichen Haus im strengen Biedermeier Stil aufgewachsen war und nun mit ihren Töchtern wieder einzog. Die Villa Nr. 10 - „Das Schuhhaus“ das die Mutter und Töchter Gilewska in Oed bewohnten, hatte Franz Schuh (1804–1865) für seine Frau erbauen lassen, welche aus der Industriellen Familie Rosthorn stammte, die sich seit dem 19. Jahrhundert in der Gegend ansiedelten und durch die Herstellung von Uniformknöpfen zu Reichtum gelangten. Die Familie Rosthorn stammte ursprünglich aus England und wurde 1765 nach Österreich abgeworben. Rund um die verschiedenen Häuser von Nachkommen und Zugehörigen des Rosthorn Imperiums in Oed, entstand in der Biedermeierzeit eine rege Salon Kultur, deren Mittelpunkt der Salon und die Person Emilie Gilewska (Mutter) bildete. Dieser Salon wurde vor allem in den 1870er und 1880er Jahren zum Treffpunkt jener Gesellschaft, die August Fournier beschreibt. Auch das benachbarte „Brahmshaus“, Haus Oed Nr. 8, welches heute leider nicht mehr existiert, das dem Arzt und Musiker Dr. Josef Hauer gehörte, war eng verstrickt mit den Geschichten der Familie und nicht wenige der heutigen Überlieferungen über die Gilewskas stammen aus Korrespondenzen mit Angehörigen des Hauses, wie Wilhelm Scherer, Ina Salzer und dem Tagebuch der Kindheitsfreundin Marie Leeder, die später erfolgreiche Sängerin wurde. Laut Briefen und Berichten waren auch Franz Grillparzer, Wilhelm Scherer, Familie Salzer, Hermann Beyfus, Johann Oppolzer, Richard Heinzel und viele andere dort oft gesehen Gäste.

In jenem Haus Nr.10 verwahrte Emilie Gilewska (Tochter) Briefe, Korrespondenzen, Fotografien und andere Dokumnete die 2014 als Schenkung von der damaligen Eigentümerin und Jolanda Poppovic übergeben wurde. Wie aus mehreren Korespondezen der beiden Schwestern hervorgeht, verbrennt Emilie (Tochter) auch auf Anweisung ihrer großen Schwester alle Tagebücher und Briefwechsel der Mutter um ihr Andenken zu wahren und die mit dem Alter zunehmend depressiven und leidvollen Phasen ihres Lebens für niemanden zugänglich zu machen. Dadurch ging eine Vielzahl an Schriftwechseln mit Personen des öffentlichen Lebens des 19. Jahrhunderts, eine Dokumentation um die Salon Kultur Oeds und Aufzeichnungen über das Leben eine der interessantesten Frauen ihrer Zeit weitergehend verloren. Emilie Gilewska (1869–1932), in Krakau geboren und aufgewachsen in Oed im Pietsingthal, erhielt häuslichen Unterricht, beherrschte Französisch und Englisch und erhielt beim Burgschauspieler Josef Lewinsky private Schauspielstunden. Sie galt als die kleine und weniger begehrte der beiden Schwestern und wurde von allen „Mietzka“ („Kätzchen“) genannt. In der Hoch Zeit des sozialen Lebens in Oed, ging sie als Freundin vieler Kinder der Salonbesucher ihrer Mutter in bedeutenden Häuser wie dem der Heinzels und Salzers ein und aus und bleibt auch bis zu ihrem Tod mit vielen der Kinder und Jugendfreundinnen in liebevollem Kontakt. Sie blieb unverheiratet, obwohl es einige Anwärter gab - vermutlich um sich um die im Alter zunehmend kränker werdende Mutter zu kümmern, die sich nach ihren Blütejahren, dem schwindenden Kreis an männlichen Bewunderern und dem Verlust ihres Reichtums zunehmend zurück zog. Ihre Schwester „Molly“, mit der „Mietzka“ in engem Kontakt stand, heiratete den Architekten Felix von Zamboni und zog mit diesem nach Südtirol, wo die Mutter bei einem Besuch 1918 verstarb. Die Tochter Emilie lebte viele Jahre mit ihrer Mutter zusammen, in der Villa in Oed, sowie im sogenannten Schönthalerhaus in der Alleegasse 39, Wien. Als "Private" verwaltete sie das übrig gebliebene Erbe der Familie. Das Rosthorn Imperium zerfiel um 1850-1900, wobei viele ihr Geld und Besitz verloren ging. Familie Gilewska konnten das Haus zwar behalten, das treiben in Oed im Piestingthal fand jedoch sein Ende. Die große Schwester „Molly“ stirbt Mitte März 1932 und die nach dem Tod der Mutter zunehmend vereinsamte Emilie nur wenige Wochen darauf am 15.5.1932 an „Entkräftigung“ wie der Arzt damals feststellt. Das Haus Nr. 10 erbt ein entfernter Cousin Dr. Pfleger. Ab den 70er Jahren steht es leer und verwahrloste. 2014 wurde es schließlich an ein französisches Kunsthistoriker Paar verkauft, welches es weitmöglichst erhalten möchte. In der Sammlung Emilie Gilewska in der Wienbibliothek im Rathaus finden sich etwa 700 Korrespondenzen, die auch die ausgewählte Gesellschaft um die florierende Salonkultur belegen: Es gibt Schreiben der Frauenrechtlerin Marianne Hainisch, von den SchauspielerInnen Helene Hartmann und Josef Lewinsky, von Wissenschaftlern wie Wilhelm Gurlitt, Richard Heinzel, Eduard Reyer, Wilhelm Scherer, Erich Schmid, Anton Emanuel Schönbach oder Hugo Schuchardt. Dass Mutter und Tochter Emilie Gilewska keineswegs reine Salon- und Stubenhockerinnen waren, belegt ein Brief des Journalisten Franz Zweybrück vom 25. Juni 1895: Darin gratuliert Zweybrück den beiden Frauen zu dem gelungenen "Wagestück", "die Centralalpen zu übersetzen", und zwar im Frühsommer und nicht – wie die "wandernde Philistermasse" – im August. Zu den wichtigsten Dokumenten zählen aber die Tagebücher, das sogenannte „Müttertagebuch“ das Marie Schuh für ihre Tochter Emilie zu schrieben begann und welches diese dann selbst weiterführte. Und das „Gedenkbuch fürs Haus“ indem die jüngere Emilie von 1887-1890 Alltagsnotizen in Form eines Kalendarischen Tagebuches sammelte. Der Aufbau gleicht dem heute besser bekannteren „One Line a Day Book“. Neben vielen Bildern, Einaldungen, Karten und Adressbüchern liegt auch ein 22 Seitelanges Schriftstück von Jolanda Poppovic aus dem Februar 2015 „Die Damen von Oed“, welches die Autorin nach umfassender Recherche der Archivbestände, Transkription der meisten Briefe, der Besichtigung des Hauses und dem Gespräch von Nachkommen verfasste bei.

Quellen

  • Poppovic Jolanda, „Die Damen von Oed“, Februar 2015 in: Sammlung Emilie Gilewska; Wienbibliothek im Rathaus Handschriftensammlung; ZPH 1643 Bestandssystematik; Archivbox 4/ 3.6.
  • Wienbibliothek im Rathaus. Magistrat der Stadt Wien - MA 9, 9„Sammlung Emilie Gilewska“, wienbibliothek im rathaus, https://www.wienbibliothek.at/besuchen- entdecken/blog/neuerwerbung/sammlung-emilie-gilewska, zuletzt geöffnet 5.2.2024
  • Wikimedia Foundation Inc., „Rosthorn (Familie)“, Wikipedia, https://de.wikipedia.org/ wiki/Rosthorn_(Familie), zuletzt geöffnet 25.1.2024
  • Zweybrück, Franz, in: Sammlung Emilie Gilewska; Wienbibliothek im Rathaus Handschriftensammlung; ZPH 1643 Bestandssystematik; Archivbox 1, 1.1.110. Zweybrück, Franz: 2 Briefe (4 Bl.), 1895.06.25–1895.09.26

Link


Emilie Gilewska im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.