Eduard Suess: Unterschied zwischen den Versionen

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==Wissenschaftliche Karriere und Leistung==
 
==Wissenschaftliche Karriere und Leistung==
Am 8. Mai 1852 wurde Suess Assistent am Hofmineralienkabinett. Suess verdankte Haidinger auch seine Ernennung zum ao. Prof. für Paläontologie (1857; Emeritierung 1901). 1862 übernahm Suess die Lehrkanzel für Geologie (o. Prof. 1867) und schied aus dem Museumsdienst; sein im selben Jahr erschienenes Werk "Der Boden der Stadt Wien" begründete seinen Ruf und bahnte ihm zugleich den Weg in die Kommunalpolitik. Als Reformer in der [[Österreichische Akademie der Wissenschaften|Österreichischen Akademie der Wissenschaften]] und an der [[Universität Wien|Universität]] kämpfte er für die Modernisierung der wissenschaftlichen Infrastruktur. An der Universität schuf er eine "Schule der Geologie"; seine weitausholende zusammenfassende Betrachtungsweise fand in seinem Haupt- und Lebenswerk, „Das Antlitz der Erde" (drei Bände, 1883-1909), ihren Niederschlag. 1885 bis 1890 war Suess Sekretär, 1890 bis 1893 Generalsekretär, 1893 bis 1898 Vizepräsident und (nach dem Ausscheiden aus dem politischen Leben) 1898 bis 1911 Präsident der [[Akademie der Wissenschaften]].
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Am 8. Mai 1852 wurde Suess Assistent am Hofmineralienkabinett. Suess verdankte Haidinger auch seine Ernennung zum ao. Prof. für Paläontologie (1857; Emeritierung 1901). 1862 übernahm Suess die Lehrkanzel für Geologie (o. Prof. 1867) und schied aus dem Museumsdienst; sein im selben Jahr erschienenes Werk "Der Boden der Stadt Wien" begründete seinen Ruf. In der Geologie begründete er eine die historischen Dimensionen der Erdentwicklung betonende methodische Sichtweise. 1875 veröffentlichte Suess eine Studie zur Entstehung der Alpen in dem er die Erklärung der Entstehung von Kettengebirgen revolutionierte. In seinem Haupt- und Lebenswerk, „Das Antlitz der Erde" (drei Bände, 1883-1909), dehnte er sein Erklärungsmodell auf die gesamte Erde aus. Auf Suess gehen die Begriffe Tethys für jenen Urozean, der die Urkontinente Laurasia und Gondwanaland trennte, und Bio-, Litho- und Hydrosphäre zurück. Als Reformer in der [[Österreichische Akademie der Wissenschaften|Österreichischen Akademie der Wissenschaften]] und an der [[Universität Wien|Universität]] kämpfte er für die Modernisierung der wissenschaftlichen Infrastruktur. 1885 bis 1890 war Suess Sekretär, 1890 bis 1893 Generalsekretär, 1893 bis 1898 Vizepräsident und (nach dem Ausscheiden aus dem politischen Leben) 1898 bis 1911 Präsident der [[Akademie der Wissenschaften]]. 1888 zum Rektor der Universität gewählt resignierte er bereits 1889 auf Grund anhaltender antisemitischer Attacken deutscher Burschenschaften.
  
 
==Politische Tätigkeit==
 
==Politische Tätigkeit==
Suess, der auch um die Lösung praktische Fragen seines Fachs bemüht war, wurde 1863 in den [[Gemeinderat]] gewählt und regte sogleich aufgrund seiner Studien den Bau einer Trinkwasserleitung aus hochgelegenen Quellen des Alpenvorlands an; weiters setzte er sich besonders für die [[Donauregulierung|Regulierung der Donau]] ein, um Wien vor der immer wiederkehrenden [[Überschwemmung|Überschwemmungsgefahr]] zu bewahren. Im Gemeinderat war Suess 1863 bis 1873 und 1882 bis 1886 tätig. Das visionäre Projekt der [[Erste Hochquellenleitung|Ersten Hochquellenleitung]] setzte er auch politisch um, gegen alle Widerstände im Wiener Gemeinderat. Als Stadtpolitiker waren seine Projekte wichtige Voraussetzungen, um die [[Hygiene|sanitären]] und [[Gesundheitswesen|gesundheitlichen]] Verhältnisse in Wien zu verbessern. Als Landesschulinspektor half er mit, das große Reformwerk des [[Reichsvolksschulgesetz|Reichsvolksschulgesetzes]] zu effektuieren. Suess war ab 1869 Mitglied des [[niederösterreichischer Landtag|niederösterreichischen Landtags]] und 1873 bis 1897 des [[Reichsrat|Reichsrats]] (linker Flügel der liberalen Verfassungpartei).
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Suess, der auch um die Lösung praktische Fragen seines Fachs bemüht war, wurde 1863 in den [[Gemeinderat]] gewählt und regte sogleich aufgrund seiner Studien den Bau einer Trinkwasserleitung aus hochgelegenen Quellen des Alpenvorlands an. Ab 1863 gehörte er der Wasserversorgungskommission an. Weiters setzte er sich besonders für die [[Donauregulierung|Regulierung der Donau]] ein, um Wien vor der immer wiederkehrenden [[Überschwemmung|Überschwemmungsgefahr]] zu bewahren. Auch deren Kommission gehörte er ab 1867 an. Im Gemeinderat war Suess 1863 bis 1873 und 1882 bis 1886 tätig. Das visionäre Projekt der [[Erste Hochquellenleitung|Ersten Hochquellenleitung]] setzte er auch politisch um, gegen alle Widerstände im Wiener Gemeinderat. Als Stadtpolitiker waren seine Projekte wichtige Voraussetzungen, um die [[Hygiene|sanitären]] und [[Gesundheitswesen|gesundheitlichen]] Verhältnisse in Wien zu verbessern. Suess war ab 1869 Mitglied des [[niederösterreichischer Landtag|niederösterreichischen Landtags]] und 1873 bis 1897 des [[Reichsrat|Reichsrats]] (linker Flügel der liberalen Verfassungpartei). Als Mitglied des niederösterreichischen Landtags setzte Suess im Landesausschuss die Umsetzung des [[Reichsvolksschulgesetz|Reichsvolksschulgesetzes]] mit Bezug auf das interkonfessionelle Schulwesen gegen Widerstand klerikaler Kreise durch.  
  
 
==Ehrungen==
 
==Ehrungen==
Nach Fertigstellung seines für Wien hervorragenden Werks, der ersten [[Hochquellenwasserleitung|Hochquellenleitung]], deren Bau seiner und [[Bürgermeister]] [[Cajetan Felder|Cajetan Felders]] Initiative zu danken ist, ernannte ihn der Gemeinderat am zum [[Ehrenbürger]] der Stadt Wien. Er war korrespondierendes (1860) beziehungsweise wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1867); Mitglied fast aller europäischen Akademien; Vorstand des Geologischen Museums der Universität Wien, Vizepräsident der zoologisch-botanischen Gesellschaft. Seine "Erinnerungen" erschienen postum 1916 in Leipzig.  
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Nach Fertigstellung der ersten [[Hochquellenwasserleitung|Hochquellenleitung]], deren Bau seiner und [[Bürgermeister]] [[Cajetan Felder|Cajetan Felders]] Initiative zu danken ist, ernannte ihn der Gemeinderat am zum [[Ehrenbürger]] der Stadt Wien. Er war korrespondierendes (1860) beziehungsweise wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1867); Mitglied fast aller europäischen Akademien; Vorstand des Geologischen Museums der Universität Wien, Vizepräsident der zoologisch-botanischen Gesellschaft. Seine "Erinnerungen" erschienen postum 1916 in Leipzig.  
  
 
Siehe auch [[Eduard-Sueß-Gasse]], [[Suessdenkmal]], [[Sueßgasse (15)|Sueßgasse]]; [[Tethysgasse]].
 
Siehe auch [[Eduard-Sueß-Gasse]], [[Suessdenkmal]], [[Sueßgasse (15)|Sueßgasse]]; [[Tethysgasse]].

Version vom 31. März 2023, 17:34 Uhr

Daten zur Person
Personenname Suess, Eduard
Abweichende Namensform
Titel o. Univ.-Prof.
Geschlecht männlich
PageID 21697
GND 118757709
Wikidata Q156941
Geburtsdatum 20. August 1831
Geburtsort London 4074335-4
Sterbedatum 26. April 1914
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Geologe, Paläontologe, Politiker
Parteizugehörigkeit Verfassungspartei
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Erste Hochquellenleitung, Wasserversorgung
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 31.03.2023 durch WIEN1.lanm08wei
Begräbnisdatum
Friedhof Friedhof Marzfalva, Komitat Sopron [Ödenburg], UngarnDer für das Attribut „Friedhof“ des Datentyps Seite angegebene Wert „Friedhof Marzfalva, Komitat Sopron [Ödenburg], Ungarn“ enthält ungültige Zeichen oder ist unvollständig. Er kann deshalb während einer Abfrage oder bei einer Annotation unerwartete Ergebnisse verursachen.
Grabstelle
Bildname Eduard Suess.jpg
Bildunterschrift Foto von Eduard Suess
  • 9., Afrikanergasse 2 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 17. Oktober 1873)

  • Abgeordneter zum Niederösterreichischen Landtag (1869)
  • Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (1863 bis 1873)
  • Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (1882 bis 1886)
  • Generalsekretär der Akademie der Wissenschaften (1890 bis 1893)
  • Mitglied des Reichsrates (1873 bis 1897)
  • Präsident der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (1898 bis 1911)

Eduard Suess, * 20. August 1831 London, † 26. April 1914 Wien, Geologe, Paläontologe, Politiker.

Jugend

Eduard Suess stammte aus einer Fabrikantenfamilie. Aus Prag übersiedelte die Familie nach Wien 1845 das Akademische Gymnasium besuchte. Ab 1846 studierte er auf Wunsch seines Vaters am Polytechnikum (später auch in Prag). Das Jahr 1848 unterbrach seine Studien. 1851 veröffentlichte er seine erste wissenschaftliche Studie über Grapholithen. Seine angebliche politische Betätigung brachte ihn vor ein Kriegsgericht, doch verhalf ihm der Direktor der Geologischen Reichsanstalt, Wilhelm Karl Haidinger, wieder zur Freiheit.

Wissenschaftliche Karriere und Leistung

Am 8. Mai 1852 wurde Suess Assistent am Hofmineralienkabinett. Suess verdankte Haidinger auch seine Ernennung zum ao. Prof. für Paläontologie (1857; Emeritierung 1901). 1862 übernahm Suess die Lehrkanzel für Geologie (o. Prof. 1867) und schied aus dem Museumsdienst; sein im selben Jahr erschienenes Werk "Der Boden der Stadt Wien" begründete seinen Ruf. In der Geologie begründete er eine die historischen Dimensionen der Erdentwicklung betonende methodische Sichtweise. 1875 veröffentlichte Suess eine Studie zur Entstehung der Alpen in dem er die Erklärung der Entstehung von Kettengebirgen revolutionierte. In seinem Haupt- und Lebenswerk, „Das Antlitz der Erde" (drei Bände, 1883-1909), dehnte er sein Erklärungsmodell auf die gesamte Erde aus. Auf Suess gehen die Begriffe Tethys für jenen Urozean, der die Urkontinente Laurasia und Gondwanaland trennte, und Bio-, Litho- und Hydrosphäre zurück. Als Reformer in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und an der Universität kämpfte er für die Modernisierung der wissenschaftlichen Infrastruktur. 1885 bis 1890 war Suess Sekretär, 1890 bis 1893 Generalsekretär, 1893 bis 1898 Vizepräsident und (nach dem Ausscheiden aus dem politischen Leben) 1898 bis 1911 Präsident der Akademie der Wissenschaften. 1888 zum Rektor der Universität gewählt resignierte er bereits 1889 auf Grund anhaltender antisemitischer Attacken deutscher Burschenschaften.

Politische Tätigkeit

Suess, der auch um die Lösung praktische Fragen seines Fachs bemüht war, wurde 1863 in den Gemeinderat gewählt und regte sogleich aufgrund seiner Studien den Bau einer Trinkwasserleitung aus hochgelegenen Quellen des Alpenvorlands an. Ab 1863 gehörte er der Wasserversorgungskommission an. Weiters setzte er sich besonders für die Regulierung der Donau ein, um Wien vor der immer wiederkehrenden Überschwemmungsgefahr zu bewahren. Auch deren Kommission gehörte er ab 1867 an. Im Gemeinderat war Suess 1863 bis 1873 und 1882 bis 1886 tätig. Das visionäre Projekt der Ersten Hochquellenleitung setzte er auch politisch um, gegen alle Widerstände im Wiener Gemeinderat. Als Stadtpolitiker waren seine Projekte wichtige Voraussetzungen, um die sanitären und gesundheitlichen Verhältnisse in Wien zu verbessern. Suess war ab 1869 Mitglied des niederösterreichischen Landtags und 1873 bis 1897 des Reichsrats (linker Flügel der liberalen Verfassungpartei). Als Mitglied des niederösterreichischen Landtags setzte Suess im Landesausschuss die Umsetzung des Reichsvolksschulgesetzes mit Bezug auf das interkonfessionelle Schulwesen gegen Widerstand klerikaler Kreise durch.

Ehrungen

Nach Fertigstellung der ersten Hochquellenleitung, deren Bau seiner und Bürgermeister Cajetan Felders Initiative zu danken ist, ernannte ihn der Gemeinderat am zum Ehrenbürger der Stadt Wien. Er war korrespondierendes (1860) beziehungsweise wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1867); Mitglied fast aller europäischen Akademien; Vorstand des Geologischen Museums der Universität Wien, Vizepräsident der zoologisch-botanischen Gesellschaft. Seine "Erinnerungen" erschienen postum 1916 in Leipzig.

Siehe auch Eduard-Sueß-Gasse, Suessdenkmal, Sueßgasse; Tethysgasse.

Werke

  • Zur Kenntniss des Stringocephalus Burtini Defrance. 1853.
  • Über die Brachiopoden der Kössener Schichten. 1854.
  • Der Boden der Stadt Wien. 1862.
  • Die Entstehung der Alpen. 1875.
  • Das Antlitz der Erde, 3 Bände. 1883–1909; 1904–1924
  • Erinnerungen. 1916.

Literatur

  • Richard Charmatz: Lebensbilder aus der Geschichte Österreichs. Wien: Danubia-Verlag 1947, S. 153 ff.
  • Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Wien: Daberkow Band 2 1892 ff.
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1905. Band 1, 1905
  • Theresia Mayerhofer: Der Lehrkörper der Philosophischen Fakultät von 1848 bis 1873. Diss. Univ. Wien. Wien 1982, S. 283 ff.
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 1 (1923), S. 70 ff., 78 ff.
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 64 (1914), S. 356 ff.
  • Österreichische Naturforscher und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1951, S. 72 ff.
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 24.04.1989
  • Johannes Seidl, Eduard Sueß. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950. Band 14, Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2015, S. 32 f.
  • Johannes Seidl (Hg.), Eduard Suess und die Entwicklung der Erdwissenschaften zwischen Biedermeier und Sezession. Wien/Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht (Schriften des Archivs der Universität Wien, 14)
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 56
  • Alexander Tollmann: Zum 75. Todestag von Eduard Suess. In: Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 26.04.1989
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923

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