Christoph Willibald Gluck

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Christoph Willibald Gluck (1714-1787), Komponist, um 1786
Daten zur Person
Personenname Gluck, Christoph Willibald
Abweichende Namensform
Titel Ritter, K. k. Hofcompositeur
Geschlecht männlich
PageID 24045
GND
Wikidata
Geburtsdatum 2. Juli 1714
Geburtsort Erasbach, Oberpfalz
Sterbedatum 15. November 1787
Sterbeort
Beruf Komponist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 1.08.2016 durch WIEN1.lanm08wuc
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof, Ehrengrab Grab 32A, Nummer 49
Grabstelle
Bildname HMW 249419.jpg
Bildunterschrift Christoph Willibald Gluck (1714-1787), Komponist, um 1786
  • 4., Wiedner Hauptstraße 32 (Sterbeadresse)
  • 7., Mariahilfer Straße 82 (Wohnadresse)
  • 3., Rennweg 93 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Gluck Christoph Willibald Ritter von, * 2. Juli 1714 Erasbach, Oberpfalz, † 15. November 1787 Wien 4, Wiedner Hauptstraße 32 (Gedenktafel [„Zum silbernen Löwen], Gluckhaus; Zentralfriedhof, Ehrengrab Grab 32A, Nummer 49) Komponist, Gattin (15. September 1750 St. Ulrich) Maria Anna ( * 25. Juli 1732, † 12. März 1800 Stadt, Loprestisches Haus [1, Kärntner Straße 49; siehe Fensterguckerhaus]; Tochter des Großkaufmanns Josef Berg, † 1738), Sohn des Forstmeisters Alexander Gluck und dessen Gattin Maria Walpurga.

Die Eltern übersiedelten 1717 nach Reichstadt (Nordböhmen), 1722 nach Böhmisch-Kamnitz und 1727 nach Eisenberg im böhmischen Komotau, wo der Knabe auf der Jesuitenschule musikalischen Unterricht erhalten haben soll. Um 1731 verließ er heimlich das Elternhaus, um nach Prag zu gehen, wo er als Musiker arbeitete und an der Universität studierte (Immatrikulation 1731). Wahrscheinlich 1734/1735 reiste er (wieder mit väterlicher Unterstützung und Hilfe aus dem Haus Lobkowitz) erstmals nach Wien, wo er bis 1737 wahrscheinlich im Lobkowitzschen Haus gegenüber der Minoritenkirche wohnte. Auf einer Soirée im Palais Lobkowitz entdeckte ihn der lombardische Fürst Melzi, mit dem er nach Mailand ging, wo er vier Jahre bei G. B. Sammartini studierte; er besuchte Venedig und Turin und begegnete in London Georg Friedrich Händel. 1741 fand Gluck erstmals als Opernkomponist Beachtung, 1748 kehrte er nach Wien zurück; am 14. Mai 1748 fand anläßlich des Geburtstags Maria Theresias die Erstaufführung von „La Semiramide riconosciuta" (Libretto von Pietro Metastasio) statt (Glucks erster Wiener Hofauftrag).

1752 ließ sich Gluck, der nach der Hochzeit zu seiner Schwiegermutter übersiedelt war, endgültig in Wien nieder (Wohnung in Oberneustift [7, Mariahilfer Straße 82]. 1752 wurden seine Opern „Issipile" (in Prag) und „La clemenza di Tito" (in Neapel) aufgeführt. Er gehörte der „Musikalischen Akademie" und dem Kreis um den kunstfreudigen Prinzen von Sachsen-Hildburghausen, der ihn tatkräftig unterstützte, an; 1754-1756 war er bei diesem „herzöglicher Kapellmeister". Der pittoreske, teilweise buffoartige Einakter „Le cinesi" (Text von Metastasio; festliche Uraufführung im Schloß Schloßhof des Prinzen 1754) war Anlaß für Glucks Wirken am Wiener Hof in der Ära Durazzo.

Der Auftrag, zunächst auf „Komponierung der Theatral- und Akademiemusik" lautend, erhielt erst am 18. Oktober 1774 durch die Verleihung des Titels „K. k. Hofcompositeur" mit 2.000 Gulden Gehalt offiziellen Charakter. Gluck gilt als Erneuerer der ernsten (deutschen) Oper und als Überwinder italienischer und französischer Opernkonventionen. Grund für seinen Ruhm in Wien waren Reformopern wie „Orfeo ed Euridice" (Erstaufführung 5.Oktober 1762, Burgtheater) und „Paride ed Elena" (Erstaufführung 3. November 1770, Burgtheater). In Wien widmete sich Gluck den Arbeitender Vaudevillekomödie und der komischen Oper, hier wurden „Don Juan" (1761) und „Semiramis" (1765) uraufgeführt, er pflegte aber auch den Kontakt zum französischen Dichter Favart. Der Schwerpunkt seines Reformwerks verlagerte sich später nach Paris, einige seiner dortigen Erfolgswerke kamen erst mit Verzögerung nach Wien „Armida" (Uraufführung in Paris am 23. September 1777) hatte erst am 9. September 1808 anläßlich der Vermählung Franz' I. mit Prinzessin Maria Ludovika Premiere am Theater an der Wien Glucks Hauptwerke sind: „Il parnasso confuso" (1765, Schönbrunn), die Zauberoper „Telemacco"(1765) und der Prolog zu „Iphigenia in Tauride" (1767).

1768-1781 besaß Gluck ein Haus in St. Marx (3, Rennweg 93; Areal der späteren Rennweger Kaserne), das er nach der erfolgreichen Erstaufführung der Oper „Alceste" (Hofburgtheater 26. Dezember 1767) erworben hatte; im Garten entstanden zahlreiche seiner Kompositionen. 1779 erlitt Gluck in Paris seinen ersten Schlaganfall, 1781 den zweiten (mit zeitweiser Lähmung); im selben Jahr erwarb er im Tauschweg für St. Marx ein Haus in Perchtoldsdorf (Wiener Gasse 22; bis 1787). 1782 erlebte Wien anläßlich eines russischen Staatsbesuchs ein „Gluck-Festival" mit drei Opernneuinszenierungen („Iphigenie auf Tauris", „Alceste", „Orpheus und Eurydike"). 1784 erwarb seine Frau ein Haus auf der Wieden (Gluckhaus); hier empfing Gluck am 15. November 1787 zwei Besucher aus Paris, unternahm danach eine Ausfahrt und erlitt auf dieser seinen letzten Schlaganfall.

Gluckdenkmal, Gluckgasse, Gluckhaus.

Literatur

  • Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974 - lfd.
  • Helmut Kretschmer: Wiener Musikergedenkstätten. Wien: Jugend & Volk ²1990
  • Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. Mainz: Schott 1959-1961
  • Otto Schneider: Der Gesellschafts-, Volks- und Kunsttanz von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1985
  • Das Österreichische Rote Kreuz im historischen Gluck-Haus. Wien: Kümmerly und Frey 1991; darin: Christof Krumpel: Biographisches, S. 11 ff.; Walther Brauneis: Das Glucksche Wohn- und Sterbehaus auf der Wieden, S. 3 ff.
  • Marcel Prawy: Geschichte und Geschichten der Wiener Staatsoper. Wien [u.a.]: Molden 1969, Register
  • Kurt Dieman-Dichtl: Musik in Wien. Wien [u.a.]: Molden 1970, Register
  • Gerhard Groll: Gluck in Wien. In: Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ) 42 (1987), S. 489 ff.
  • Gerhard Groll: Il mio ritratto fatto in Roma. Ein neues „frühes" Gluck-Bild. In: Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ) 42 (1987), S. 505 ff.
  • Cornelia Knotik: 200. Todestag von Christoph Willibald Gluck (Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 1987)
  • Anton Schmid: Christoph Willibald Ritter von Gluck. Dessen Leben und tonkünstlerisches Wirken. Ein biographisch-ästhetischer Versuch und ein Beitrag zur Geschichte der dramatischen Musik in der zweiten Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts. Leipzig: Fleischer 1854 (Zusammenstellung von Glucks Wohnungen, S. 412 ff.)
  • Roland Tenschert: Christoph Willibald Gluck, der grosse Reformator der Oper. Olten [u.a.]: Walter 1951
  • Max Kratochwill: Christoph Willibald Glucks Heiratskontrakt. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 10 (1952/1953), S. 234 ff.
  • Gustav Zechmeister: Die Wiener Theater nächst der Burg und nächst dem Kärntnerthor von 1747 bis 1776. Im Anhang chronologisches Verzeichnis aller Ur- und Erstaufführungen. Graz / Wien [u.a.]: Böhlau 1971, Register (besonders S. 63 ff., 201 ff., 247 ff., 282 ff., 306 f. und 311 ff.)
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken (04.11.1987)
  • Archivalien aus acht Jahrhunderten. Ausstellung des Archivs der Stadt Wien. Dezember 1964 - Februar 1965. Wien: Eigenverlag des Museen der Stadt Wien [1964] (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 15), Nummer 129
  • Felix Czeike: IV. Wieden. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 4), S. 60 f.
  • Christoph Willibald Gluck, der Hochzeiter von St. Ulrich. In: Mitteilungen, Berichte, Notizen aus dem Bezirksmuseum Neubau 16 (1987)
  • Josef Bergauer: Auf den Spuren berühmter Menschen in Wien. Wien: Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst 1949, S. 104, 168, 190 f., 209, 246
  • Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 353
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 163
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 102