Caspar Tauber: Unterschied zwischen den Versionen

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1519 wurde Tauber Mitglied des revolutionären [[Bürgerausschuss|Bürgerausschusses]], 1521 [[Genannte]]r. Um diese Zeit wandte er sich der Lehre der Reformation zu. Er war strikt reformatorisch gesinnt und verfasste auch slebst einen theologischen Traktat. Er hielt seine Gesinnung auch in der Öffentlichkeit nicht geheim und erwies sich in Verhören durch Berufstheologen als äußerst beschlagen. 1524 wurde vor ein geistliches Gericht gestellt und zum öffentlichen Widerruf der vertretenen Lehren auf dem [[Stephansfreithof]] vor [[Stephansdom|St. Stephan]] verurteilt. Die mit der Inquisition gegen Caspar Tauber betraute theologische Fakultät  der [[Universität Wien]] fasste seine Lehren in folgenden Punkten zusammen: "Leugnung der Transsubstantiationslehre, Leugnung des Fegefeuers, Ablehnung der Marien- und Heiligenverehrung, Ablehnung der kirchlichen Segnungen und des Gebrauches von Kerzen, Ablehnung des Weihepriestertums und Propagierung des allgemeinen Priestertums aller Gläubigen".<ref>Weißensteiner, Zwischen Luther und Canisius, S. 224</ref> Obwohl sich der Rat der Stadt und viele einflussreiche Persönlichkeiten für ihn einsetzten und ihn zum Widerruf bewegen wollten, verweigerte er diesen am 8. September. Am 10. September 1524 wurde er gemäß Urteil des Inquisitionstribunals als notorischer Ketzer vom weltlichen Gericht zum Tod verurteilt. Die Hinrichtung erfolgte am 17. September 1524 auf der [[Gänseweide]], auf dem [[Gries]] östlich des [[Stubentor]]s, durch Enthauptung. Sein Leichnam wurde verbrannt, die Asche in die [[Donau]] gestreut. Sein Haus wurde vom Landesfürsten beschlagnahmt, aber 1525 der Witwe gegen Zahlung einer Geldsumme wieder ausgefolgt.
 
1519 wurde Tauber Mitglied des revolutionären [[Bürgerausschuss|Bürgerausschusses]], 1521 [[Genannte]]r. Um diese Zeit wandte er sich der Lehre der Reformation zu. Er war strikt reformatorisch gesinnt und verfasste auch slebst einen theologischen Traktat. Er hielt seine Gesinnung auch in der Öffentlichkeit nicht geheim und erwies sich in Verhören durch Berufstheologen als äußerst beschlagen. 1524 wurde vor ein geistliches Gericht gestellt und zum öffentlichen Widerruf der vertretenen Lehren auf dem [[Stephansfreithof]] vor [[Stephansdom|St. Stephan]] verurteilt. Die mit der Inquisition gegen Caspar Tauber betraute theologische Fakultät  der [[Universität Wien]] fasste seine Lehren in folgenden Punkten zusammen: "Leugnung der Transsubstantiationslehre, Leugnung des Fegefeuers, Ablehnung der Marien- und Heiligenverehrung, Ablehnung der kirchlichen Segnungen und des Gebrauches von Kerzen, Ablehnung des Weihepriestertums und Propagierung des allgemeinen Priestertums aller Gläubigen".<ref>Weißensteiner, Zwischen Luther und Canisius, S. 224</ref> Obwohl sich der Rat der Stadt und viele einflussreiche Persönlichkeiten für ihn einsetzten und ihn zum Widerruf bewegen wollten, verweigerte er diesen am 8. September. Am 10. September 1524 wurde er gemäß Urteil des Inquisitionstribunals als notorischer Ketzer vom weltlichen Gericht zum Tod verurteilt. Die Hinrichtung erfolgte am 17. September 1524 auf der [[Gänseweide]], auf dem [[Gries]] östlich des [[Stubentor]]s, durch Enthauptung. Sein Leichnam wurde verbrannt, die Asche in die [[Donau]] gestreut. Sein Haus wurde vom Landesfürsten beschlagnahmt, aber 1525 der Witwe gegen Zahlung einer Geldsumme wieder ausgefolgt.
  
Zu seinem Angedenken wurde eine [[Verkehrsfläche]] in Wien [[Hernals (Vorort)|Hernals]] - im 16. Jahrhundert eine Hochburg des Protestantismus - benannt, [[Taubergasse]].
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Zu seinem Angedenken wurde eine [[Verkehrsfläche]] in Wien [[Hernals (Vorort)|Hernals]] - im 16. Jahrhundert eine Hochburg des [[Reformation|Protestantismus]] - benannt, [[Taubergasse]].
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==

Version vom 10. April 2017, 15:11 Uhr

Daten zur Person
Personenname Tauber, Caspar
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 23219
GND
Wikidata
Geburtsdatum
Geburtsort Brünn
Sterbedatum 17. September 1524 JL
Sterbeort Wien
Beruf Tuchhändler
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 10.04.2017 durch WIEN1.lanm08son
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 1., Dorotheergasse 3 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • 1. Gattin Genoveva StockhaimerDie Verwendung von „1. Gattin“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.
  • 2. Gattin MargretDie Verwendung von „2. Gattin“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.
  • 2. Schwiegervater Oswald Reicholf]Die Verwendung von „2. Schwiegervater“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.

Tauber Caspar * ? Brünn (?),† 17. September 1524 (Hinrichtung) Wien, Tuchhändler, Anhänger der Reformation, erste Gattin Genoveva Stockhaimer († 1520), Witwe nach Albrecht Karner, zweite Gattin Margret, Tochter des Oswald Reicholf (nachmalige Gattin [1525] Leopold Ebersperger). Übersiedelte 1511 aus Wiener Neustadt nach Wien (Kauf des Hauses 1, Dorotheergasse 3), wo er als Laubenherr nachzuweisen ist. 1516 trat er mit seiner Gattin der Gottsleichnamsbruderschaft zu St. Stephan bei (Beitragsleistung bis 1522).

1519 wurde Tauber Mitglied des revolutionären Bürgerausschusses, 1521 Genannter. Um diese Zeit wandte er sich der Lehre der Reformation zu. Er war strikt reformatorisch gesinnt und verfasste auch slebst einen theologischen Traktat. Er hielt seine Gesinnung auch in der Öffentlichkeit nicht geheim und erwies sich in Verhören durch Berufstheologen als äußerst beschlagen. 1524 wurde vor ein geistliches Gericht gestellt und zum öffentlichen Widerruf der vertretenen Lehren auf dem Stephansfreithof vor St. Stephan verurteilt. Die mit der Inquisition gegen Caspar Tauber betraute theologische Fakultät der Universität Wien fasste seine Lehren in folgenden Punkten zusammen: "Leugnung der Transsubstantiationslehre, Leugnung des Fegefeuers, Ablehnung der Marien- und Heiligenverehrung, Ablehnung der kirchlichen Segnungen und des Gebrauches von Kerzen, Ablehnung des Weihepriestertums und Propagierung des allgemeinen Priestertums aller Gläubigen".[1] Obwohl sich der Rat der Stadt und viele einflussreiche Persönlichkeiten für ihn einsetzten und ihn zum Widerruf bewegen wollten, verweigerte er diesen am 8. September. Am 10. September 1524 wurde er gemäß Urteil des Inquisitionstribunals als notorischer Ketzer vom weltlichen Gericht zum Tod verurteilt. Die Hinrichtung erfolgte am 17. September 1524 auf der Gänseweide, auf dem Gries östlich des Stubentors, durch Enthauptung. Sein Leichnam wurde verbrannt, die Asche in die Donau gestreut. Sein Haus wurde vom Landesfürsten beschlagnahmt, aber 1525 der Witwe gegen Zahlung einer Geldsumme wieder ausgefolgt.

Zu seinem Angedenken wurde eine Verkehrsfläche in Wien Hernals - im 16. Jahrhundert eine Hochburg des Protestantismus - benannt, Taubergasse.

Literatur

  • Hugo Alker: Tauberiana. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 81 (1965). S. 3 ff.
  • Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen 2 / 2 (1905), S. 112 f.
  • Rudolf Leeb, Eine Stadt im Aufruhr. Wien und die frühe Reformation. In: Brennen für den Glauben. Wien nach Luther. Hg. Rudolf Leeb, Walter Öhlinger, Karl Vocelka. Salzburg, Wien: Residenz Verlag, S. 118–127
  • Carl von Otto: Tauberiana. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 4 (1883), 1 ff.
  • Richard Perger: Neues über Casper Tauber. In: Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 98 (1982), S. 90 ff.
  • Johann Weißensteiner, Zwischen Luther und Canisius. Wiener Bischöfe und Wiener Pfarrenin der Reformationszeit. In: Brennen für den Glauben. Wien nach Luther. Hg. Rudolf Leeb, Walter Öhlinger, Karl Vocelka. Salzburg, Wien: Residenz Verlag, S. 218–231
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923


Einzelnachweise

  1. Weißensteiner, Zwischen Luther und Canisius, S. 224