Café Museum: Unterschied zwischen den Versionen

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Dem an der Ecke situierten Eingang lag die Sitzkassa gegenüber. Die ursprüngliche Inneneinrichtung unterschied sich sowohl von der gängigen Plüschatmosphäre wie von den Jugendstilcafés. Der hell und kühl wirkende Innenraum war in seiner räumlichen Disposition leicht überschaubar. Dies kam dem Charakter des Cafés als Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen entgegen.  
 
Dem an der Ecke situierten Eingang lag die Sitzkassa gegenüber. Die ursprüngliche Inneneinrichtung unterschied sich sowohl von der gängigen Plüschatmosphäre wie von den Jugendstilcafés. Der hell und kühl wirkende Innenraum war in seiner räumlichen Disposition leicht überschaubar. Dies kam dem Charakter des Cafés als Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen entgegen.  
  
Adolf Loos lehnte seine Konzeption an die Kaffeehäuser des biedermeierlichen Wien an, deren Nüchternheit und klare Atmosphäre Loos schätzte und deren Verlust er vor allem im Rahmen seiner Vorträge an der Bauschule beklagte. Der Kurs "Café, Restaurant und Hotel" beinhaltete eine ausführliche Schilderung des Wiener Kaffeehaustypus aus der Zeit des Biedermeier.  
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Adolf Loos lehnte seine Konzeption an die Kaffeehäuser des biedermeierlichen Wien an, deren Nüchternheit und klare Atmosphäre Loos schätzte und deren Verlust er vor allem im Rahmen seiner Vorträge an der Bauschule beklagte. Der Kurs "Café, Restaurant und Hotel", den er an seiner Bauschule abhielt, beinhaltete eine ausführliche Schilderung des Wiener Kaffeehaustypus aus der Zeit des Biedermeier.  
  
 
Die am konkreten Objekt bestehende architektonische Herausforderung unterschiedlich langer Raumachsen entlang der Operngasse und der Friedrichstraße bewältigte Loos durch den bei ihm häufigen Einsatz von verspiegelten Wänden. Für sein Interieur bestellte Loos rot gebeizte Bugholzmöbel der Firma Jacob & Josef Kohn, die Wände säumten Mahagonilambris. Furore machte das innovative Beleuchtungskonzept des Raumes: Die elektrischen Lampen waren nicht wie sonst üblich hinter Schirmen oder in Lustern verborgen, sondern hingen direkt an den elektrischen Leitungen von den Gewölben herab.  
 
Die am konkreten Objekt bestehende architektonische Herausforderung unterschiedlich langer Raumachsen entlang der Operngasse und der Friedrichstraße bewältigte Loos durch den bei ihm häufigen Einsatz von verspiegelten Wänden. Für sein Interieur bestellte Loos rot gebeizte Bugholzmöbel der Firma Jacob & Josef Kohn, die Wände säumten Mahagonilambris. Furore machte das innovative Beleuchtungskonzept des Raumes: Die elektrischen Lampen waren nicht wie sonst üblich hinter Schirmen oder in Lustern verborgen, sondern hingen direkt an den elektrischen Leitungen von den Gewölben herab.  

Version vom 3. Mai 2019, 13:57 Uhr

Café Museum von Wilhelm Gause (1899)
Daten zur Organisation
Art der Organisation Kaffeehaus
Datum von 1898
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 14912
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 3.05.2019 durch WIEN1.lanm09mur
Bildname HMW 166538.jpg
Bildunterschrift Café Museum von Wilhelm Gause (1899)
  • 1., Operngasse 7
  • 1., Friedrichstraße 6

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48° 12' 5.09" N, 16° 22' 3.55" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Café Museum (1., Operngasse 7, Friedrichstraße 6; Kaffeehaus), von Adolf Loos ein Jahr nach der Fertigstellung der Secession entworfen (1899) und von Ludwig Hevesi als "Café Nihilismus" bezeichnet.

Loos war über Vermittlung von Max Fabiani, an den der Kaffeehausbesitzer ursprünglich herangetreten war, zu diesem Auftrag gekommen. Das Bestandsgebäude, ein 1860 wahrscheinlich von Karl Rösner erbautes Haus, ist eines der ältesten der Ringstraßenzone überhaupt.

Schon in diesem frühen Werk verwirklichte Loos die Forderung Otto Wagners, dass der einzige Ausgangspunkt des künstlerischen Schaffens nur das moderne Leben sein könne ("artis sola domina necessitas").

Das Eckcafé besaß ein Spielzimmer, ein Extrazimmer und das sogenannte Gibsonzimmer ("Gibson-room", benannt nach den dort ausgestellten Zeichnungen des amerikanischen Karikaturisten Charles Dana Gibson, 1867−1944).

Dem an der Ecke situierten Eingang lag die Sitzkassa gegenüber. Die ursprüngliche Inneneinrichtung unterschied sich sowohl von der gängigen Plüschatmosphäre wie von den Jugendstilcafés. Der hell und kühl wirkende Innenraum war in seiner räumlichen Disposition leicht überschaubar. Dies kam dem Charakter des Cafés als Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen entgegen.

Adolf Loos lehnte seine Konzeption an die Kaffeehäuser des biedermeierlichen Wien an, deren Nüchternheit und klare Atmosphäre Loos schätzte und deren Verlust er vor allem im Rahmen seiner Vorträge an der Bauschule beklagte. Der Kurs "Café, Restaurant und Hotel", den er an seiner Bauschule abhielt, beinhaltete eine ausführliche Schilderung des Wiener Kaffeehaustypus aus der Zeit des Biedermeier.

Die am konkreten Objekt bestehende architektonische Herausforderung unterschiedlich langer Raumachsen entlang der Operngasse und der Friedrichstraße bewältigte Loos durch den bei ihm häufigen Einsatz von verspiegelten Wänden. Für sein Interieur bestellte Loos rot gebeizte Bugholzmöbel der Firma Jacob & Josef Kohn, die Wände säumten Mahagonilambris. Furore machte das innovative Beleuchtungskonzept des Raumes: Die elektrischen Lampen waren nicht wie sonst üblich hinter Schirmen oder in Lustern verborgen, sondern hingen direkt an den elektrischen Leitungen von den Gewölben herab.

Zu den Stammbesuchern des Cafés gehörten Otto Wagner, Adolf Loos, die Begründer der Wiener Werkstätte, Gustav Klimt, Josef Maria Olbrich und Egon Schiele; Roda Roda, Georg Trakl, Joseph Roth, Hermann Broch und Robert Musil kamen ebenfalls hierher. Auch Peter Altenberg verlegte seinen "Wohnsitz" vom Central in das Kaffeehaus. Wer damals Bedeutung hatte in der europäischen Kunst, kam auf Gastrollen nach Wien, in die Secession und zum Künstlerstammtisch ins Café Museum.

Seinen Stammtisch im Café Museum hatte auch Wilhelm Karczag (ab 1901 Direktor des Theaters an der Wien). An diesem fanden sich Komponisten, Librettisten, Bühnenbildner und Darsteller der Silbernen Operettenära ein (beispielsweise war Franz Lehár ständiger Gast). Einen anderen Tisch belegten die in Wien lebenden tschechischen Zeichner, Architekten und Lyriker (Herausgeber des tschechischen Witzblatts "Sotek"). Albert Paris Gütersloh besuchte das Café Museum bis zu seinem Tod (1973).

Im Laufe seines Bestehens wurde das Kaffeehaus mehrfach umgestaltet. Die Eigentümer (die Brüder Alexander und Ottokar Rokitansky, beide Chirurgen, und die Familie Pretscher), die den Ruf des Kaffeehauses, den Ausgangspunkt für moderne Inneneinrichtung dargestellt zu haben, in Erinnerung behalten wollen, waren, trotz vieler Veränderungen und letztlich auch Plünderungen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, bestrebt, das Café behutsam zu restaurieren. Den größten Eingriff seit der Errichtung erfuhr das Lokal durch den Hoffmann-Schüler Josef Zotti zwischen 1930 und 1931. Der auch als Chefdesigner der "Prag Rudniker Korbwarenfabrikation" tätige Zotti löste den strengen und nüchternen Raum durch den Einbau von roten Kunstlederbänken auf und verlieh ihm Wohnzimmercharakter. 2003 kam es im Zuge einer Generalsanierung des Cafés zu einer Rekonstruktion der Raumgestaltung von Adolf Loos, die jedoch auf wenig Gegenliebe stieß. Nach einer Neuübernahme des Lokals präsentiert sich das Lokal seit 2010 wieder in einer an Josef Zotti orientierten Raumgestaltung.

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Literatur

  • Karl Gedlicka: "Gemütliche" Rückkehr des Café Museum. In: derStandard.at, 07.07.2010 [Stand: 30.04.2019]
  • Georg Markus: Was wird aus dem Café Museum? In: Neue Kronen-Zeitung, 25.05.2003, S. 27
  • Thomas Martinek: Kaffeehäuser in Wien. Wien: Falter Verlag 1990, S. 78 f.
  • Bartel F. Sinhuber: Zu Gast im alten Wien. München: Heinrich Hugendubel 1989, S. 106 f.
  • Hans Veigl: Wiener Kaffeehausführer. Kremayr & Scheriau 1989, S. 71 ff.
  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u. a.]: Wien Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 52
  • Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz 1982, S. 418 ff.
  • Hans Weigel / Christian Brandstätter / Werner Schweiger: Das Wiener Kaffeehaus. 1978, S. 86 ff.
  • Ottokar Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. Wien [u.a.]: Schroll 1966, S. 69
  • Ludwig Münz / Gustav Künstler: Der Architekt Adolf Loos. Wien: Schroll 1964, S. 35 ff.
  • Kunst und Kunsthandwerk 2 (1899), S. 196 ff.
  • Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien 93, S. 438 f.

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