Café Museum: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Kaffeehäuser|Café]] Museum ([[1]]., [[Operngasse]] 7, [[Friedrichstraße]] 6; [[Kaffeehaus]]), von [[Adolf Loos]] ein Jahr nach der Fertigstellung der [[Secession (Gebäude)|Secession]] entworfen (1899) und von [[Ludwig Hevesi]] als „Café Nihilismus" bezeichnet. Loos war über Vermittlung von [[Max Fabiani]], an den der Kaffeehausbesitzer ursprünglich herangetreten war, zu diesem Auftrag gekommen. Das Bestandsgebäude, ein 1860 wahrscheinlich von Karl Rösner erbautes Haus, ist eines der ältesten der Ringstraßenzone überhaupt.  
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[[Kaffeehäuser|Café]] Museum ([[1]]., [[Operngasse]] 7, [[Friedrichstraße]] 6; [[Kaffeehaus]]), von [[Adolf Loos]] ein Jahr nach der Fertigstellung der [[Secession (Gebäude)|Secession]] entworfen (1899) und von [[Ludwig Hevesi]] als "Café Nihilismus" bezeichnet.  
  
Schon in diesem frühen Werk hat Loos die Forderung [[Otto Wagner|Otto Wagners]], dass der einzige Ausgangspunkt des künstlerischen Schaffens nur das moderne Leben sein könne (artis sola domina necessitas) prägnanter verwirklicht als Wagner selbst.  
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Loos war über Vermittlung von [[Max Fabiani]], an den der Kaffeehausbesitzer ursprünglich herangetreten war, zu diesem Auftrag gekommen. Das Bestandsgebäude, ein 1860 wahrscheinlich von Karl Rösner erbautes Haus, ist eines der ältesten der Ringstraßenzone überhaupt.  
  
Das Eckcafé besaß ein Spielzimmer, ein Extrazimmer und das so genannte Gibsonzimmer („Gibson-room", benannt nach den dort ausgestellten Zeichnungen des amerikanischen Karikaturisten Charles Dana Gibson, 1867-1944).  
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Schon in diesem frühen Werk hat Loos die Forderung [[Otto Wagner|Otto Wagners]], dass der einzige Ausgangspunkt des künstlerischen Schaffens nur das moderne Leben sein könne ("artis sola domina necessitas"), prägnanter verwirklicht als Wagner selbst.
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Das Eckcafé besaß ein Spielzimmer, ein Extrazimmer und das sogenannte Gibsonzimmer ("Gibson-room", benannt nach den dort ausgestellten Zeichnungen des amerikanischen Karikaturisten Charles Dana Gibson, 1867−1944).  
  
 
Dem an der Ecke situierten Eingang lag die Sitzkassa gegenüber. Die ursprüngliche Inneneinrichtung unterschied sich sowohl von der gängigen Plüschatmosphäre wie von den Jugendstilcafés. Der hell und kühl wirkende Innenraum war in seiner räumlichen Disposition leicht überschaubar. Dies kam dem Charakter des Cafés als Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen entgegen.  
 
Dem an der Ecke situierten Eingang lag die Sitzkassa gegenüber. Die ursprüngliche Inneneinrichtung unterschied sich sowohl von der gängigen Plüschatmosphäre wie von den Jugendstilcafés. Der hell und kühl wirkende Innenraum war in seiner räumlichen Disposition leicht überschaubar. Dies kam dem Charakter des Cafés als Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen entgegen.  
  
 
Adolf Loos lehnte seine Konzeption an die Kaffeehäuser des biedermeierlichen Wien an, deren Nüchternheit und klare Atmosphäre Loos schätzte und deren Verlust er vor allem im Rahmen seiner Vorträge an der Bauschule nicht müde wurde, dem Auditorium zu Gehör zu bringen. Der Kurs "Café, Restaurant und Hotel" beinhaltete eine ausführliche Schilderung des Wiener Kaffeehaustypus aus der Zeit des Biedermeier.  
 
Adolf Loos lehnte seine Konzeption an die Kaffeehäuser des biedermeierlichen Wien an, deren Nüchternheit und klare Atmosphäre Loos schätzte und deren Verlust er vor allem im Rahmen seiner Vorträge an der Bauschule nicht müde wurde, dem Auditorium zu Gehör zu bringen. Der Kurs "Café, Restaurant und Hotel" beinhaltete eine ausführliche Schilderung des Wiener Kaffeehaustypus aus der Zeit des Biedermeier.  
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Die am konkreten Objekt bestehende architektonische Herausforderung unterschiedlich langer Raumachsen entlang der Operngasse und der Friedrichstraße bewältigte Loos durch den bei ihm häufigen Einsatz von verspiegelten Wänden. Für sein Interieur bestellte Loos rot gebeizte Bugholzmöbel der Firma Jacob & Josef Kohn, die Wände säumten Mahagonilambris. Furore machte das innovative Beleuchtungskonzept des Raumes: Die elektrischen Lampen waren wie sonst üblich nicht hinter Schirmen oder in Lustern verborgen, sondern hingen direkt an den elektrischen Leitungen von den Gewölben herab.  
 
Die am konkreten Objekt bestehende architektonische Herausforderung unterschiedlich langer Raumachsen entlang der Operngasse und der Friedrichstraße bewältigte Loos durch den bei ihm häufigen Einsatz von verspiegelten Wänden. Für sein Interieur bestellte Loos rot gebeizte Bugholzmöbel der Firma Jacob & Josef Kohn, die Wände säumten Mahagonilambris. Furore machte das innovative Beleuchtungskonzept des Raumes: Die elektrischen Lampen waren wie sonst üblich nicht hinter Schirmen oder in Lustern verborgen, sondern hingen direkt an den elektrischen Leitungen von den Gewölben herab.  
  
Zu den Stammbesuchern gehörten [[Otto Wagner]], [[Adolf Loos]], die Begründer der Wiener Werkstätte, [[Gustav Klimt]] und [[Josef Maria Olbrich]], [[Gustav Klimt]] und [[Egon Schiele]]; auch [[Alexander Roda Roda|Roda Roda]], [[Georg Trakl]], [[Joseph Roth]], [[Hermann Broch]] und [[Robert Musil]] kamen hierher. [[Peter Altenberg]] verlegte seinen „Wohnsitz" vom [[Café Central|Central]] hierher. Was damals Bedeutung hatte in der europäischen Kunst, kam auf Gastrollen nach Wien, in die Secession und zum Künstlerstammtisch ins Café Museum.   
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Zu den Stammbesuchern des Café Museum gehörten [[Otto Wagner]], [[Adolf Loos]], die Begründer der Wiener Werkstätte, [[Gustav Klimt]], [[Josef Maria Olbrich]] und [[Egon Schiele]]; auch [[Alexander Roda Roda|Roda Roda]], [[Georg Trakl]], [[Joseph Roth]], [[Hermann Broch]] und [[Robert Musil]] kamen hierher. [[Peter Altenberg]] verlegte seinen "Wohnsitz" vom [[Café Central|Central]] in das Kaffeehaus. Wer damals Bedeutung hatte in der europäischen Kunst, kam auf Gastrollen nach Wien, in die Secession und zum Künstlerstammtisch ins Café Museum.   
  
 
[[Wilhelm Karczag]] (ab 1901 Direktor des Theaters an der Wien) hatte hier seinen Stammtisch, an dem sich Komponisten, Librettisten, Bühnenbildner und Darsteller der Silbernen Operettenära einfanden ([[Franz Lehár]] war ständiger Gast). Einen anderen Tisch belegten die in Wien lebenden tschechischen Zeichner, Architekten und Lyriker (Herausgeber des tschechischen Witzblatts "Sotek"). [[Albert Paris Gütersloh]] besuchte das Café Museum bis zu seinem Tod (1973).
 
[[Wilhelm Karczag]] (ab 1901 Direktor des Theaters an der Wien) hatte hier seinen Stammtisch, an dem sich Komponisten, Librettisten, Bühnenbildner und Darsteller der Silbernen Operettenära einfanden ([[Franz Lehár]] war ständiger Gast). Einen anderen Tisch belegten die in Wien lebenden tschechischen Zeichner, Architekten und Lyriker (Herausgeber des tschechischen Witzblatts "Sotek"). [[Albert Paris Gütersloh]] besuchte das Café Museum bis zu seinem Tod (1973).
  
Die Eigentümer (die Brüder Alexander und Ottokar Rokitansky, beide Chirurgen, und die Familie Pretscher), die den Ruf des Kaffeehauses, den Ausgangspunkt für moderne Inneneinrichtung dargestellt zu haben (auch [[Adolf Loos]] zählte zu den Stammgästen), in Erinnerung behalten wollen, waren, trotz vieler Veränderungen und letztlich auch Plünderungen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, bestrebt, das Café behutsam zu restaurieren. Den größten Eingriff seit der Errichtung erfuhr das Lokal durch den Hoffmannschüler Josef Zotti zwischen 1930 und 1931. Der auch als Chefdesigner der "Prag Rudniker Korbwarenfabrikation" tätige Zotti löste den strengen und nüchternen Raum durch den Einbau von roten Kunstlederbänken auf und verlieh ihm einen Wohnzimmercharakter. 2003 kam es im Zuge einer Generalsanierung des Café zu einer Rekonstruktion der Raumgestaltung von Adolf Loos, die jedoch auf wenig Gegenliebe stieß. Nach einer Neuübernahme des Lokals präsentiert sich das Lokal seit 2010 wieder in einer an Josef Zotti orientierten Raumgestaltung.  
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Seit seiner Gründung wurde das Kaffeehaus mehrfach umgestaltet. Die Eigentümer (die Brüder Alexander und Ottokar Rokitansky, beide Chirurgen, und die Familie Pretscher), die den Ruf des Kaffeehauses, den Ausgangspunkt für moderne Inneneinrichtung dargestellt zu haben, in Erinnerung behalten wollen, waren, trotz vieler Veränderungen und letztlich auch Plünderungen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, bestrebt, das Café behutsam zu restaurieren. Den größten Eingriff seit der Errichtung erfuhr das Lokal durch den Hoffmannschüler Josef Zotti zwischen 1930 und 1931. Der auch als Chefdesigner der "Prag Rudniker Korbwarenfabrikation" tätige Zotti löste den strengen und nüchternen Raum durch den Einbau von roten Kunstlederbänken auf und verlieh ihm Wohnzimmercharakter. 2003 kam es im Zuge einer Generalsanierung des Cafés zu einer Rekonstruktion der Raumgestaltung von Adolf Loos, die jedoch auf wenig Gegenliebe stieß. Nach einer Neuübernahme des Lokals präsentiert sich das Lokal seit 2010 wieder in einer an Josef Zotti orientierten Raumgestaltung.  
 
 
  
  
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==Literatur==
 
==Literatur==
* Burkhard Rukschcio, Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. 1982, S. 418 ff.  
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* Georg Markus: Was wird aus dem Café Museum? In: Neue Kronen-Zeitung, 25.05.2003, S. 27
* Münz-Künstler: Adolf Loos. 1964, S. 35 ff.
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* Thomas Martinek: Kaffeehäuser in Wien. Wien: Falter Verlag 1990, S. 78 f.
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* Bartel F. Sinhuber: Zu Gast im alten Wien. München: Heinrich Hugendubel 1989, S. 106 f.
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* Hans Veigl: Wiener Kaffeehausführer. Kremayr & Scheriau 1989, S. 71 ff.
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* Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u. a.]: Wien Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 52
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* Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz 1982, S. 418 ff.  
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* Hans Weigel / Christian Brandstätter / Werner Schweiger: Das Wiener Kaffeehaus. 1978, S. 86 ff.  
 
* Ottokar Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. Wien [u.a.]: Schroll 1966, S. 69
 
* Ottokar Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. Wien [u.a.]: Schroll 1966, S. 69
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* Ludwig Münz / Gustav Künstler: Der Architekt Adolf Loos. Wien: Schroll 1964, S. 35 ff.
 
* Kunst und Kunsthandwerk 2 (1899), S. 196 ff.
 
* Kunst und Kunsthandwerk 2 (1899), S. 196 ff.
 
* Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien 93, S. 438 f.
 
* Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien 93, S. 438 f.
* Bartel F. Sinhuber: Zu Gast im alten Wien. 1989, S. 106 f.
 
* Weigel-Brandstätter-Schweiger: Das Wr. Kaffeehaus. 1978, S. 86 ff.
 
* Hans Veigl: Wiener Kaffeehausführer. 1989, S. 71 ff.
 
* Thomas Martinek: Kaffeehäuser in Wien. 1990, S. 78 f.
 
* Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 52
 
* Georg Markus: Was wird aus dem Café Museum? In: Neue Kronen-Zeitung, 25.05.2003, S. 27
 

Version vom 30. April 2019, 10:10 Uhr

Café Museum von Wilhelm Gause (1899)
Daten zur Organisation
Art der Organisation Kaffeehaus
Datum von 1898
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 14912
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 30.04.2019 durch DYN.rabus
Bildname HMW 166538.jpg
Bildunterschrift Café Museum von Wilhelm Gause (1899)
  • 1., Operngasse 7
  • 1., Friedrichstraße 6

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.

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48° 12' 5.09" N, 16° 22' 3.55" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Café Museum (1., Operngasse 7, Friedrichstraße 6; Kaffeehaus), von Adolf Loos ein Jahr nach der Fertigstellung der Secession entworfen (1899) und von Ludwig Hevesi als "Café Nihilismus" bezeichnet.

Loos war über Vermittlung von Max Fabiani, an den der Kaffeehausbesitzer ursprünglich herangetreten war, zu diesem Auftrag gekommen. Das Bestandsgebäude, ein 1860 wahrscheinlich von Karl Rösner erbautes Haus, ist eines der ältesten der Ringstraßenzone überhaupt.

Schon in diesem frühen Werk hat Loos die Forderung Otto Wagners, dass der einzige Ausgangspunkt des künstlerischen Schaffens nur das moderne Leben sein könne ("artis sola domina necessitas"), prägnanter verwirklicht als Wagner selbst.

Das Eckcafé besaß ein Spielzimmer, ein Extrazimmer und das sogenannte Gibsonzimmer ("Gibson-room", benannt nach den dort ausgestellten Zeichnungen des amerikanischen Karikaturisten Charles Dana Gibson, 1867−1944).

Dem an der Ecke situierten Eingang lag die Sitzkassa gegenüber. Die ursprüngliche Inneneinrichtung unterschied sich sowohl von der gängigen Plüschatmosphäre wie von den Jugendstilcafés. Der hell und kühl wirkende Innenraum war in seiner räumlichen Disposition leicht überschaubar. Dies kam dem Charakter des Cafés als Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen entgegen.

Adolf Loos lehnte seine Konzeption an die Kaffeehäuser des biedermeierlichen Wien an, deren Nüchternheit und klare Atmosphäre Loos schätzte und deren Verlust er vor allem im Rahmen seiner Vorträge an der Bauschule nicht müde wurde, dem Auditorium zu Gehör zu bringen. Der Kurs "Café, Restaurant und Hotel" beinhaltete eine ausführliche Schilderung des Wiener Kaffeehaustypus aus der Zeit des Biedermeier.

Die am konkreten Objekt bestehende architektonische Herausforderung unterschiedlich langer Raumachsen entlang der Operngasse und der Friedrichstraße bewältigte Loos durch den bei ihm häufigen Einsatz von verspiegelten Wänden. Für sein Interieur bestellte Loos rot gebeizte Bugholzmöbel der Firma Jacob & Josef Kohn, die Wände säumten Mahagonilambris. Furore machte das innovative Beleuchtungskonzept des Raumes: Die elektrischen Lampen waren wie sonst üblich nicht hinter Schirmen oder in Lustern verborgen, sondern hingen direkt an den elektrischen Leitungen von den Gewölben herab.

Zu den Stammbesuchern des Café Museum gehörten Otto Wagner, Adolf Loos, die Begründer der Wiener Werkstätte, Gustav Klimt, Josef Maria Olbrich und Egon Schiele; auch Roda Roda, Georg Trakl, Joseph Roth, Hermann Broch und Robert Musil kamen hierher. Peter Altenberg verlegte seinen "Wohnsitz" vom Central in das Kaffeehaus. Wer damals Bedeutung hatte in der europäischen Kunst, kam auf Gastrollen nach Wien, in die Secession und zum Künstlerstammtisch ins Café Museum.

Wilhelm Karczag (ab 1901 Direktor des Theaters an der Wien) hatte hier seinen Stammtisch, an dem sich Komponisten, Librettisten, Bühnenbildner und Darsteller der Silbernen Operettenära einfanden (Franz Lehár war ständiger Gast). Einen anderen Tisch belegten die in Wien lebenden tschechischen Zeichner, Architekten und Lyriker (Herausgeber des tschechischen Witzblatts "Sotek"). Albert Paris Gütersloh besuchte das Café Museum bis zu seinem Tod (1973).

Seit seiner Gründung wurde das Kaffeehaus mehrfach umgestaltet. Die Eigentümer (die Brüder Alexander und Ottokar Rokitansky, beide Chirurgen, und die Familie Pretscher), die den Ruf des Kaffeehauses, den Ausgangspunkt für moderne Inneneinrichtung dargestellt zu haben, in Erinnerung behalten wollen, waren, trotz vieler Veränderungen und letztlich auch Plünderungen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, bestrebt, das Café behutsam zu restaurieren. Den größten Eingriff seit der Errichtung erfuhr das Lokal durch den Hoffmannschüler Josef Zotti zwischen 1930 und 1931. Der auch als Chefdesigner der "Prag Rudniker Korbwarenfabrikation" tätige Zotti löste den strengen und nüchternen Raum durch den Einbau von roten Kunstlederbänken auf und verlieh ihm Wohnzimmercharakter. 2003 kam es im Zuge einer Generalsanierung des Cafés zu einer Rekonstruktion der Raumgestaltung von Adolf Loos, die jedoch auf wenig Gegenliebe stieß. Nach einer Neuübernahme des Lokals präsentiert sich das Lokal seit 2010 wieder in einer an Josef Zotti orientierten Raumgestaltung.


Videos

Literatur

  • Georg Markus: Was wird aus dem Café Museum? In: Neue Kronen-Zeitung, 25.05.2003, S. 27
  • Thomas Martinek: Kaffeehäuser in Wien. Wien: Falter Verlag 1990, S. 78 f.
  • Bartel F. Sinhuber: Zu Gast im alten Wien. München: Heinrich Hugendubel 1989, S. 106 f.
  • Hans Veigl: Wiener Kaffeehausführer. Kremayr & Scheriau 1989, S. 71 ff.
  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u. a.]: Wien Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 52
  • Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz 1982, S. 418 ff.
  • Hans Weigel / Christian Brandstätter / Werner Schweiger: Das Wiener Kaffeehaus. 1978, S. 86 ff.
  • Ottokar Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. Wien [u.a.]: Schroll 1966, S. 69
  • Ludwig Münz / Gustav Künstler: Der Architekt Adolf Loos. Wien: Schroll 1964, S. 35 ff.
  • Kunst und Kunsthandwerk 2 (1899), S. 196 ff.
  • Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien 93, S. 438 f.