Café Heinrichhof: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Das Café [[Heinrichhof]] zeichnete sich nach seiner Gründung um 1863 durch eine besondere Atmosphäre und ein spezielles Ambiente im Sinne seiner Einrichtung aus. Dazu war es ab 1720 bereits Tradition, dass ein Wiener Kaffeehaus seine Gäste mit Nachrichten aus aller Welt versorgte. Man kam bis 1938 nicht des schnellen Essens wegen in das Café Heinrichhof, sondern um zu reden, zu schreiben oder die Zeitungen zu lesen, die im Café angeboten wurden. | ||
− | + | Eines Handelskriegs zufolge wurde den Wiener Kaffeehäusern ab 1808 erstmals gestattet, neben Kaffee auch Wein und warme Speisen zu servieren. Damit entstand das Wiener Kaffee-Restaurant, das nach den Inhabern Direktor Wild und Adolfine Prohaska vor allem ab 1932 mit der neuen Inhaberin [[Lina Schöner]] zu einer Tradition ihrer Kaffehausbetriebe wurde, und doch guten Anklang in die Medien der 1920er und 1930er Jahre fand. Bekannte Speisen waren damals das Fiaker Gulasch, wie auch das Wiener Würstel mit Senf und dazu die Kaisersemmel. Unter dem Begriff "kaltes Souper" wurde bereits ab 1900 etwa ab 17 Uhr zum "Five O´Clock Tee" ein kaltes Abendessen serviert (Hors d'euvre), also kalte Vorspeisen wie Roastbeef, gefüllte Eier, Pasteten, aber auch Sardinen und diverse Aufstriche wurden spätestens ab 1920 im Café serviert. | |
− | + | Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das Café Heinrichhof bereits ein beliebter Treffpunkt vieler Stammgäste, die seinen Charakter prägten, so wie andere Cafés durch ihre Gäste wie Schauspieler, Künstler, Literaten und Schriftsteller bekannt wurden. Die Geschichte des Cafés Heinrichhof prägte seit seinem Bestehen, dass es Live-Klaviermusik verschiedener Musiker anbot. Das Programm fand sich jeweils in schon damals aktuellen Zeitungen wie "Die Wiener Bühne", "Radio Wien" oder auch das "Wiener Journal". | |
− | + | Neben den Literaten-, Salon-, Künstler und Tanzcafés entwickelte sich das Café Heinrichhof vor allem zu einem Café der Musik, der Sänger und anderer Musikfreunde, die vorwiegend aus der Oper und aus nahe liegenden Theatern kamen. Ab dem Jahr 1932 übernahm das Gastronomenehepaar ([[Caroline Leopoldine Schöner|"Lina"]]) und [[Andreas Carl Schöner]] das Café in die "[[Schöner|Schöner Betriebe]]" und beauftragte um das Jahr 1935 [[Carl Witzmann]] und Robert Cotas mit dem Umbau. Infolge zahlreicher Bombenschäden wurde der Heinrichhof zehn Jahre später, nach dem Angriff im März 1945, zerstört. Das Café Heinrichhof wurde nach 1956 im Neubau ([[Opernringhof]]) nicht wieder eröffnet, zumal sich die Familie Schöner zu dessen Aufgabe entschloss, und auch die Schöner Betriebe nach und nach bis auf das Literatencafé [[Casa piccola|Casa Piccola]], das noch bis 1962 bestand, aufließ. | |
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* Österreichische Kunst (1935), Heft 4 | * Österreichische Kunst (1935), Heft 4 | ||
* Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien [u.a.]: Böhlau 1992 | * Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien [u.a.]: Böhlau 1992 | ||
− | * Milan Dubrovic | + | * Milan Dubrovic: Veruntreute Geschichte - Die Wiener Salon- und Literaten Cafés. Wien / Hamburg: Zsolnay 1985 |
Version vom 23. April 2018, 09:56 Uhr
48° 12' 8.36" N, 16° 22' 5.68" E zur Karte im Wien Kulturgut
Café Heinrichhof (1, Opernring 3-5; Kaffeehaus), im Heinrichhof eingerichtet, Treffpunkt der Operettenautoren.
Geschichte
Das Café Heinrichhof zeichnete sich nach seiner Gründung um 1863 durch eine besondere Atmosphäre und ein spezielles Ambiente im Sinne seiner Einrichtung aus. Dazu war es ab 1720 bereits Tradition, dass ein Wiener Kaffeehaus seine Gäste mit Nachrichten aus aller Welt versorgte. Man kam bis 1938 nicht des schnellen Essens wegen in das Café Heinrichhof, sondern um zu reden, zu schreiben oder die Zeitungen zu lesen, die im Café angeboten wurden.
Eines Handelskriegs zufolge wurde den Wiener Kaffeehäusern ab 1808 erstmals gestattet, neben Kaffee auch Wein und warme Speisen zu servieren. Damit entstand das Wiener Kaffee-Restaurant, das nach den Inhabern Direktor Wild und Adolfine Prohaska vor allem ab 1932 mit der neuen Inhaberin Lina Schöner zu einer Tradition ihrer Kaffehausbetriebe wurde, und doch guten Anklang in die Medien der 1920er und 1930er Jahre fand. Bekannte Speisen waren damals das Fiaker Gulasch, wie auch das Wiener Würstel mit Senf und dazu die Kaisersemmel. Unter dem Begriff "kaltes Souper" wurde bereits ab 1900 etwa ab 17 Uhr zum "Five O´Clock Tee" ein kaltes Abendessen serviert (Hors d'euvre), also kalte Vorspeisen wie Roastbeef, gefüllte Eier, Pasteten, aber auch Sardinen und diverse Aufstriche wurden spätestens ab 1920 im Café serviert.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das Café Heinrichhof bereits ein beliebter Treffpunkt vieler Stammgäste, die seinen Charakter prägten, so wie andere Cafés durch ihre Gäste wie Schauspieler, Künstler, Literaten und Schriftsteller bekannt wurden. Die Geschichte des Cafés Heinrichhof prägte seit seinem Bestehen, dass es Live-Klaviermusik verschiedener Musiker anbot. Das Programm fand sich jeweils in schon damals aktuellen Zeitungen wie "Die Wiener Bühne", "Radio Wien" oder auch das "Wiener Journal".
Neben den Literaten-, Salon-, Künstler und Tanzcafés entwickelte sich das Café Heinrichhof vor allem zu einem Café der Musik, der Sänger und anderer Musikfreunde, die vorwiegend aus der Oper und aus nahe liegenden Theatern kamen. Ab dem Jahr 1932 übernahm das Gastronomenehepaar ("Lina") und Andreas Carl Schöner das Café in die "Schöner Betriebe" und beauftragte um das Jahr 1935 Carl Witzmann und Robert Cotas mit dem Umbau. Infolge zahlreicher Bombenschäden wurde der Heinrichhof zehn Jahre später, nach dem Angriff im März 1945, zerstört. Das Café Heinrichhof wurde nach 1956 im Neubau (Opernringhof) nicht wieder eröffnet, zumal sich die Familie Schöner zu dessen Aufgabe entschloss, und auch die Schöner Betriebe nach und nach bis auf das Literatencafé Casa Piccola, das noch bis 1962 bestand, aufließ.
Literatur
- Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien 66, S. 119
- Österreichische Kunst (1935), Heft 4
- Josef Schöner: Wiener Tagebuch 1944/1945. Hg. von Eva-Marie Csaky. Wien [u.a.]: Böhlau 1992
- Milan Dubrovic: Veruntreute Geschichte - Die Wiener Salon- und Literaten Cafés. Wien / Hamburg: Zsolnay 1985