Café Fenstergucker: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte ==
 
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1808-1886 stand hier die [[Schwabenburg]] (1823 Wohnung [[Carl Maria von Weber|Carl Marias von Weber]]), in die 1835 Jakob Goldbach sein Kaffeehaus aus der Naglergasse verlegte ("Kaiser von Österreich") und kostbar einrichtete (künstlerische Ausmalung der Räume, Spiel- und Billardzimmer, ab 1840 Spieluhr von Johann Nepomuk Mälzel). 1843-1854 führte [[Johann Baptist Corti]] das Kaffeehaus (Cortisches Kaffeehaus), danach seine Mutter.  
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1808-1886 stand hier die [[Schwabenburg]] (1823 Wohnung [[Carl Maria von Weber|Carl Marias von Weber]]), in die 1835 Jakob Goldbach sein Kaffeehaus aus der Naglergasse verlegte ("Kaiser von Österreich") und kostbar einrichtete (künstlerische Ausmalung der Räume, Spiel- und Billardzimmer, ab 1840 Spieluhr von [[Johann Nepomuk Mälzel]]). 1843-1854 führte [[Johann Baptist Corti]] das Kaffeehaus (Cortisches Kaffeehaus), danach seine Mutter.  
  
 
Cafetier [[Josef Scheidl]] feierte am 16 April 1897 sein 50-jähriges Jubiläum. Er kam 1847 aus Dobersberg in Niederösterreich nach Wien und wurde mit dem Literaten und Künstler Café Fenstergucker nach knapp zehn Jahre einer der populärsten Wiener Cafetiers. 1911 übernahm der Ober Leopold Steger seinen Arbeitsplatz, das Café. Nachdem Leopold Steger nach seiner Verabschiedung am 14. Mai 1921 auf das Land übersiedelt war, wurde das Fenstergucker eine Wechselstube der [[Bodencreditanstalt]]. 1932 wurde es neuerlich eröffnet, aber nicht durch den Betreiber des [[Kursalon]]s Hans Hübner, der als Favorit unter die Bewerber galt, sondern neben zwei anderen Bewerbern und nach zahlreichen Verhandlungen von [[Caroline Leopoldine Schöner]].<br/>
 
Cafetier [[Josef Scheidl]] feierte am 16 April 1897 sein 50-jähriges Jubiläum. Er kam 1847 aus Dobersberg in Niederösterreich nach Wien und wurde mit dem Literaten und Künstler Café Fenstergucker nach knapp zehn Jahre einer der populärsten Wiener Cafetiers. 1911 übernahm der Ober Leopold Steger seinen Arbeitsplatz, das Café. Nachdem Leopold Steger nach seiner Verabschiedung am 14. Mai 1921 auf das Land übersiedelt war, wurde das Fenstergucker eine Wechselstube der [[Bodencreditanstalt]]. 1932 wurde es neuerlich eröffnet, aber nicht durch den Betreiber des [[Kursalon]]s Hans Hübner, der als Favorit unter die Bewerber galt, sondern neben zwei anderen Bewerbern und nach zahlreichen Verhandlungen von [[Caroline Leopoldine Schöner]].<br/>
Frau Schöner machte das Fenstergucker nach einem Umbau durch [[Carl Witzmann]] zu einem beliebten Stadtkaffeehaus. Dazu berichtet Mayor Zitterhofer in der "Danzer's Armee Zeitung" am 19. Februar 1932, dass Frau Schöner, als die neue Besitzerin es in so charmanter Art verstand, gesellschaftliche und kulinarische Brücken aus der neuen in die alte Zeit und umgekehrt zu schlagen.  
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Frau Schöner machte das Fenstergucker nach einem Umbau durch [[Carl Witzmann]] zu einem beliebten Stadtkaffeehaus. Dazu berichtet [[Mayor Zitterhofer]] in der "[[Danzer's Armee Zeitung]]" am 19. Februar 1932, dass Frau Schöner, als die neue Besitzerin es in so charmanter Art verstand, gesellschaftliche und kulinarische Brücken aus der neuen in die alte Zeit und umgekehrt zu schlagen.  
  
 
Am Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] durch Bomben zerstört, wurde es danach in ein Herrenkonfektionsgeschäft umgewandelt (später Air France, seit 2001 Starbucks).  
 
Am Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] durch Bomben zerstört, wurde es danach in ein Herrenkonfektionsgeschäft umgewandelt (später Air France, seit 2001 Starbucks).  
  
 
== Das Fenstergucker im Wiener Film ==
 
== Das Fenstergucker im Wiener Film ==
Acht Jahre, 1940, später schaffte es das Café Fenstergucker der Vorkriegszeit in den Wiener Film. Der Film selbst entstand im Atelier der [[Wien-Film]] am [[Rosenhügel]]. Das Café Fenstergucker der Vorkriegszeit wurde in der Aufnahmehalle nachgebaut. Dort drehte Geza von Bolvary seinen neuen Film "Wiener G'schichten".  Das "Café Fenstergucker" wurde damit nach dem Drehbuch von Ernst Marischka Schauplatz heiterer, besinnlicher, aber auch ein wenig dunkler Ereignisse, inmitten derer die beiden rivalisierenden Ober Ferdinand ([[Paul Hörbiger]]) und Josef ([[Hans Moser]]) rund um die von Ferdinand heimlich geliebte Chefin, Christine Lechner (Marthe Harell), standen.  
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Nach der Neuübernahme 1932, also 8 Jahre später, schaffte es 1940 das Café Fenstergucker der Vorkriegszeit in den Wiener Film. Der Film selbst entstand im Atelier der [[Wien-Film]] am [[Rosenhügel]]. Das Café Fenstergucker der Vorkriegszeit wurde in der Aufnahmehalle nachgebaut. Dort drehte [[Geza von Bolvary]] seinen neuen Film "[[Wiener G'schichten]]".  Das "Café Fenstergucker" wurde damit nach dem Drehbuch von [[Ernst Marischka]] Schauplatz heiterer, besinnlicher, aber auch ein wenig dunkler Ereignisse, inmitten derer die beiden rivalisierenden Ober Ferdinand ([[Paul Hörbiger]]) und Josef ([[Hans Moser]]) rund um die von Ferdinand heimlich geliebte Chefin, Christine Lechner (Marthe Harell), standen.  
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
* Bartel F. Sinhuber: Zu Gast im alten Wien. Wien 1989, S. 97 ff.  
 
* Bartel F. Sinhuber: Zu Gast im alten Wien. Wien 1989, S. 97 ff.  
 
* Die Wiener Bühne 17/2 (26.01.1940)
 
* Die Wiener Bühne 17/2 (26.01.1940)

Version vom 16. Juni 2018, 11:06 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Fenstergucker
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 14816
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 16.06.2018 durch DYN.michaelaleo
  • 1., Kärntner Straße 49
  • 1., Walfischgasse 1

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48° 12' 13.18" N, 16° 22' 14.19" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Lage

Café Fenstergucker (1, Kärntner Straße 49, Walfischgasse 1), typisches Wiener Eckkaffeehaus (Cafétier Scheidl), eröffnet 1886 (im neu erbauten Haus), benannt nach dem "Fenstergucker" am alten Kärntnertor, dessen Kopie Architekt Ludwig Tischler im ersten Stock des Fassadenecks angebracht hatte.

Geschichte

1808-1886 stand hier die Schwabenburg (1823 Wohnung Carl Marias von Weber), in die 1835 Jakob Goldbach sein Kaffeehaus aus der Naglergasse verlegte ("Kaiser von Österreich") und kostbar einrichtete (künstlerische Ausmalung der Räume, Spiel- und Billardzimmer, ab 1840 Spieluhr von Johann Nepomuk Mälzel). 1843-1854 führte Johann Baptist Corti das Kaffeehaus (Cortisches Kaffeehaus), danach seine Mutter.

Cafetier Josef Scheidl feierte am 16 April 1897 sein 50-jähriges Jubiläum. Er kam 1847 aus Dobersberg in Niederösterreich nach Wien und wurde mit dem Literaten und Künstler Café Fenstergucker nach knapp zehn Jahre einer der populärsten Wiener Cafetiers. 1911 übernahm der Ober Leopold Steger seinen Arbeitsplatz, das Café. Nachdem Leopold Steger nach seiner Verabschiedung am 14. Mai 1921 auf das Land übersiedelt war, wurde das Fenstergucker eine Wechselstube der Bodencreditanstalt. 1932 wurde es neuerlich eröffnet, aber nicht durch den Betreiber des Kursalons Hans Hübner, der als Favorit unter die Bewerber galt, sondern neben zwei anderen Bewerbern und nach zahlreichen Verhandlungen von Caroline Leopoldine Schöner.
Frau Schöner machte das Fenstergucker nach einem Umbau durch Carl Witzmann zu einem beliebten Stadtkaffeehaus. Dazu berichtet Mayor Zitterhofer in der "Danzer's Armee Zeitung" am 19. Februar 1932, dass Frau Schöner, als die neue Besitzerin es in so charmanter Art verstand, gesellschaftliche und kulinarische Brücken aus der neuen in die alte Zeit und umgekehrt zu schlagen.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs durch Bomben zerstört, wurde es danach in ein Herrenkonfektionsgeschäft umgewandelt (später Air France, seit 2001 Starbucks).

Das Fenstergucker im Wiener Film

Nach der Neuübernahme 1932, also 8 Jahre später, schaffte es 1940 das Café Fenstergucker der Vorkriegszeit in den Wiener Film. Der Film selbst entstand im Atelier der Wien-Film am Rosenhügel. Das Café Fenstergucker der Vorkriegszeit wurde in der Aufnahmehalle nachgebaut. Dort drehte Geza von Bolvary seinen neuen Film "Wiener G'schichten". Das "Café Fenstergucker" wurde damit nach dem Drehbuch von Ernst Marischka Schauplatz heiterer, besinnlicher, aber auch ein wenig dunkler Ereignisse, inmitten derer die beiden rivalisierenden Ober Ferdinand (Paul Hörbiger) und Josef (Hans Moser) rund um die von Ferdinand heimlich geliebte Chefin, Christine Lechner (Marthe Harell), standen.

Literatur

  • Bartel F. Sinhuber: Zu Gast im alten Wien. Wien 1989, S. 97 ff.
  • Die Wiener Bühne 17/2 (26.01.1940)