Benedikt Kautsky

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Benedikt Kautsky
Daten zur Person
Personenname Kautsky, Benedikt
Abweichende Namensform
Titel Dr. rer. oec.
Geschlecht männlich
PageID 3058
GND 124431380
Wikidata
Geburtsdatum 1. November 1894
Geburtsort Stuttgart
Sterbedatum 1. April 1960
Sterbeort Wien
Beruf Wirtschaftswissenschafter, Politiker
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei
Ereignis
Nachlass/Vorlass Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 16.12.2015 durch DYN.elfriede pokorny
Begräbnisdatum 12. April 1960
Friedhof Feuerhalle Simmering, Urnenhain
Grabstelle Abt. 1, Ring 3, Gruppe 2, Nr. 74
Ehrengrab ja„ja“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
Bildname Benediktkautsky.jpg
Bildunterschrift Benedikt Kautsky
  • 1., Wipplingerstraße 8 (Sterbeadresse)
  • 19., Grinzinger Straße 65 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Benedikt Kautsky, * 1. November 1894 Stuttgart, † 1. April 1960 Wien. Wirtschafts- und Sozialwissenschafter, Politiker, Theoretiker der Sozialdemokratie.

Herkunft, Jugend, Familie

Benedikt Kautsky war der dritte Sohn – nach Felix und Karl - von Luise, geb. Ronsperger, und Karl Kautsky (Heirat 1890). Seine Mutter war Kommunalpolitikerin der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) in Berlin, der aus Prag stammende Vater war ein führender Theoretiker der Sozaldemokratie.

Benedikt Kautsky studierte an der Universität Berlin und promovierte dort 1919 zum Dr. rer. oec. 1917 kam er an die Front, desertierte 1918 und flüchtete nach Wien. 1921 heiratete er die Lehrerin Gerda Brunn (1995-1960).

Politisches Engagement

In Wien setzte Benedikt Kautsky die Arbeit seines Vaters als Theoretiker des Marxismus fort. Er wurde Mitarbeiter Victor Adlers, dann Sekretär Otto Bauers. 1921 bis 1938 war er als Sekretär der Wiener Arbeiterkammer und seit 1923 als Herausgeber der Zeitschrift "Arbeit und Wirtschaft" tätig.

Autor, Dozent, Wirtschaftsfachmann

1938 wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet. Er verbrachte insgesamt sieben Jahre in verschiedenen Konzentrationslagern und verarbeitete seine Erlebnisse in dem 1946 erschienenen Buch "Teufel und Verdammte".

Von 1945 bis 1950 lebte Kautsky als freier Schriftsteller in Zürich. Von 1950 bis 1957 leitete er die Otto-Möbes-Schule der Arbeiterkammer in Graz. Ab 1954 lehrte er als Dozent für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Graz. 1958 kehrte er nach Wien zurück, wo er als stellvertretender Generaldirektor der Creditanstalt-Bankverein (CA-BV) und als Universitätsdozent tätig war. Zusammen mit Bruno Kreisky und Alois Piperger formulierte er das Sozialistische Parteiprogramm 1958, das den geänderten gesellschaftlichen Verhältnissen Rechnung tragen sollte. Kautsky war auch einer der Autoren des "Godesberger Programms" der deutschen Sozialdemokraten 1959.

Am 1. April 1960 sollte Benedikt Kautsky im Festsaal des Alten Rathauses in Wien einen Vortrag halten; er erlag jedoch einem Herzschlag, bevor er mit seinem Referat begonnen hatte.

Ehrungen

Benedikt Kautsky wurde am 12. April 1960 in einem Ehrengrab im Urnenhain der Feuerhalle Simmering (Abt. 1, Ring 3, Gruppe 2, Nr. 74) beigesetzt, in dem auch seine Gattin Gerda Kautsky am 21. Oktober 1964 bestattet wurde.

Der BSA Steiermark verleiht neben anderen Studienabschlusspreisen seit 2002 den Benedikt Kautsky-Wirtschaftspreis.

Der seit 1960 bestehende Arbeitskreis Dr. Benedikt Kautsky, ein Verein sozialdemokratischer Ökonomen, trägt seinen Namen.

Werke

(Auswahl. Eine umfassendere Zusammenstellung in: Günther Chaloupek [et al.]: Reformismus und Gewerkschaftspolitik: Grundlagen für die Wirtschaftspolitik der Gewerkschaften. Graz: Leykam 2006, Anhang: Bibliographie Benedikt Kautsky, S. 65-74)

  • Was ist Sozialismus? Ein Führer durch die sozialistische Literatur. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1922
  • Wirtschaftsprobleme der Gegenwart. Wien: Arbeit und Wirtschaft 1923
  • Willst du Marxist werden? Kleiner Wegweiser durch die sozialistische Literatur. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1933 (Neuauflage von: Was ist Sozialismus, 1922)
  • Einige Bemerkungen über den Mechanismus der kapitalistischen Produktionsweise. In: Otto Jenssen [Hg.]: Der lebendige Marxismus. Ein Sammelwerk zu Ehren des 70. Geburtstages von Karl Kautsky. Jena: Thür. Verlagsanstalt 1924
  • Reparationen und Rüstungen. Wien / Leipzig: Hess 1931
  • Deutschland und England vor dem Weltkrieg. Historische Parallelen. Wien: Thalia 1936
  • Teufel und Verdammte. Erfahrungen und Erkenntnisse aus sieben Jahren in deutschen Konzentrationslagern. Zürich: Gutenberg 1946 (auch übersetzt ins Englische, Schwedische)
  • Amerikas Arbeiter im Vormarsch. Vom Wesen und Werden der amerikanischen Gewerkschaftsbewegung. Graz / Wien: Leykam 1951
  • Geistige Strömungen im österreichischen Sozialismus. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1953
  • Nachwort. In: Otto Bauer: Einführung in die Volkswirtschaftslehre. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1956, S. 293-307
  • Kommunismus und nationale Frage. In: Der Donauraum. Zeitschrift des Forschungsinstitutes für Fragen des Donauraumes. Jg. 2, Heft 3/4, 1957, S. 149-163
  • Der Weg zum neuen Programm der SPÖ. Bericht und Erläuterungen. Eine Diskussionsgrundlage. Wien: Sozialistische Partei Österreichs [1958]
  • Die weltpolitische Rolle des Sowjetsystems. Vortrag, gehalten am 7. Juli 1959 bei den Hochschulwochen für staatswissenschaftliche Fortbildung in Bad Wildungen. Bad Homburg [u. a.]: Gehlen 1959

Als Herausgeber:

  • Rosa Luxemburg: Briefe an Freunde. Nach dem von Luise Kautsky fertiggestellten Manuskript herausgegeben von Benedikt Kautsky. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt 1950
  • Fritz Brügel / Benedikt Kautsky [Hg.]: Der deutsche Sozialismus von Ludwig Gall bis Karl Marx. Das Lesebuch des Sozialismus. Wien / Leipzig: Hess 1951
  • Friedrich Engels’ Briefwechsel mit Karl Kautsky. Herausgegeben und bearbeitet von Benedikt Kautsky. Wien: Danubia 1955 (Quellen und Untersuchungen zur Geschichte der deutschen und österreichischen Arbeiterbewegung, 1)
  • Karl Kautsky: Erinnerungen und Erörterungen. Herausgegeben und mit Vorwort von Dr. Benedikt Kautsky. ‘S-Gravenhage: Mouton & Co 1960

Teil-Nachlass

Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA), Kartons 1-12, Mappen 1-41, Fotoalben. Inhalt: persönliche Dokumente, Korrespondenz, Typoskripte von Publikationen, Zeitungsartikel, Nachrufe; Manuskripte Gerda Kautsky.

Literatur

  • Robert Bolz: Der Marxist Benedikt Kautsky. Zürich 1960 (pdf download)
  • Günther Chaloupek: Marxismus und österreichische Wirtschaftspolitik: Benedikt Kautsky als ökonomischer Theoretiker der Arbeiterkammer. In: Günther Chaloupek [et al.]: Reformismus und Gewerkschaftspolitik: Grundlagen für die Wirtschaftspolitik der Gewerkschaften. Graz: Leykam 2006, S. 35-64 [Im Anhang: Bibliographie Benedikt Kautsky, S. 65-74]
  • Rupert Gmoser: Benedikt Kautsky (1894-1960). In: Neue österreichische Biographie ab 1815. Band 18. Wien [u. a.]: Amalthea-Verlag 1956, S. 28-34
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987, S. 238
  • Fritz Klenner: Benedikt Kautsky. In: Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 220-226
  • Félix Kreissler: Kautsky Benedikt. In: Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971, S. 160-161
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien / München: Jugend & Volk 1988, S. 332-333

Links