Barmherzige Brüder: Unterschied zwischen den Versionen

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Lit.: FS 375 J. Krkh. der B. B. Wien (1989); Heinz Polednik, Die
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*Festschrift 375 Jahre Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien. 1989
B. B. in Österr. 1918-1977 (1977), 61 ff. (Prioren 1614-1976: 78 f.;
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*Heinz Polednik: Die Barmherzigen Brüder in Österreich. 1918-1977. 1977, S. 61 ff. (Prioren 1614-1976: S. 78 f.; Primarärzte: S. 80 f.)
Primarärzte: 80); Leopold Senfelder, Die B. B. in Wien 1614-1914
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*Leopold Senfelder: Die Barmherzigen Brüder in Wien. 1614-1914. 1914
(1914); Friedrich Läufer, Die B. B. (1931); 400 Jahre B. B. (FS
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*Friedrich Läufer: Die Barmherzigen Brüder. 1931
1937); Gregor Schwab (Hg.), Kurze Lebensgeschichten .. aus dem
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*400 Jahre Barmherzige Brüder. Festschrift 1937
Hospitalorden des hl. Johannes von Gott (1927); Ludwig Brandl,
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*Gregor Schwab [Hg.]: Kurze Lebensgeschichten .. aus dem Hospitalorden des heilien Johannes von Gott. 1927
Der Chirurg Gabriel Gf. von Ferrara (1957); Isfried Schmid, Die
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*Ludwig Brandl: Der Chirurg Gabriel Graf von Ferrara. 1957
Klosterkirche der B. B. (1976); Günther Berger, Kirche der B. B.,
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*Isfried Schmid: Die Klosterkirche der Barmherzigen Brüder. 1976
in: WGB11. 42 (1987), 54ff.; BKF 2, 52ff.; KKL, 169f.; Bandion,
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*Günther Berger: Kirche der Barmherzigen Brüder. In: Wiener Geschichtsblätter 42. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1987, S. 54 ff.
98ff.; Missong, 109f.; Gugitz, Gnadenstätten l, 49f.; ÖZKD 3/4
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*Felix Czeike: II. Leopoldstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 2), S. 52 ff.
(1989; Turmrenovierung); Bibl. 3, 217ff. - Lit. Apotheke: -> Gra-
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*Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 169 f.
natapfel, Zum.
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*Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 98 ff.
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*Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 109 f.
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*Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 49 f.
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*Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege. Hg. vom Österreichischen Bundesdenkmalamt. Horn/Wien: Berger / Wien/München: Schroll 1952 - lfd. 3/4, (1989; Turmrenovierung)
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*Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 217 ff.
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Literatur zur Apotheke siehe [[Zum Granatapfel]]

Version vom 6. August 2013, 18:49 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von 1539 JL
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 6.08.2013 durch WIEN1.lanm08w09

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48° 12' 56.43" N, 16° 22' 55.20" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Barmherzige Brüder (2, Taborstraße 16, Große Moh- rengasse 9). Kloster: Taborstraße 16; Kirche (Heiliger Johannes der Täufer): Taborstraße bei 16; Neues Spital: Große Moh- rengasse 9 (Erweiterungsbau: Große Mohrengasse 11-13); Apotheke: Taborstraße 16.

Orden

Er wurde 1539 von Juan Ciudad Duarte (Heiliger Johannes von Gott) mit der Zielset- zung der Krankenpflege gegründet. Am 1. Jänner 1571 gab Pius V. der Brüdergenossenschaft die Regel des heiligen. Augustinus und das Ordenskleid; Sixtus V. erhob die Genossenschaft zu einem exemten Orden der katholischen Kirche, Paul V. bestätigte die Konstitutionen am 16. April 1617, Urban VIII. verlieh dem Orden am 20. Juni 1624 die Privilegien der Bettelorden. Das Wappen des Ordens ist ein Granatapfel, der von Kreuz, Stern und Krone überragt wird. Fürst Karl von und zu Liechtenstein (päpstlicher Gesandter Rudolfs II. in Rom) brachte den Orden nach Österreich (erste Niederlassung 1605 in Feldsberg).

Kloster

Ab 1592 gab es Bemühungen, den Orden nach Wien zu verpflanzen, aber erst 1614 wurde er von Kaiser Matthias, der die Barmherzigen Brüder im Zuge der von Kardinal Melchior Khlesl vorangetriebenen Gegenreformation („Klosteroffensive") nach Wien berufen hatte, gestiftet. Die Niederlassungen in Wien und Krakau wurden unter Ordensge- neral P. Gabriel Longo errichtet. Am 11. Juni 1614 konnte der Generalvikar (1614-1627) und Chirurg P. Gabriel Graf von Fer- rara Haus und Garten des Hofadvokaten Dr. Andreas Taller im Unteren Werd (Leopoldstadt) erwerben. 1624 erfolgte die feierliche Überreichung des Stiftungsbriefs durch Ferdi- nand II. Die Anlagen brannten am 22. Mai 1655 weitgehend nieder, doch konnten die Folgen des Brands dank der Op- ferbereitschaft Ferdinands III. und der Bevölkerung schon ein Jahr darauf großteils behoben werden. 1676-1682 wur- den Kirche und Kloster (letzteres geräumiger als zuvor) er- neuert. Die 1683 während der Zweiten Türkenbelagerung zerstörten Objekte wurden wiederhergestellt; das Kloster erstand 1684-1689 völlig neu. Von den josephinischen Klosteraufhebun- gen waren die Barmherzigen Brüder dank ihrer Spitalstätigkeit nicht be- troffen. Bedeutend sind das Refektorium (17. Jahrhundert), der Ka- pitelsaal (1736) und die Bibliothek (Einrichtung erste Hälfte 18. Jahrhundert). Im Kapitelsaal wird eine Neapolitanische Krippe (1748) verwahrt (Figuren aus Elfenbein und Ebenholz), die Leopold I. 1677 dem Kloster geschenkt hatte. 1805 und 1809 war das Kloster von den Franzosen besetzt; in der nationalsozialistischen Ära blieb das Kloster weitgehend unbehelligt; 1945 verhinderte Bürgermeister Theodor Körner eine Beschlagnahme durch die Sowjetische Besatzungsmacht.

Kirche

Mit dem Kirchenbau wurde 1622 begonnen. 1627 wurde Gabriel Graf von Ferrara bereits „vor dem Hochaltar" bestattet. Am 22. Mai 1655 fiel auch die Kirche dem Brand zum Opfer, doch erfolgte rasch ein Wiederaufbau (Glockenweihe 12. Juni 1656, regelmäßige Got- tesdienste seit 1665). 1672 brachte Pater Joseph a Cruce Cruchten eine Reliquie des heiligen Johannes von Gott aus Spanien nach Wien, die Leopold I. 1678 dem Konvent schenkte; bereits 1677 hatte er diesem für die Kirche das Gnadenbild „Jesus, Maria und Joseph" überlassen. Am 23. August 1682 wurde die Kirche geweiht, jedoch 1683 durch die Türken devastiert (Verwendung als Pferdestall). In ihrer gegenwärtigen Form wurde die Kirche 1683-1692 erbaut und dem heiligen Johannes dem Täufer geweiht; 1691 feierten die Barmherzigen Brüder in ihr die Heiligsprechung ihres Ordensstifters, 1694 erfolgte die neuerliche Weihe, 1697 war der Glockenturm vollendet. Im Inneren gehört die Kirche dem Typus der im 17. Jahrhundert üblichen Saalkirchen an (deren reinstes Beispiel die [[Domi- nikanerkirche]] in der Innenstadt ist); das System ist allerdings hier stark vereinfacht. In einer Nische der schmalen Fassade mit ihrer mächtigen Pilastergliederung steht eine Skulptur des Kirchenpatrons Johannes. Über dem einschiffigen vierjochugeb Saal erhebt sich eine Kuppel. Nach einer beträchtlichen Senkung des Mauerwerks (1732; besonders im Presbyterium, in der Sakristei und im Oratorium) wurde 1733/1734 der Chor der Kirche erweitert und der Turm durch Franz Anton Pilgram neu erbaut (1945 Barockhelm zerstört). Die Stuckarbeiten in der Kirche führte Santino Bussi aus. Am neuen Hochaltar (1735/1736) befindet sich das Ölgemälde „Taufe Christi" vcn Daniel Gran (1736; Kosten 422 Gulden; Restaurierungen 1836 und 1946); seitlich vier Marmorstatuen von Lorenzo Mattielli (heiliger Joachim, heiliger Zacharias, heilige Elisabeth, heilige Anna); Engel (oben) von An- tonio Gaetano Bussi. Links befinden sich drei Barockkapellen. Die Johannes-von-Gott- Kapelle (1774) besitzt einen kost- baren Marmoraltar, der die in der Glorie schwebende Ge- stalt des Heiligen (von Anton Tabotta) umrahmt; flankierend die Patrone Michael und Raphael. 1989 erfolgte im Zuge einer Renovierung die Rekonstruktion des 1945 zerstörten kupfernen Turmhelms.

Spital

Dem Kloster ist seit An- beginn ein Spital angeschlossen, das sich im Lauf der Jahrhunderte zu einem weltstädtischen Krankenhaus entwickelte. Das Alte Spital wendet seine bedeutende Fassade der Taborstraße zu (Risalit mit großer Pilasterordnung, zwei Nischen mit Steinfi- guren des heiligen Johannes von Gott und der heiligen Elisabeth, Auf- satz mit Giebel und Nischenfigur Mariens, auf den Voluten Steinfiguren der Erzengel Raphael und Michael). Es wurde 1828 und 1838 erweitert und nahm 1848 zahlreiche Verwundete auf. Das Neue Spital (2, Große Mohrengasse 9) wurde 1883-1885 nach Plänen von Carl von Hasenauer, Otto Ho- fer und Anton Schönmann durch Stadtbaumeister Cajetan Mise- rovsky auf den Konventgründen erbaut; da es bereits bei der Fertigstellung zu klein war, mußte es 1903-1905 (Weihe 1905) erweitert werden (2, Große Mohrengasse 11-13) bzw. im Inneren modernisiert (aseptischer Operationssaal, Röntgen- apparat, elektrische Beleuchtung, Zentralheizung); im Spital befindet sich auch eine Spitalskirche. 1945 konnte Bürgermeister Körner das Spital erfolgreich vor einer russischen Einquartie- rung bewahren. Bis 1959 kam es zu einer Konsolidierung des Krankenhausbetriebs; 1960 erhielten die Barmherzigen Brüder den Dr.-Karl-Renner-Preis „für die Arbeit zum Wohle der Wiener". 1973 wurde ein Erweiterungsbau eingeweiht. Das Spital wurde seither (abgeschlossen 1985) kontinuierlich renoviert und modernisiert (Einführung neuester medizinisch-technischer Einrich- tungen).

Apotheke

Zum Granatapfel" (eröffnet am 21. September 1624). Die alte Apotheke (1722; gemalte Stuckimi- tation des 18. Jahrhunderts) steht heute als Materialkammer in Ver- wendung, die neue Apotheke besitzt eine bemerkenswerte Empire- einrichtung (1803).

Kult

Der Kult erstreckt sich auf Ma- ria Heil der Kranken (Gemälde eines unbekannten Malers, 1666) und den heiligen Johannes von Gott (Marmoraltar in der dritten rechten Kapelle der Kirche mit Statue des Ordensgründers von Anton Tabotta, einem Schüler Matthäus Donners; Weihe der Kapelle am 8. November 1774).

Steinkruzifix

An der Fas- sade der Taborstraße ist neben der Apotheke ein 1770 von Anton Tabotta geschaffenes Kruzifix angebracht, das ursprünglich frei in der Straßenmitte vor dem Klostereingang stand; dort hatte es ein ähnlich gestaltetes Kreuz ersetzt, das schon 1689 erwähnt wird. Das Kruzifix wurde aus Verkehrs- rücksichten an die Fassade versetzt.

Literatur

  • Festschrift 375 Jahre Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien. 1989
  • Heinz Polednik: Die Barmherzigen Brüder in Österreich. 1918-1977. 1977, S. 61 ff. (Prioren 1614-1976: S. 78 f.; Primarärzte: S. 80 f.)
  • Leopold Senfelder: Die Barmherzigen Brüder in Wien. 1614-1914. 1914
  • Friedrich Läufer: Die Barmherzigen Brüder. 1931
  • 400 Jahre Barmherzige Brüder. Festschrift 1937
  • Gregor Schwab [Hg.]: Kurze Lebensgeschichten .. aus dem Hospitalorden des heilien Johannes von Gott. 1927
  • Ludwig Brandl: Der Chirurg Gabriel Graf von Ferrara. 1957
  • Isfried Schmid: Die Klosterkirche der Barmherzigen Brüder. 1976
  • Günther Berger: Kirche der Barmherzigen Brüder. In: Wiener Geschichtsblätter 42. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1987, S. 54 ff.
  • Felix Czeike: II. Leopoldstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 2), S. 52 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 169 f.
  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 98 ff.
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 109 f.
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 49 f.
  • Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege. Hg. vom Österreichischen Bundesdenkmalamt. Horn/Wien: Berger / Wien/München: Schroll 1952 - lfd. 3/4, (1989; Turmrenovierung)
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 217 ff.

Literatur zur Apotheke siehe Zum Granatapfel