August Sicard von Sicardsburg: Unterschied zwischen den Versionen

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August Sicard von Sicardsburg, * 6. Dezember 1813 Budapest, † 11. Juni 1868 Weidling bei Wien, Niederösterreich (Grinzinger Friedhof, an der Mauer Nummer 62), Architekt.  
 
August Sicard von Sicardsburg, * 6. Dezember 1813 Budapest, † 11. Juni 1868 Weidling bei Wien, Niederösterreich (Grinzinger Friedhof, an der Mauer Nummer 62), Architekt.  
  
Studierte in Wien, begab sieh 1839-1843 auf Reisen und erhielt 1843 eine Professur der Architektur an der Akademie der bildenden Künste; in der Folge arbeitete er eng mit seinem Freund [[Eduard van der Nüll]] zusammen (das erste gemeinsame Werk war das Ständehaus in Pest [seit 1873 Budapest]); in dieser Arbeitsgemeinschaft besorgte van der Nüll den künstlerisch-entwerfenden, Sicardsburg den technischen und geschäftlichen Teil. In Wien errichteten Sicardsburg und van der Nüll 1843-1846 den [[Schutzengelbrunnen]], 1846/1847 das [[Sophienbad (3)]], 1847 das Carltheater ([[Leopoldstädter Theater]], sub 2), 1849-1855 den Mitteltrakt des Arsenals, 1866/1867 das (erste) [[Haashaus]] und 1867/1868 das [[Larisch-Moennich-Palais]], zugleich aber 1861-1869 ihr Hauptwerk, die Oper (mit den [[Opernbrunnen]]), die am tragischen Abschluss ihres Wirkens steht; die Kränkung darüber, dass der Opernbau einer gehässigen Kritik unterzogen wurde, trieb van der Nüll zum Selbstmord. Das Werk des Architektenpaars, insbesondere die Oper, steht am Höhepunkt des Romantischen Historismus, verkörpert aber auch den allmählichen Wandel zu strengeren Idealen hin; die von Sicardsburg und Nüll verfochtenen liberal-romantischen Kunstideale vertrugen keine nationalistische oder sonstige
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Studierte in Wien, begab sieh 1839-1843 auf Reisen und erhielt 1843 eine Professur der Architektur an der Akademie der bildenden Künste; in der Folge arbeitete er eng mit seinem Freund [[Eduard van der Nüll]] zusammen (das erste gemeinsame Werk war das Ständehaus in Pest [seit 1873 Budapest]); in dieser Arbeitsgemeinschaft besorgte van der Nüll den künstlerisch-entwerfenden, Sicardsburg den technischen und geschäftlichen Teil. In Wien errichteten Sicardsburg und van der Nüll 1843-1846 den [[Schutzengelbrunnen]], 1846/1847 das [[Sophienbad (3)]], 1847 das Carltheater ([[Leopoldstädter Theater]], sub 2), 1849-1855 den Mitteltrakt des Arsenals, 1866/1867 das (erste) [[Haashaus]] und 1867/1868 das [[Larisch-Moennich-Palais]], zugleich aber 1861-1869 ihr Hauptwerk, die Oper (mit den [[Opernbrunnen]]), die am tragischen Abschluss ihres Wirkens steht; die Kränkung darüber, dass der Opernbau einer gehässigen Kritik unterzogen wurde, trieb van der Nüll zum Selbstmord. Das Werk des Architektenpaars, insbesondere die [[Staatsoper|Oper]], steht am Höhepunkt des Romantischen Historismus, verkörpert aber auch den allmählichen Wandel zu strengeren Idealen hin; die von Sicardsburg und Nüll verfochtenen liberal-romantischen Kunstideale vertrugen keine nationalistische oder sonstige Einengung und wurden daher von seiten der Stilspezialisten zurückgedrängt, weshalb zunehmend private und öffentliche Kritik einsetzte. Unter den Schülern war es insbesonders [[Carl von Hasenauer]], der das Andenken an Sicarsdburg und Nüll nicht in Vergessenheit geraten ließ. 1861/1862 war Sicarsburg (erster) Vorstand des Künstlerhauses (Mitglied ab 1861; vorher Mitglied des Albrecht-Dürer-Vereins), 1865-1867 Leiter einer Spezialschule für Architektur an der Akademie der bildenden Künste (zu seinen Schülern gehörte unter anderem August Weber). Sicardsburg starb an Tuberkulose, die ihn in den letzten Lebensmonaten zur Untätigkeit verurteilt hatte.  
Einengung und wurden daher von seiten der Stilspezialisten zurückgedrängt, weshalb zunehmend private und öffentliche Kritik einsetzte. Unter den Schülern war es insbesonders [[Carl von Hasenauer]], der das Andenken an Sicarsdburg und Nüll nicht in Vergessenheit geraten ließ. 1861/1862 war Sicarsburg (erster) Vorstand des Künstlerhauses (Mitglied ab 1861; vorher Mitglied des Albrecht-Dürer-Vereins), 1865-1867 Leiter einer Spezialschule für Architektur an der Akademie der bildenden Künste (zu seinen Schülern gehörte unter anderem August Weber). Sicardsburg starb an Tuberkulose, die ihn in den letzten Lebensmonaten zur Untätigkeit verurteilt hatte. Gedenktafel (6, Schadekgasse 4) von Ilse Pompe-Niederführ (enthüllt 25. Mai 1957). [[Siccardsburggasse]] (sic!).
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Die Schreibweise "Siccard von Siccardsburg" wurde vom Kunsthistorischen Institut der Universität Wien (seit den Forschungen von Renate Wagner-Rieger), unabhängig davon von Prof. Dr. Walter Krause und von Felix Czeike als unrichtig erkannt (wie dies auch aus Autographen des Architekten [unter anderem im Wiener Stadt- und Landesarchiv] hervorgeht). In diesem Lexikon wurde daher grundsätzlich die Schreibweise Sicard gewählt (ausgenommen die amtliche Straßenbenennung).
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Gedenktafel (6, Schadekgasse 4) von [[Ilse Pompe-Niederführ]] (enthüllt 25. Mai 1957). [[Siccardsburggasse]] (sic!).
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==

Version vom 6. Februar 2015, 16:58 Uhr

Daten zur Person
Personenname Sicard von Sicardsburg, August
Abweichende Namensform Siccard von Siccardsburg, August
Titel
Geschlecht männlich
PageID 16985
GND 118765108
Wikidata
Geburtsdatum 6. Dezember 1813
Geburtsort Budapest
Sterbedatum 11. Juni 1868
Sterbeort Weidling, Niederösterreich
Beruf Architekt
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 6.02.2015 durch WIEN1.lanm09bar
Begräbnisdatum
Friedhof Friedhof Grinzing
Grabstelle an der Mauer Nummer 62

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Professor für Architektur an der Akademie der bildenden Künste (1843)
  • Leiter einer Spezialschule für Architektur an der Akademie der bildenden Künste (1865 bis 1867)

August Sicard von Sicardsburg, * 6. Dezember 1813 Budapest, † 11. Juni 1868 Weidling bei Wien, Niederösterreich (Grinzinger Friedhof, an der Mauer Nummer 62), Architekt.

Studierte in Wien, begab sieh 1839-1843 auf Reisen und erhielt 1843 eine Professur der Architektur an der Akademie der bildenden Künste; in der Folge arbeitete er eng mit seinem Freund Eduard van der Nüll zusammen (das erste gemeinsame Werk war das Ständehaus in Pest [seit 1873 Budapest]); in dieser Arbeitsgemeinschaft besorgte van der Nüll den künstlerisch-entwerfenden, Sicardsburg den technischen und geschäftlichen Teil. In Wien errichteten Sicardsburg und van der Nüll 1843-1846 den Schutzengelbrunnen, 1846/1847 das Sophienbad (3), 1847 das Carltheater (Leopoldstädter Theater, sub 2), 1849-1855 den Mitteltrakt des Arsenals, 1866/1867 das (erste) Haashaus und 1867/1868 das Larisch-Moennich-Palais, zugleich aber 1861-1869 ihr Hauptwerk, die Oper (mit den Opernbrunnen), die am tragischen Abschluss ihres Wirkens steht; die Kränkung darüber, dass der Opernbau einer gehässigen Kritik unterzogen wurde, trieb van der Nüll zum Selbstmord. Das Werk des Architektenpaars, insbesondere die Oper, steht am Höhepunkt des Romantischen Historismus, verkörpert aber auch den allmählichen Wandel zu strengeren Idealen hin; die von Sicardsburg und Nüll verfochtenen liberal-romantischen Kunstideale vertrugen keine nationalistische oder sonstige Einengung und wurden daher von seiten der Stilspezialisten zurückgedrängt, weshalb zunehmend private und öffentliche Kritik einsetzte. Unter den Schülern war es insbesonders Carl von Hasenauer, der das Andenken an Sicarsdburg und Nüll nicht in Vergessenheit geraten ließ. 1861/1862 war Sicarsburg (erster) Vorstand des Künstlerhauses (Mitglied ab 1861; vorher Mitglied des Albrecht-Dürer-Vereins), 1865-1867 Leiter einer Spezialschule für Architektur an der Akademie der bildenden Künste (zu seinen Schülern gehörte unter anderem August Weber). Sicardsburg starb an Tuberkulose, die ihn in den letzten Lebensmonaten zur Untätigkeit verurteilt hatte.

Die Schreibweise "Siccard von Siccardsburg" wurde vom Kunsthistorischen Institut der Universität Wien (seit den Forschungen von Renate Wagner-Rieger), unabhängig davon von Prof. Dr. Walter Krause und von Felix Czeike als unrichtig erkannt (wie dies auch aus Autographen des Architekten [unter anderem im Wiener Stadt- und Landesarchiv] hervorgeht). In diesem Lexikon wurde daher grundsätzlich die Schreibweise Sicard gewählt (ausgenommen die amtliche Straßenbenennung).

Gedenktafel (6, Schadekgasse 4) von Ilse Pompe-Niederführ (enthüllt 25. Mai 1957). Siccardsburggasse (sic!).

Literatur

  • Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907-1950
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
  • Renate Wagner-Rieger. In: Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 2: Vom Biedermeier bis zur Gründung der modernen Parteien. Wien / München: Jugend & Volk 1973, S. 289 ff.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), Register
  • Renate Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1970, Register
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. 11 Bände. Wiesbaden: Steiner 1969-1981. Band 1, Register
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. 11 Bände. Wiesbaden: Steiner 1969-1981. Band 4, Register
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. 11 Bände. Wiesbaden: Steiner 1969-1981. Band 7, Register
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. 11 Bände. Wiesbaden: Steiner 1969-1981. Band 8/1 (Oper)
  • Heinrich Srbik / Reinhold Lorenz: Die geschichtliche Stellung Wiens 1740-1918. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1962 (Geschichte der Stadt Wien, Neue Reihe, 1), Register
  • Walter Krause: August Sicard von Sicardsburg. In: Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 22.01.1993, S. 3 f.
  • Walter Wagner: Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien. Wien: Rosenbaum 1967 (Veröffentlichungen der Akademie der Bildenden Künste in Wien, N.F. 1), Register
  • Franz Hadamowsky / Alexander Witeschnik: Hundert Jahre Wiener Oper am Ring [Jubiläumsausstellung]. Wien: Aktionskomitee 100 Jahr-Feier der Wiener Staatsoper 1969, S. 31
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 255 f.
  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 281