Sophienbad (3)

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Bad
Datum von 1838
Datum bis
Andere Bezeichnung Sophiensaal
Frühere Bezeichnung russisches Dampfbad
Benannt nach Sophie
Einlagezahl
Architekt Peter Gerl, Eduard van der Nüll, August Sicard von Sicardsburg, Petschnik, Johann Grossbies, Dehm, Olbricht
Prominente Bewohner
PageID 4191
GND
WikidataID
Objektbezug 1945 bis heute, Brand
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 20.09.2022 durch WIEN1.lanm09lue
  • 3., Marxergasse 17

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Sophienbad (3., Marxergasse 17). Der Tuchscherergehilfe Franz Morawetz kam zur Zeit des Wiener Kongresses in die Stadt und kaufte mit dem Geld seiner Frau in der Marxergasse ein Haus, in welchem er eine Tuchschererei betrieb. Da das Geschäft nicht florierte, errichtete er hier ein „russisches Dampfbad", das eine Novität war und, nachdem eine erkrankte Kammerfrau der Erzherzogin Sophie durch eine Kur wieder gesundet war, bald einen bedeutenden Aufschwung nahm. Es wurde am 14. Jänner 1838 als Sophienbad eröffnet (Architekt Peter Gerl) und 1845 in eine Arbeitsgemeinschaft umgewandelt, an deren Spitze der inzwischen erblindete Morawetz bis zu seinem Tod (1868) stand. Das Sophienbad wurde 1846/1847 durch van der Nüll und Sicard von Sicardsburg neu erbaut (bedeutendes Frühwerk der beiden Architeken; Baumeister Peter Gerl). Bei dieser Gelegenheit wurde der Mittelsaal (Größe 18 mal 46 m) als Schwimmhalle eingerichtet (Verwendung eiserner Träger, obwohl die damalige Baubehörde dagegen Einspruch erhoben hatte, vergleichbar mit dem alten Dianabad); er wurde später unter dem Namen „Sophiensaal" zu einem Mehrzwecksaal umgestaltet (verfügbare Fläche 13,6 mal 38 m; damals das größte öffentliche Lokal Wiens), in dem in den Wintermonaten Konzerte, bürgerliche Bälle und Maskenbälle, aber auch Versammlungen abgehalten wurden. (Fassungsraum bei Konzerten 2.000, bei Bällen 2.300 und bei Versammlungen 2.700 Personen). Der Eröffnungsfestball wurde am 12. Jänner 1848 von Johann Strauß Vater dirigiert. 1853 startete der Franzose Godard vom Garten des Sophienbads mit einem gasgefüllten Freiballon. 1870 baute ein gewisser Architekt Petschnik (Hans Petschnig zugeschrieben) die Galerien ein. Die Eröffnung des Sophienbads erfolgte am 03. Mai 1874. 1886 wurde der Kleine Saal (heute Blauer Salon) mit selbständiger Fassade und Entrée von Baumeister Johann Grossbies errichtet und 1899 wurde die Schaufront zur Marxergasse (hinter der der Große Saal liegt) durch das Architekturatelier Dehm & Olbricht in secessionistischem Stil neu fassadiert. Am 04. Mai 1926 begründete der Mittelschullehrer Richard Suchenwirth in den Sophiensälen die österreichische Nationalsozialistisches Partei (Hitlerbewegung). Nach dem Novemberpogrom wurde das Gebäude von den Nationalsozialisten ab 10. November 1938 als „Sammelstelle" von zur Deportation bestimmten jüdischen Mitbürgern verwendet. Am 15. Juni 1946 fand im Sophiensaal die Wiener Uraufführung der Operette „Maske in Blau" von Fred Raymond statt. 1948 wurde das Gebäude samt den Sophiensälen durch Carl Appel renoviert. Im Jahr 2000 zerstörte ein Brand die Sophiensäle. Der Wiederaufbau erfolgte 2013.

Literatur

  • M. Josef Vogel:0 Das Sophienbad des Franz Morawetz in Wien (1845)
  • Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 92 ff.
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 97
  • Helmut Kretscher: Landstraße. Geschichte des 3. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Heimatkunde, 3), S. 115 f.
  • Felix Czeike: III. Landstraße. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 3), S. 42, S. 133 f.
  • Renate Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1970, S. 81, S. 143
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 101
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 345 f.
  • Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 468
  • Emil Winkler: Technischer Führer durch Wien. Wien: Lehmann & Wentzel 1873, S. 165
  • Allgemeine Bauzeitung. Hg. von Ludwig, Heinrich und Emil Förster. Wien: Förster [u.a.] 1844, S. 120
  • Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur-und Architekten-Vereins. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1913, S. 84
  • Der Telegraph: 1838, S. 63 f.
  • Das Landstraßer Heimatmuseum. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Landstraßer Heimatmuseums 1964 - lfd. (ab 1971 u.d.T.: "Mitteilungen des Bezirksmuseums Landstraße") Band 1,1964, S. 38
  • Mitteilungen, Berichte, Notizen aus dem Bezirksmuseum Neubau. 1990, S. 19 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888]). Cosenza: Brenner 1967, Band 2, S. 491 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 2: Die Gemeinde, ihre Verwaltung und sozialen Belange, Wirtschaftsleben, Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft, Volkskunde, Naturwissenschaft, Klimatologie, Meteorologie, Naturereignisse, Varia und Kuriosa. Wien: Jugend & Volk 1955, S. 55