Arbeiterzeitung

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Daten zum Eintrag
Datum von 12. Juni 1889
Datum bis 31. Oktober 1991
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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48° 11' 31.12" N, 16° 21' 16.82" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Arbeiterzeitung, sozialdemokratische Parteizeitung, die seit 12. Juli 1889 als Ersatz der von Viktor Adler herausgegebenen und 1889 verbotenen „Gleichheit" (Redaktion und Verwaltung seit ihrer Gründung [1886] 6, Gumpendorfer Straße 73) 14- tägig, seit 18. Oktober 1889 wöchentlich, seit 31. Oktober 1889 zweimal wöchentlich und seit 1. Jänner 1895 täglich erschien („Zentralorgan der österreichischen Sozialdemokratie", Chefredakteur Friedrich Austerlitz; Unterbringung von Redaktion und Verwaltung in denselben Räumlichkeiten, Druckerei [bis Februar 1893] 9, Alser Straße 32); 1894- 1900 befanden sich Redaktion und Expedit im Haus 9, Schwarzspanierstraße 10 [Ferstelgasse 6]). Der Schwerpunkt des Blatts lag im politischen Teil; Viktor Adler und Friedrich Austerlitz zählten zu den gestaltenden Kräften des Blatts. Vom 17. September 1914 bis 30. März 1918 erschien zusätzlich in bescheidenem Umfang ein Abendblatt („AZ am Abend"). Die ersten Herausgeber waren Julius Popp und Adolf Pokorny, verantwortlicher Redakteur war Ludwig Bretschneider. 1918-1934 war die Arbeiter-Zeitung das führende politische Blatt der Ersten Republik (die Leitartikel schrieb meist Otto Bauer). Seit 1910 befand sich die Redaktion im parteieigenen Haus 5, Rechte Wienzeile 97 (Vorwärts). Nach dem Tod von Austerlitz (7. Juli 1931) übernahm Oscar Pollak die Chefredaktion. Am 12. Februar 1934 wurde das Erscheinen der Arbeiter-Zeitung verboten, nachdem sie bereits seit 25. März 1933 unter Vorzensur gestanden und zeitweise (9. Oktober-9. November 1933 beziehungsweise seit 21. Jänner 1934) Kolportageverbot erhalten hatte. In der Illegalität erschien die Arbeiter-Zeitung ab 25. Februar 1934 als Wochenblatt in Brünn (Untertitel „Organ der österreichischen Sozialdemokraten", ab September 1934 „Organ der österreichischen Sozialisten"), mußte jedoch am 22. November 1936 ihr offizielles Erscheinen einstellen (illegal bis März 1938 gedruckt). Als legales parteioffizielles Blatt erschien die Arbeiter-Zeitung seit 5. August 1945 (Untertitel „Zentralorgan der Sozialistischen Partei Österreichs"); Chefredakteur war wieder Oscar Pollak. Bis 1955 war die Arbeiter-Zeitung die größte Zeitung des besetzten Österreich (Auflage rund 300.000 täglich) und deckte schonungslos Übergriffe der sowjetrussischen Besatzungsstreitkräfte auf. Nach Pollaks Absetzung (Jänner 1962; † 28. August 1963) wurden Franz Kreuzer (1962-1967; Unterstützung Kreiskys bei der Ablösung Pittermanns im Parteivorsitz), Paul Blau (Juni 1967 August 1970; sein Versuch, die Arbeiter-Zeitung in ein linksliberales Qualitätsblatt umzuformen, scheitert am Kapitalmangel und am Widerstand der Wiener Sozialistischen Partei Österreich; Titeländerung auf „AZ") und Manfred Scheuch (1970-1989) Chefredakteure. 1972 erhielt die AZ als erste österreichische Zeitung ein Redakteurstatut. Im September 1980 wurden die Druckerei „Vorwärts" und die AZ getrennt. Am 16. Oktober 1985 kam es zu einer Formatänderung (Kleinformat) und zur Benennung „Neue AZ" mit dem Untertitel „Wiener Tagblatt". 1986 übersiedelten der sozialistische Verlag und die Druckerei „Vorwärts" mit seinen Publikationen vom traditionsreichen Haus 5, Rechte Wienzeile 97 in den Neubau 3, Viehmarktgasse 4. Da die AZ stark defizitär war, wurde 1988 ein Privatisierungskonzept entworfen, und 1989 begannen Verkaufsverhandlungen, die erfolgreich abgeschlossen wurden. Seit 12. Dezember 1989 erschien die „AZ" unter neuer Leitung (Herausgeber Hans Schmidt, Chefredakteur Robert Hochner; die Sozialistische Partei Österreich behielt nur noch einen Anteil von zehn Prozent); das Kleinformat wurde beibehalten, das Layout grundlegend geändert (Trend zum Aussehen einer Boulevardzeitung) und durch regelmäßige, an bestimmte Wochentage gebundene Beilagen dem Informations- und Bildungsbedürfnis gezielt Rechnung getragen. Im April 1990 trat Hochner als Chefredakteur zurück (Nachfolger Peter Pelinka), am 20. April 1990 veräußerte die Sozialistische Partei Österreich ihre Beteiligung. Als am 31. August 1990 die Einstellung der Zeitung drohte, gelang es, diese mit Hilfe von Sponsoren und Spenden aus den Kreisen der Leserschaft abzuwenden. Am 31. Oktober 1991 mußte das Erscheinen dennoch eingestellt werden. Die Liquidation wurde mit der am 24. Jänner 1992 erfolgten Zustimmung der Gläubiger zu einem 40prozentigen Ausgleich abgeschlossen.

Literatur

  • Peter Pelinka / Manfred Scheuch: 100 Jahre AZ. Die Geschichte der Arbeiter-Zeitung. Wien [u.a.]: Europa-Verlag 1989
  • Wolfgang Maderthaner: „Der freie Geist, das freie Wort." Die Arbeiterpresse in Österreich von 1867 bis zur Jahrhundertwende. In: Wolfgang Maderthaner [Hg.]: Arbeiterbewegung in Österreich und Ungarn bis 1914. Referate des Österreichisch-Ungarischen Historikersymposiums in Graz vom 5. bis 9. September 1986. Wien: Europaverlag 1986 (Materialien zur Arbeiterbewegung, 45), S. 182 ff.
  • Kurt Paupié: Kurt Handbuch der Österreichischen Pressegeschichte 1848-1959. Band 1. Wien: Wilhelm Braumüller 1960, S. 88 f.
  • Ruprecht Kunz: Die Geschichte der "Arbeiter-Zeitung" von ihrer Gründung bis zur Jahrhundertwende. Diss. Univ. Wien. Wien 1949
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 106, 140, 178, 192 f.
  • Wochenpresse, 30.08.1990, S. 50 ff.