Aline Furtmüller: Unterschied zwischen den Versionen

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== '''Politisches und pädagogisches Engagement''' ==
 
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Als Mitglied im ''Sozialwissenschaftlichen Bildungsverein'', in dem sie seit 1900 verkehrte, kam Aline Furtmüller mit führenden sozialdemokratischen Parteifunktionären wie [[Karl Renner]], [[Otto Bauer]] oder [[Robert Danneberg]] in Berührung, die den Verein regelmäßig besuchten. Dort lernte Furtmüller auch ihren späteren Ehemann, den Lehramtskandidaten [[Carl Furtmüller]], kennen, den sie 1904 heiratete. Ihm folgte sie auch ins mittelböhmische Kladno (Kladen), wo Carl Furtmüller 1904 eine Stelle als Gymnasiallehrer erhielt. A. Furtmüller begriff diesen bis 1909 währenden Zeitabschnitt als "Verbannungsjahre"<ref>Die sozialdemokratischen Gemeinderätinnen von Wien. In: Die Unzufriedene. Eine unabhängige Wochenschrift für alle Frauen, 11.06.1932, S. 4</ref>, wurde jedoch selbst pädagogisch aktiv: So gründete sie 1905 eine Ortsgruppe des ''Vereins Freie Schule'' und organisierte Vorträge für Arbeiter.
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Als Mitglied im ''Sozialwissenschaftlichen Bildungsverein'', in dem sie seit 1900 verkehrte, kam Aline Furtmüller mit führenden sozialdemokratischen Parteifunktionären wie [[Karl Renner]], [[Otto Bauer]] oder [[Robert Danneberg]] in Berührung, die den Verein regelmäßig besuchten. Dort lernte Furtmüller auch ihren späteren Ehemann, den Lehramtskandidaten [[Carl Furtmüller]], kennen, den sie 1904 heiratete. Ihm folgte sie auch ins mittelböhmische Kladno (Kladen), wo Carl Furtmüller 1904 eine Stelle als Gymnasiallehrer erhielt. Aline Furtmüller begriff diesen bis 1909 währenden Zeitabschnitt als "Verbannungsjahre"<ref>Die sozialdemokratischen Gemeinderätinnen von Wien. In: Die Unzufriedene. Eine unabhängige Wochenschrift für alle Frauen, 11.06.1932, S. 4</ref>, wurde jedoch selbst pädagogisch aktiv: So gründete sie 1905 eine Ortsgruppe des ''Vereins Freie Schule'' und organisierte Vorträge für Arbeiter.
 
Nach ihrer Rückkehr nach Wien im Jahr 1909 unterrichtete sie an einer Mädchenmittelschule, zwischen 1919 und 1934 vertrat Furtmüller die SDAP im Wiener Gemeinderat. Gleichzeitig war sie Vorsitzende der sozialdemokratischen Frauenorganisation im 3. Wiener Gemeindebezirk ([[Landstraße]]). Daneben lud das Ehepaar Furtmüller regelmäßig zu prominent besuchten politischen Diskussionen in die eigene Wohnung ein.
 
Nach ihrer Rückkehr nach Wien im Jahr 1909 unterrichtete sie an einer Mädchenmittelschule, zwischen 1919 und 1934 vertrat Furtmüller die SDAP im Wiener Gemeinderat. Gleichzeitig war sie Vorsitzende der sozialdemokratischen Frauenorganisation im 3. Wiener Gemeindebezirk ([[Landstraße]]). Daneben lud das Ehepaar Furtmüller regelmäßig zu prominent besuchten politischen Diskussionen in die eigene Wohnung ein.
  
 
== '''Verhaftung, Emigration und Tod''' ==
 
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Nach dem 12. Februar 1934 wurde Aline Furtmüller verhaftet und verbrachte einige Wochen in Haft. Danach wurde sie, ebenso wie Carl Furtmüller, fristlos aus dem Schuldienst entlassen. In der Folge war sie für die illegalen [["Revolutionäre Sozialisten | Revolutionären Sozialisten"]] tätig. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 emigrierte Aline Furtmüller gemeinsam mit ihrem Ehemann nach Paris, wo sie Mitglieder des "Kreises österreichischer Sozialisten" in der Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten wurden. Nach Beginn der Westoffensive der Deutschen Wehrmacht flüchtete das Ehepaar Furtmüller weiter nach Südfrankreich. Anlässlich eines illegalen Grenzübertritts nach Spanien wurden sie verhaftet und mehrere Monate in spanischen Gefängnissen interniert. Nach ihrer Haftentlassung im Januar 1941 konnten sie schließlich nach New York emigrieren. Im September 1941 gehörte Aline Furtmüller neben Friedrich Adler und anderen zur Mitunterzeichnerin des Protestes österreichischer Sozialdemokraten im Exil gegen Versuche der Bildung einer österreichischen Exilregierung durch Hans Rott und Willibald Plöchl. Ende Dezember 1941 verstarb Aline Furtmüller in New York an Leukämie.
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Nach dem 12. Februar 1934 wurde Aline Furtmüller verhaftet und verbrachte einige Wochen in Haft. Danach wurde sie, ebenso wie Carl Furtmüller, fristlos aus dem Schuldienst entlassen. In der Folge war sie für die illegalen [[Revolutionäre Sozialisten | "Revolutionären Sozialisten"]] tätig. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 emigrierte Aline Furtmüller gemeinsam mit ihrem Ehemann nach Paris, wo sie Mitglieder des "Kreises österreichischer Sozialisten" in der Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten wurden. Nach Beginn der Westoffensive der Deutschen Wehrmacht flüchtete das Ehepaar Furtmüller weiter nach Südfrankreich. Anlässlich eines illegalen Grenzübertritts nach Spanien wurden sie verhaftet und mehrere Monate in spanischen Gefängnissen interniert. Nach ihrer Haftentlassung im Januar 1941 konnten sie schließlich nach New York emigrieren. Im September 1941 gehörte Aline Furtmüller neben Friedrich Adler und anderen zur Mitunterzeichnerin des Protestes österreichischer Sozialdemokraten im Exil gegen Versuche der Bildung einer österreichischen Exilregierung durch Hans Rott und Willibald Plöchl. Ende Dezember 1941 verstarb Aline Furtmüller in New York an Leukämie.
  
 
== Ehrungen ==
 
== Ehrungen ==

Version vom 23. März 2016, 18:00 Uhr

Daten zur Person
Personenname Furtmüller, Aline
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 44335
GND
Wikidata
Geburtsdatum 20. Oktober 1883
Geburtsort Wien
Sterbedatum 1. Dezember 1941
Sterbeort New York
Beruf Lehrerin
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei
Ereignis
Nachlass/Vorlass Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 23.03.2016 durch DYN.martin krenn
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Wiener Gemeinderates (1919 bis 1934)

Aline Furtmüller, * 20. Oktober 1883 Wien, † Dezember 1941 Haverford, Delaware County (USA), Lehrerin, sozialdemokratische Politikerin.

Herkunft und Bildungsweg

Aline Furtmüller wurde als Tochter des aus Russland nach Wien geflüchteten Revolutionärs Samuel Klatschko und dessen Gattin Anna (geb. Lwoff) geboren. Klatschko unterhielt nicht nur Kontakte zur russischen Emigration, sondern auch zu österreichischen Sozialdemokraten wie Viktor Adler. Nach Ablegung der Matura studierte Furtmüller an der Universität Wien 1903-1904 Französisch mit dem erklärten Wunsch, als Lehrerin beruflich tätig zu werden.

Politisches und pädagogisches Engagement

Als Mitglied im Sozialwissenschaftlichen Bildungsverein, in dem sie seit 1900 verkehrte, kam Aline Furtmüller mit führenden sozialdemokratischen Parteifunktionären wie Karl Renner, Otto Bauer oder Robert Danneberg in Berührung, die den Verein regelmäßig besuchten. Dort lernte Furtmüller auch ihren späteren Ehemann, den Lehramtskandidaten Carl Furtmüller, kennen, den sie 1904 heiratete. Ihm folgte sie auch ins mittelböhmische Kladno (Kladen), wo Carl Furtmüller 1904 eine Stelle als Gymnasiallehrer erhielt. Aline Furtmüller begriff diesen bis 1909 währenden Zeitabschnitt als "Verbannungsjahre"[1], wurde jedoch selbst pädagogisch aktiv: So gründete sie 1905 eine Ortsgruppe des Vereins Freie Schule und organisierte Vorträge für Arbeiter. Nach ihrer Rückkehr nach Wien im Jahr 1909 unterrichtete sie an einer Mädchenmittelschule, zwischen 1919 und 1934 vertrat Furtmüller die SDAP im Wiener Gemeinderat. Gleichzeitig war sie Vorsitzende der sozialdemokratischen Frauenorganisation im 3. Wiener Gemeindebezirk (Landstraße). Daneben lud das Ehepaar Furtmüller regelmäßig zu prominent besuchten politischen Diskussionen in die eigene Wohnung ein.

Verhaftung, Emigration und Tod

Nach dem 12. Februar 1934 wurde Aline Furtmüller verhaftet und verbrachte einige Wochen in Haft. Danach wurde sie, ebenso wie Carl Furtmüller, fristlos aus dem Schuldienst entlassen. In der Folge war sie für die illegalen "Revolutionären Sozialisten" tätig. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 emigrierte Aline Furtmüller gemeinsam mit ihrem Ehemann nach Paris, wo sie Mitglieder des "Kreises österreichischer Sozialisten" in der Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten wurden. Nach Beginn der Westoffensive der Deutschen Wehrmacht flüchtete das Ehepaar Furtmüller weiter nach Südfrankreich. Anlässlich eines illegalen Grenzübertritts nach Spanien wurden sie verhaftet und mehrere Monate in spanischen Gefängnissen interniert. Nach ihrer Haftentlassung im Januar 1941 konnten sie schließlich nach New York emigrieren. Im September 1941 gehörte Aline Furtmüller neben Friedrich Adler und anderen zur Mitunterzeichnerin des Protestes österreichischer Sozialdemokraten im Exil gegen Versuche der Bildung einer österreichischen Exilregierung durch Hans Rott und Willibald Plöchl. Ende Dezember 1941 verstarb Aline Furtmüller in New York an Leukämie.

Ehrungen

1949 wurde ein vor dem Zweiten Weltkrieg errichteter Gemeindebau in der Ziegelofengasse 12–14 in Wien-Margareten auf "Aline-Furtmüller-Hof" umbenannt. Nach dem Tod ihres Ehemannes Carl wurde der Name der Wohnhausanlage auf Furtmüllerhof geändert.

Werke

  • Der Kampf der Geschwister. In: Alfred Adler / Carl Furtmüller [Hg]: Heilen und Bilden. Ärztlich-pädagogische Arbeiten des Vereins für Individualpsychologie. 1. Auflage. München Reinhardt, 1914, S. 262 ff.
  • Frauenarbeit und Frauenbewußtsein. In: Käthe Leichter [Red.]: Handbuch der Frauenarbeit in Österreich. Hg. von der Kammer für Arbeiter und Angestellte. Wien: Kammer für Arbeiter und Angestellte 1930, S. 465 ff.
  • Notre livre de francais. Lehrbuch für deutsche und allgemeine Mittelschulen sowie verwandte Schulgattungen. Drei Bände. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1924/1925/1930
  • Pour jouer en classe! Zwei anspruchslose Reimspiele für das zweite Jahr des Französischunterrichts. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1920

Literatur

  • Daniela Ritt-Krenek: Aline Furtmüller. Leben und Flucht einer Sozialdemokratin (1883–1941). Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 1994
  • Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emogration nach 1933-1945 / International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933-1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte / Research Foundation for Jewish Immigration, New York in Zusammenarbeit mit Werner Röder und Herbert A. Strauss. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. Bearbeitet von Dieter Marx Schneider und Louise Forsyth. München [u.a. ]: De Gruyter Saur 1980, S. 210

Links

Einzelnachweise

  1. Die sozialdemokratischen Gemeinderätinnen von Wien. In: Die Unzufriedene. Eine unabhängige Wochenschrift für alle Frauen, 11.06.1932, S. 4