Teinfaltstraße 8-8A
1, Teinfaltstraße 8-8A, identisch mit Schreyvogelgasse 1 und Oppolzergasse 1-3 und Löwelstraße 20
Dieses Objekt umfasst einen durch obige vier Gassen umgrenzten Baublock im Ausmaß von 3212 m². Aus einer Anzahl kleiner Häuser, verschmelzen diese zu einem einheitlichen Objekt.
Haus Nr. 74: Dieses Haus gilt als das Stammgebäude dieser Anschrift. Es wuchs aus einer Zahl kleinerer Häuser zusammen. Diese Häuser sollen im Einzelnen besprochen werden.
- Haus A: Dieses Haus war ursprünglich den Schotten grunddienstbar.
- Haus B: 1468 wird dieses Haus erstmals schriftlich im Harrer-Band erwähnt.
- Haus C: Von 1468 bis 1476 sind die Daten über dieses Haus ident mit Haus B.
- Haus D: 1438 erwirbt eine Privatperson dieses Haus vom Abt des Stifts Melk. 1443 verkauft besagte Person das Objekt samt Liegenschaft an Simon Pötl und dessen Frau. Pötl war einer der bedeutendsten Kaufleute und reichsten Bürger der Stadt Wien zu seiner Zeit. Seine zweite Ehefrau Anna, Witwe des reichen Kaufmanns Ulrich Perman, verhalf ihm zur nochmaligen Vermehrung seines Vermögens.
Die Besitzverhältnisse der oben genannten Häuser enden um 1620. Aus diesen vier Häusern entstand die kaiserliche Stallung für (minderwertige) Pferde, daher der Name „Klepperstall“. Dieser muss noch vor dem Jahr 1684 erbaut worden sein.
1781 wurde das umfangreiche Gebäude vom Grafen Johann Palffy erworben. Zu dieser Zeit erfolgte ein Umbau zu einem großen Wohngebäude. Das neue Gebäude hatte eine Grundfläche von 2755 m2, es besaß vier Stockwerke und enthielt zudem 59 Wohnungen. 1865 wurde das Haus von der Wiener Baugesellschaft erworben.
Unter den berühmten Persönlichkeiten, die in diesem Haus wohnten war auch Beethoven, der sich hier für eine kurze Zeit einmietete. Im dritten Stockwerk besaß zudem der bekannte Stadtmann Friedrich von Gentz eine Wohnung. Er galt als Verschwender und stattete die Wohnung mit für damalige Zeiten beachtlichem Luxus aus.
Haus Nr. 75: Dieses Haus war mit dem Namen „zur Hollerstaude“ beschildet. Verlässliche Besitzangaben dieses Hauses setzen erst relativ spät ein. 1768 war Besitzerin dieses und des Nachbarhauses Nr. 76 war Anna Marie Sonnenmayr. 1807 kam der ehemalige und auch letzte Kammerdiener, namens Johann Bapt. Cant Honet Clery, des Königs Ludwig XVI. von Frankreich in den Besitz des Hauses. Er war durch die Veröffentlichung seines Tagebuchs wohlhabend geworden. Das Haus war damals einstöckig und bestand aus drei Küchen und sieben Räumen. 1846 wurde das Haus schließlich an den berühmten Schneider des Biedermeier Josef Gunkel verkauft. Unter ihm wurde Wien in Sachen Herrenmode zur tongebenden Stadt. 1869 erwarb das ganze Haus die Wiener Baugesellschaft.
Haus Nr. 76: Dieses Haus wird erstmalig 1716 als das „de Hahsische Freihaus“ erwähnt. Auch dieses Haus erwarb wie vorhin erwähnt 1807 Johann Bapt. Cant Honet Clery.
1875 kam es allerdings bereits zum Abbruch des Hauses. Dieses Haus scheint eine gewisse Rolle in der Geschichte der Freimaurerei gespielt zu haben. Seit dem Jahr 1795 war sie in Österreich verboten. Durch die zweimalige Besetzung Wiens durch die Franzosen, lebte diese aber gewissermaßen wieder auf. 1813 wurde die Freimaurerei aber gänzlich unterdrückt. Nach Ausbruch der Märzerhebung 1848 wurde durch ein Mitglied der Entschluss gefasst, die im Jahr 1771 gegründete Loge „zum heiligen Josef“ wieder zu eröffnen. Die feierliche Eröffnung fand 1848 in eben diesem Haus statt. Aber infolge der tags darauf einsetzenden stürmischen Ereignisse wurde die Loge wieder aufgehoben und seitdem waren alle Bemühungen diese wieder zu beleben vergebens.
Haus Nr. 77: Die ersten hier bekannten Eigentümer stammen aus dem Jahre 1721. 1871 wurde das Haus vom k.k. Stadterweiterungsfonds erworben. 1875 ist es, da mittlerweile abgebrochen, nicht mehr ausgewiesen.
Haus Nr. 73: Hier befanden sich ursprünglich drei Häuser.
- Haus A: wird 1489 erstmalig erwähnt. Um 1682 scheinen Haus A und B denselben Besitzer gehabt zu haben. Eine Zeit war dieses Haus Teil des Klepperstalls von Haus Nr. 74. Diese Art der Verwendung des Hauses war aber eben nur kurzfristig. Die Häuser A (mit dem darin bereits aufgefangenen Haus B) und C wurden um 1751 Carl Hoyer von Schlitzweg eingeantwortet. Unter dem Bischof zu Grosswardein wurden beide Häuser (Haus A inkl. Haus B und Haus C) in eines verbaut. 1819 wurde das Haus von Nikolaus Fürst Eszterhazy de Galantha erworben. 1856 wurde das Haus an den damals künftigen Bürgermeister von Wien (1861-68) Dr. Andreas Zelinka verkauft. Seine Erben sind noch in Besitz dieses Hauses.
- Haus B: wird erstmals 1441 veräußert. Unter dem Besitz der Eheleute Hayden erfolgte der Zusammenschluß beider Häuser A und B um das Jahr 1640. Weiter siehe Haus A.
- Haus C: 1441 wird hier bereits ein Haus ausgewiesen. Im Laufe der Jahre wechselt das Haus häufig seine Besitzer, teils durch Erbschaft teils durch Veräußerung. Seit der Verbauung zu einem Haus ist die Beschreibung mit Haus A ident, siehe dort.
Haus Nr. 72: Um 1438 war dieses Haus noch in Besitz von König Albrecht II., der es zu dieser Zeit weiterveräußerte. 1798 wurde die k. k. Feldkonsistorialkanzlei in das Haus verlegt, die 1837 dort als k. k. Direktion der militärischen Kirchenangelegenheiten ausgewiesen ist.
Alle oben genannten Häuser wurden von der k. k. privaten Allgemeinen Boden Credit Anstalt zusammengekauft, abgebrochen und 1885 an ihrer Stelle nach Plänen des Architekten Emil Ritter von Forster das gegenwärtige große Gebäude errichtet. Durch Fusionsvertrag vom 14. November 1929 ging es in den Besitz der Österreichischen Credit Anstalt für Handel und Gewerbe über. 1946 erwarb mit Kaufvertrag das ganze Gebäude die „Newag, Niederösterreichische Elektrizitätswerke AG“.
An der Ecke Teinfaltstraße/Löwelstraße befindet sich eine Relieftafel zum Gedenken an die Opfer der Türkenbelagerung (1683) aus dem Jahre 1863. Da Starhemberg über zu wenig Männer im Kampf verfügte mussten damals die Bürger der Stadt herangezogen werden. Am Ausgang der Teinfaltstraße stand das Franzenstor, das seinen Namen nach Kaiser Franz I. führte, der es zur besseren Verbindung mit der Josefstadt erbauen ließ.
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 7, Wien ²1957 (Manuskript im WStLA), S. 169-181