Ursulinenkirche
Ursulinenkirche (1, Johannesgasse 8, Seilerstätte 26; Klosterkirche "Heilige Ursula"; heute Kirche der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien).
Ursulinen in Wien
Die Ursulinenkirche wurde samt dem weitläufigen Klostergebäude (anstelle von acht Häusern), das von der Seilerstätte bis weit in die Johannes- und Annagasse reichte, 1673-1675 erbaut. Bis 1745 (laut Czeike [ Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien ] 1795) erfolgte ein Neubau des Konventgebäudes. Das Klostergebäude wurde 1960 an die Republik Österreich verkauft und nimmt seither die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien sowie einen Teil des Österreichischen Museums für Volkskunde (Sammlung "Religiöse Volkskunst") auf. Die Zweigstelle des Klosters (18, Gentzgasse 14-20) wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben beschädigt. Die Kunstschätze aus beiden Objekten wurden in das 1960 bezogene neue Ursulinenkloster in Mauer (erbaut von Guido Gnilsen und Erich Eisenhofer) übertragen. Die Zweigstelle Gentzgasse wurde aufgelassen (nach Demolierung Bau der Wohnhausanlage "Ursulinenhof").
Äußeres
Ursprünglich diente den Ursulinen ein Raum, der später um zwei Zimmer erweitert wurde, als Kapelle. Am 21. Oktober 1673 erfolgte die Grundsteinlegung zum Bau der Kirche, die am 13. September 1675 durch den Abt des Schottenstifts und Weihbischof Johann Schmitzberger eingeweiht wurde. Sie befindet sich zwischen dem ehemaligen Kloster und dem ehemaligen Schulhaus und scheint der Kirche S. Giacomo Scossacavallo in Rom nachempfunden. Die Kirche besitzt eine römische Fassade mit schönem Portal und zeigt im zweiten Geschoss niederländische Anklänge. Das Langhaus weist beiderseits je zwei Kapellen auf. Darüber befinden sich Emporen und schöne Stuckaturen. Der Chor schließt geradlinig ab.
Inneres
Der Innenraum der Kirche ist stark von italienischen Jesuitenkirchen beeinflusst. Der Hochaltar, der das ganze Kircheninnere architektonisch beherrscht, gleicht einem einzigen, großen Reliquiar mit dem Leichnam des Katakombenmärtyrers Mercurius, der 1676 aus dem Cimiterium des heiligen Calictus aus Rom nach Wien kam. Das Hochaltarbild stammt von Johann von Spillenberger (1674). Außerdem wurde die Kirche mit folgenden weiteren Altären ausgestattet, wobei die beiden letzten erst später hinzukamen:
- Altar zu Ehren Jesu, Maria und Josef (gestiftet von der Gräfin Lesslin, geborene Gräfin Dietrichstein); 1771 wurde der Altar anlässlich der Seligsprechung der Ordensstifterin, Angela Merici, auf Kosten des Klosters erneuert und das Altarblatt gegen ein Bildnis der heiligen Angela ausgetauscht.
- Altar zu Ehren des heiligen Franz de Paula (gestiftet von der Gräfin Collalto); 1778 wurde das Altarblatt durch ein Bild des heiligen Augustinus ersetzt; Über die letztwillige Verfügung der Kaiserin Claudia wurde diese durch die Unbefleckte Empfängnis Mariens ausgetauscht.
- Altar zu Ehren des heiligen Augustinus.
- Altar zu Ehren des heiligen Ignatius.
- Altar zu Ehren des leidenden Heilands (1739 gestiftet von Herrn von Hochburg [seinerzeitiger Besitzer des Hauses Weihburggasse 8]; andere Quellen geben Frau Gebhart, geborene von Hartenfels als Stifterin an).
- Altar zu Ehren des heiligen Johannes von Nepomuk (1741 vom Beichtvater Johannes Kral gestiftet).
1887 wurde die Kirche restauriert. Heute weist sie folgende Altäre auf:
- Altar des heiligen Johannes von Nepomuk: Unter diesem Altar 1947 die Plastik "Das unbefleckte Herz Mariä" von Franz Barwig dem Jüngeren angebracht. Deren Anbringung wurde vom Konvent gelobt, sobald der Krieg beendet sei.
- Altar der heiligen Familie (Original von Johann von Spillenberger).
- Herz-Jesu-Altar: Das Altarbild zeigt die Heiligen Ignatius und Aloisius betend vor dem Heiland und stammt von August Wörndle.
- Altar des heiligen Clemens Maria Hofbauer: Dieser Altar stammt ebenfalls Wörndle.
- Altar der heiligen Angela: Das Altarblatt von Franz Xaver Wagenschön zeigt die Erscheinung der heiligen Jungfrau Maria vor der heiligen Angela.
- Altar "Ecce homo" und "Mater dolorosa"
1888 wurde auch im von Clemens Maria Hofbauer benutzten Beichtzimmer (Hochparterre an der Johannesgasse) ein Altar aufgestellt (Hofbauer wirkte von 1813 bis zu seinem Tod im Jahr 1820 in dieser Kirche und machte sie zu einer der am meisten besuchten und andächtigsten der Stadt).
Konzertkirche
Die Kirche Sankt Ursula (1) wurde 1968 als Konzertkirche ausgestattet (Einbau einer großen neuen Orgel). Dem historischen Bau wurde ein Fernseh- und Rundfunkstudio angeschlossen, sodass jederzeit Konzertaufnahmen möglich sind (die Orgel steht der Musikhochschule zur Verfügung, das Studio gehört dem ORF). In der wegen ihrer guten Akustik bekannten Kirche finden auch Publikumskonzerte (fast ausschließlich mit geistlicher Chor- und Orgelmusik) statt.
Literatur
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 73 ff.
- Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 96
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 58
- Zwei Jahrhunderte des Ursulinenklosters in Wien 1660-1860. Wien: L. Mayer 1860
- Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 47 f.
- Erika Doberer: Die Ausstattung des Ursulinenklosters mit spätbarocker Nischenplastik. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 16 (1962), S. 56
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 215 ff.
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 2. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 299-301