Kramers Kaffeehaus
Kramersches Kaffeehaus.
Es war nicht, wie oft fälschlich behauptet wird, im Haus „Zur goldenen Krone" (auch Elefantenhaus oder "Zum schwarzen Elefanten" genannt) untergebracht, sondern in einem Haus im Schlossergassel (Konskriptionsnummer 598b).
Es galt zu Zeiten Maria Theresias und Josephs II. als Wiener Sehenswürdigkeit. 1720 erwarb der Kaffeesieder Jacob Kramer das Haus, in dem er schon zuvor einen Kaffeeschank eingerichtet hatte.
Es war und blieb während der Dauer seines rund achtzigjährigen Bestandes ein dürftiges, beengendes und düsteres Lokal, in das wegen der Enge des Gässleins niemals ein Sonnenstrahl eindrang. Der Raum war nur von Talglichtern erleuchtet und wies ein sehr armseliges Inventar auf: ein paar Tische aus Eichenholz, einige davon mit Marmorplatten, vier Bänke und sechs schwarzgepolsterte, große und massive Lederstühle, sowie einen plumpen Spiegel im Hintergrunde.
Kramer selbst scheint am späteren Ruhm seines Kaffeehauses nicht viel beigetragen zu haben, denn erst unter seinem Nachfolger Andreas Furthmoser, Mitglied des äußeren Rates, Kirchenmeisters bei St. Stephan und Hauptmann des Bürgermeisterregiments, der mit seiner Frau Elisabeth am 28. September 1747 das Haus, das Kaffeehaus aber erst im Jahr 1750 kaufte, dürfte das Lokal bereits eine gewissen Anziehungskraft besessen haben. Doch erst unter Johann Michael Hertl, der mit seiner Frau Katharina am 6. September 1771 das Kaffeehaus erwarb, erreichte es große Bekanntheit. Er war es, der die Konjunktur der Zeit rasch erfasste, indem er in sein sonst wenig anziehendes Lokal die Literaten und dadurch zu locken verstand, dass er ihnen reichlich Lesestoff (hier lagen die meisten Zeitungen und Zeitschriften Deutschlands und die wenigen Wiener Journale auf) im Gegensatz zu den anderen Kaffeehäusern, zur Verfügung stellte. Das lockte denn auch tatsächlich die damals führenden Geister Wiens an, sich hier zu treffen und auszutauschen.
Hier waren unter anderen Zu den ständigen Gästen zählten Cornelius Hermann von Ayrenhoff, Alxinger, Alois Blumauer, Lorenz Leopold Haschka, Franz Ratschky, [[Rautenstrauchgasse|Franz Stephan Rautenstrauch] ständige Gäste.
Als am 11. Mai 1797 starb, ging das Geschäft an seine Frau Elisabeth über, aber unter ihr und ihren Nachfolgern hatte es bald seinen alten Ruf verloren. Mehrere der führenden Personen waren gestorben, andere in das Lager der Reaktion hinübergewechselt. Anderes Publikum, das seine Behaglichkeit suchte, konnte sich mit dieser Höhle, die viel zu wenig Komfort bot, nicht begnügen. Als am 11. Mai 1799 Anton und Anna List den Betrieb übernahmen, mussten sie ihn daher auf andere Besucher umstellen.
Im Jahre 1819 wurde dieses gänzlich aufgegeben und eine Lederhandlung trat die Nachfolgerschaft in den verwaisten Räumen des alten Hauses an.
Literatur
- Franz Gräffer: Kleine Wiener Memoiren und Wiener Dosenstücke. In: Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich. Band 13, S. 341 f.
- Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Dt. Verlag für Jugend und Volk 1940, Register
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 374
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 1. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 163 f.