Bernhard Paul
- Urgroßvater Josef Weyl
- Kompagnon André Heller
Bernhard Paul, * 20. Mai 1947 Lilienfeld, Zirkusdirektor, Grafiker.
Biographie
Bernhard Paul wurde als Sohn einer Handwerkerfamilie geboren. Sein Vater Karl war Elektriker. Einer der Urgroßväter Bernhard Pauls war Josef Weyl, der Dichter des Originaltextes des "Donauwalzers". Bernhard Paul wuchs in Wilhelmsburg auf. Schon als Kind träumte er von der Zirkuswelt, jonglierte bei Familienfesten für Bruder und Eltern und gab artistische Kunststücke zum Besten.
Bernhard Paul studierte zunächst an der Höheren Technischen Lehr- und Versuchsanstalt für Hoch- und Tiefbau in Krems, wechselte jedoch dann an die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt nach Wien. Hier zählten später bekannte Künstler wie Josef Bramer, Fritz Hechelmann, Gottfried Helnwein und Manfred Deix zu seinen Schulkameraden.
Zunächst war Bernhard Paul Artdirektor des Nachrichtenmagazins "Profil", bevor er 1976 mit der Gründung des Circus Roncalli (gemeinsam mit André Heller) seinen Lebenstraum verwirklichte. Am 18. Mai 1976 feierte der Zirkus mit seinem Programm "Die größte Poesie des Universums" seine Uraufführung beim Bonner Sommer. 1977, nach seinem Wien-Gastspiel auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofes in St. Marx und seinem Zerwürfnis mit André Heller, musste Bernhard Paul seine Zirkus-Idee aufgeben. Er übersiedelte mit den Restbeständen des Circus-Roncalli nach Köln und baute ein historisches Panoptikum, mit dem er Jahrmärkte bereiste. 1980 schaffte der Circus Roncalli schließlich sein erfolgreiches Comeback. Bernhard Paul expandierte und machte den Zirkus zum einem lebendigen Gesamtkunstwerk. 1982 erwarb Paul, der im Roncalli selbst in die Rolle des Clowns "Zippo" schlüpfte, den Nachlass seines großen Vorbildes, des Clowns "Grock".
Mit "Panem et Circenses" realisierte er 1990 die Idee des kulinarischen Reisevarietés, verband im historischen Spiegelzelt circensische Kunst und Gaumenfreuden und löste damit die Welle der "Erlebnis-Gastronomie" aus. 1992 kehrte Bernhard Paul nach Wien zurück, um zum ersten Mal in der Wiener Stadthalle bei der traditionsreichen Show "Artisten, Tiere, Attraktionen" Regie zu führen. 1993 feierte der Circus Roncalli ein gelungenes Comeback in Wien, diesmal auf dem Rathausplatz, wo er ein Fixpunkt im Herbstprogramm wurde. Als der Zirkus 2014 abermals in Wien gastierte, engagierte sich Bernhard Paul in Wien als Partner im Rahmen einer Laiendefibrillator-Kampagne der Stadt Wien.
Paul ist nicht nur Zirkusdirektor, Event-Manager, Zeichenkünstler und Clown, sondern vor allem auch Sammler: Auf 10.000 Quadratmetern im Kölner Winterquartier sind 200 alte Zirkuswagen, Karusselle, Schaukeln, Riesenräder aus der Kaiserzeit, Spiegel-Tanzpaläste, 60 Greißler- und Friseurläden, Kaffeehauseinrichtungen, alte Wägen und Telefonzellen, die größte europäische Sammlung an Zirkus-Memorabilia, Kochbücher, Plakate und Tausende Glühbirnen versammelt. 2016 übernahm er den Kostümfundus von Lambert & Hofer mit mehr als 5.000 Kostümen.
Mit einer großen Tournee durch Deutschland und Österreich, die unter anderem auch auf dem Wiener Rathausplatz Station machte, beging der Circus Rocalli 2011 sein 35-jähriges Bestehen. 2016 gastierte der Zirkus abermals auf seiner Jubiläumstournee in Wien.
Der Zirkusdirektor erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen; unter anderem die Verleihung des Berufstitels "Professor" (2006). 2008 ehrte ihn der Auslandsösterreicher-Weltbund als "Auslandsösterreicher des Jahres".
Literatur
- Werner Köhler / Edmund Labonté [Hg.]: Circus Roncalli. Geschichte einer Legende. Hamburg: Hoffmann und Campe 1997
- Rathauskorrespondenz, 08.09.2014
- Kurier, 09.05.2009, 11.09.2014
- Die Presse, 28.08.2011
- Rathauskorrespondenz, 17.08.2006
- Format, 07.10.2011
- Circus Roncalli: Biographie des Roncalli Gründers und Direktors Bernhard Paul [Stand: 15.05.2017]