Friedrich Adler

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Friedrich Adler vor Gericht, 1917
Daten zur Person
Personenname Adler, Friedrich
Abweichende Namensform
Titel Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 6019
GND 118647016
Wikidata Q93503
Geburtsdatum 9. Juli 1879
Geburtsort Wien
Sterbedatum 2. Jänner 1960
Sterbeort Zürich
Beruf Politiker
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 23.11.2022 durch WIEN1.lanm08jan
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle
Bildname Friedrichadler.jpg
Bildunterschrift Friedrich Adler vor Gericht, 1917
  • 9., Liechtensteinstraße 49 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Abgeordneter zum Nationalrat (04.03.1919 bis 20.11.1923)
  • Chefredakteur des "Volksrecht (1910)
  • Sekretär der II.Internationale (1922 bis 1939)
  • Sekretär der Internationalen .Arbeitsgemeinschaft Sozialistischer Parteien.Parteien (1921)
  • Vorsitzender der Wiener Arbeiterräte (1918 bis 1919)

Adler Friedrich, * 9. Juli 1879 Wien 9, Liechtensteinstraße 49, † 2. Jänner 1960 Zürich, Politiker, Sohn Viktor Adlers. Studierte in Zürich Mathematik, Physik und Chemie (Dr. phil.) und betätigte sich danach in der Schweiz als Redakteur (ab 1910 Chefredakteur) bei der sozialdemokratischen Tageszeitung "Volksrecht" und als Hochschullehrer.

Biografie

1911 wurde er von der österreichischen Sozialdemokratischen Partei als einer der vier Sekretäre ins Parteisekretariat berufen, wo er einer der Führer der "Parteilinken" wurde. Als Redakteur des theoretischen Organs der Sozialdemokraten "Der Kampf" wandte er sich gegen die Kriegspolitik. Adler konnte die Enttäuschung darüber, dass sich die in der Sozialistischen Internationale vereinigten Parteien dem Krieg nicht mit aller Macht entgegenstemmten, nicht überwinden, legte nach Kriegsausbruch seine Parteiämter zurück, führte jedoch die Diskussion über die Kriegsunterstützung im "Kampf“ weiter; eine kleine Gruppe (darunter Gabriele Proft, Therese Schlesinger, Max Adler, Robert Danneberg und Leopold Winarsky), die sich im Verein "Karl Marx" zusammenfand, stand ihm zur Seite. Aus Protest gegen den parlamentslosen Ausnahmezustand und als Kampfansage gegen den habsburger Kriegsabsolutismus erschoss Adler am 21. Oktober 1916 im Hotel "Meißl & Schadn" (1, Neuer Markt 2) den dort speisenden österreichischen Ministerpräsidenten Karl Graf Stürgkh, wurde zum Tod verurteilt, jedoch zu 18 Jahren Kerker begnadigt. Die Verteidigungsrede, die Adler vor Gericht hielt, gehört zu den bedeutendsten Dokumenten in der Geschichte der Arbeiterbewegung. Am 1. November 1918 amnestiert, wurde Adler 1918/1919 Vorstand der Wiener Arbeiterräte (in denen er zur Enttäuschung der Bolschewiki erfolgreich dem kommunistischen Einfluss entgegenwirkte). Im Februar 1921 fand in Wien eine internationale Konferenz jener Sozialistischen Parteien statt, die sich weder zur alten (am Beginn des Ersten Weltkriegs zusammengebrochenen) Zweiten Internationale noch zur kommunistischen Dritten Internationale bekennen wollten; sie gründeten die Internationale Arbeitsgemeinschaft Sozialistischer Parteien und bestellten Adler zu ihrem Sekretär.

Seine Versuche, die Spaltung zu überwinden, waren zum Scheitern verurteilt; so wurde im Mai 1923 in Hamburg die neue Sozialistische Arbeiter-Internationale gegründet, in der sich der Rest der zweiten Internationale und die Internationale Arbeitsgemeinschaft vereinigten. Adler leitete das Züricher Sekretariat, das 1935 nach Brüssel übersiedelte. Die nationalsozialistische Zeit verlebte Adler in den USA; nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er nach Europa zurück und ließ sich in Zürich nieder.

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe bleibt auch in der jüngsten Forschung die Frage umstritten, wie das von Friedrich Adler verübte Attentat auf Stürgkh zu bewerten sei.

Friedrich-Adler-Weg

Quellen

Literatur

  • Rudolf G. Ardelt: Friedrich Adler. Probleme einer Persönlichkeitsentwicklung um die Jahrhundertwende. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1984
  • Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 92014, S. 98
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 145 f.
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 1: A-H. München: A. Francke 1973
  • Julius Braunthal: Victor und Friedrich Adler. Zwei Generationen Arbeiterbewegung. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1965
  • Johann Wolfgang Brügel [Hg.]: Friedrich Adler vor dem Ausnahmegericht. Wien: Europa-Verlag 1967
  • Wolfgang Maderthaner: Der Adlerhorst. Eine Familie der sozialdemokratischer Gründerzeit. In: Die ersten 100 Jahre. Österreichische Sozialdemokratie 1888-1988. Hg. von Helene Maimann. Wien [u.a.]: Brandstätter 1988
  • Alfred Magaziner: Die Wegbereiter. Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung. Wien: Volksbuchverlag 1975, S. 152 ff.
  • Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
  • Bruno Nussbichler: Otto Bauers und Friedrich Adlers Wirken im internationalen Sozialismus. Diss. Univ. Wien. Wien 1954
  • Werner Röder [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. International biographical dictionary of Central European émigrés 1933–1945. München: Saur 1980
  • Maren Seliger / Karl Ucakar: Wien. Politische Geschichte 1896-1934. Wien: Jugend & Volk 1985 (Geschichte der Stadt Wien, 2), S. 733 f.
  • Karl F. Stock / Rudolf Heilinger / Marylène Stock: Personalbibliographien österreichischer Dichter und Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1972