Franz Coelestin Schneider

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Franz Coelestin Schneider
Daten zur Person
Personenname Schneider, Franz Coelestin
Abweichende Namensform
Titel Ritter, Ministerialrat, Prof., Dr. med., Dr. chir., Mag. obstetr.
Geschlecht männlich
PageID 11099
GND 116824700
Wikidata Q1449993
Geburtsdatum 28. September 1812
Geburtsort Krems, Niederösterreich
Sterbedatum 29. November 1897
Sterbeort
Beruf Mediziner, Chemiker, Pharmakologe, Sanitätsbeamter
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Wasserversorgung, Wasserversorgungskommission, Erste Hochquellenleitung
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Franz Coelestin Schneider.jpg
Bildunterschrift Franz Coelestin Schneider

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ordinarius für allgemeine und medizinische Chemie an der Universität Wien (1870 bis 1876)
  • Dekan der medizinischen Fakultät (1875 bis 1876)
  • Mitglied der ständischen Militärsanitätskommission (1851)
  • erster Inspektor der Militär-Medikamentenregie (1851)
  • Präsident des Obersten Sanitätsrats (1879)
  • Mitglied des Wiener medizinischen Doktoren-Kollegiums (1876)

Franz Coelestin Schneider (1885 Ritter von), * 28. September 1812 (auch 13. September 1813) Krems, Niederösterreich, † 29. November 1897, Mediziner, Chemiker, Pharmakologe, Sanitätsbeamter, Schwiegervater des Anatomen Anton Weichselbaum.

Biografie

Ursprünglich dem geistlichen Stand zuneigend (1831-1835 im Benediktinerstift Göttweig, Empfang der niederen geistlichen Weihen), veranlasste ihn danach sein ausgeprägtes Interesse für Naturwissenschaften zum Studium der Medizin an der Universität Wien (Dr. med. 1842, Mag. obstetr. 1842, Dr. chir. 1843). 1843-1846 war Schneider praktizierender Arzt in Herzogenburg (Niederösterreich), 1846 kam er als Assistent an die Lehrkanzel für Botanik an die Universität Wien zurück, widmete sich dann aber dem Studium der Chemie an der Universität Prag (unter J. Redtenbacher, der ihn 1849 als Assistent an die Universität Wien mitnahm). 1850 habilitierte sich Schneider an dieser für spezielle anorganische und organische Chemie, 1852 wurde er zum Professor der chirurgischen Vorbereitungswissenschaften (Physik, Chemie, Naturgeschichte) am Feldärztlichen Institut bestellt (aus dem 1854 das Josephinum hervorging; hier schließlich Lehrkanzel für Chemie). 1870 wurde Schneider zum Ordinarius für allgemeine und medizinische Chemie an der Universität Wien bestellt. Nachdem er 1871 beim Experimentieren durch eine Explosion ein Auge verloren hatte, zog er sich 1876 in den Ruhestand zurück (1875/1876 Dekan der medizinischen Fakultät), wirkte jedoch noch bis 1888 als Ministerialrat und Sanitätsreferent im Ministerium des Inneren; Herrenhausmitglied (1889).

Durch die Verbindung von medizinischer und chemischer Ausbildung war Schneider imstande, auf mehreren Fachgebieten fruchtbringend zu forschen, und lieferte dadurch grundlegende Impulse zur Verselbständigung der Fächer Hygiene, Gerichtsmedizin und Pharmakognosie. Zu seinen Schülern zählten Florian von Kratschmer-Forstburg, Max Gruber, Josef Nowak und August Emil Vogl Ritter von Fernheim. Schneider verfasste eine Reihe maßgeblicher Monographien: "Grundzüge der allgemeinen Chemie, mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse des ärztlichen Studiums bearbeitet" (1851), "Die gerichtliche Chemie, für Gerichtsärzte und Juristen bearbeitet" (1852) sowie sein Hauptwerk "Commentar zur neuen österreichischen Pharmakopöe" (1855, 1869/1874 mit A. E. Vogl; "Commentar zur siebten Ausgabe der österreichischen Pharmakopöe", 1889/1890).

Im Rahmen seiner Gutachtertätigkeit leitete er die chemischen Wasseranalysen, die die Wasserversorgungskommission 1863 und 1864 über mögliche Bezugsquellen zur Wasserversorgung Wiens durchführen ließ. In Folge dieses Engagements wurde er selbst Mitglied des Gemeinderats (1864-1866) und der Wasserversorgungskommission, die die Planung und den Bau der Ersten Hochquellenwasserleitung verantwortete. Mitglied der ständischen Militärsanitätskommission (ab 1851) und erster Inspektor der Militär-Medikamentenregie, Mitglied des Wiener medizinischen Doktoren-Kollegiums (ab 1876) und Vizepräsident des Obersten Sanitätsrats (ab 1879 Präsident). Seiner maßgeblichen Initiative ist der Neubau des alten Chemischen Instituts zu danken. Ehrenbürger von Baden (1877).

Literatur

  • Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Band 2. Wien: Daberkow 1892
  • Agathon Wernich / August Hirsch: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Wien [u.a.]: Urban u. Schwarzenberg 1884-1888
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Julius Leopold Pagel [Hg.]: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin / Wien: Urban & Schwarzenberg 1901
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
  • Rudolf Stadler: Die Wasserversorgung der Stadt Wien in ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Denkschrift zur Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung im Jahre 1873. Wien: Gemeinderat 1873, S. 192
  • Mitteilungen des Wiener medizinischen Doktor-Kollegiums 23 (1897), S. 133
  • Wiener klinische Wochenschrift 10 (1897), S. 1081 ff.
  • Wiener medizinische Wochenschrift 47 (1897), S. 2363 ff.
  • A. E. Vogl: Dr. Franz Ritter von Schneider. In: Burkhard Reber: Rebers Gallerie hervorragender Therapeuten und Pharmakognosten. Genf 1897
  • Helmut Wyklicky: Das Josephinum. Biographie eines Hauses. Wien: Brandstätter 1985, S. 119 f.
  • Helmut Wyklicky: 175 Jahre Hygiene an Österreichs Universitäten. In: Zentralblatt für Bakterologie, Mikrobiologie und Hygiene, I. Abteilung: Original, 72 (1981), S. 441 ff.
  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 256 ff., Register

Weblinks