Wiener Fürstentag

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In der Bildmitte des Holzschnitts der römisch-deutsche Kaiser Maximilian I., zu seinen Seiten die Könige von Polen-Litauen und Ungarn-Böhmen (1515).
Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Veranstaltung
Datum von 17. Juli 1515 JL
Datum bis 22. Juli 1515 JL
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 9822
GND
WikidataID
Objektbezug Maximilian I., Johannes Cuspinian, Ferdinand I. (Heiliges Römisches Reich), Mittelalter, Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 22.11.2022 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Wiener-fuerstentag.jpg
Bildunterschrift In der Bildmitte des Holzschnitts der römisch-deutsche Kaiser Maximilian I., zu seinen Seiten die Könige von Polen-Litauen und Ungarn-Böhmen (1515).

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Der Wiener Fürstentag (Erster Wiener Kongress) war ein diplomatisches Großereignis im Juli 1515. Auf der Balkanhalbinsel agierte das Osmanische Reich schon seit dem 15. Jahrhundert überaus erfolgreich und bedrohte durch territoriale Zuwächse nicht nur Ungarn, sondern mittelfristig auch Österreich. Von den untereinander verfeindeten, westeuropäischen Staaten war im Ernstfall wenig Hilfe zu erwarten; so kamen die Habsburger mit den Jagiellonen über einen gegenseitigen Freundschaftsvertrag überein, der nach Vorverhandlungen in Pressburg in Wien beschlossen werden sollte. Der römisch-deutsche Kaiser Maximilian I. hatte bereits 1506 mit dem jagellonischen König Wladislaw II. von Böhmen und Ungarn einen Vertrag abgeschlossen, demzufolge Maximilians Enkel Ferdinand (König ab 1533, Kaiser 1556-1564) mit einer Tochter Wladislaws vermählt werden sollte.

Im Jahr 1515 lud Maximilian zu einem Kongress nach Wien der dem Abschluss eines Freundschaftsbündnisses gegen die Osmanen dienen sollte und durch Heiratsverträge besiegelt wurde. Nach langwierigen Vorverhandlungen in Pressburg mit den jagellonischen Königen, die Kardinal Lang im Auftrag des Kaisers führte, wurden am 20. Mai 1515 Vorverträge abgeschlossen, die der Kaiser in Wien ratifizierte. Zum persönlichen Treffen der Fürsten kam es jedoch erst im Juli, da der Kaiser alles aufbot, um seine Gäste zu beeindrucken, das dafür nötige Geld aber erst bei Jakob Fugger durch Verpfändungen aufgetrieben werden musste. 600 Fußknechte des Schwäbischen Bundes, Reisige der Erbländer in Turnierausrüstung, die besten Renner und Stecher des Reiches wurden aufgeboten. Albrecht Dürer entwarf die Festkleider und Hoftrachten.[1]

Am 17. Juli 1515 erfolgte der Einzug der Monarchen in Wien; Wladislaw und sein Bruder König Sigismund hielten sich von 17. Juli bis 2. August 1515 als Gäste des Hofs auf. Daneben waren auch zahlreiche Vertreter des römischen Reichsadels sowie Gesandte aus ganz Europa in Wien zu Gast.

Während ihres Besuchs wurde die von Johannes Cuspinian diplomatisch vorbereitete Doppelhochzeit zwischen den Kindern König Wladislaws beziehungsweise König Philipps von Spanien und seiner Gattin Johanna vorbereitet. Der neunjährige Ludwig, Erbe Wladislaws, wurde mit der nur wenige Monate älteren Maria von Habsburg verlobt, der zwölfjährige Ferdinand mit Anna, der Tochter Wladislaws. Bei der Verlobungsfeier im Stephansdom vertrat Maximilian I. seinen in Spanien weilenden Enkel.

Während des Kongresses fanden Festzüge, Mummereien, Renn- und Reiterspiele und ein Massenturnier "am Hof" statt. Die Stadt konnte die große Zahl an Gästen kaum alle fassen. Während der Eröffnung mit einem Festakt in der Hofburg musste der große Saal gesperrt werden. Neben den hohen Gästen und deren Gefolge sollen 6000 Reiter und 2000 Knechte bei den Darbietungen anwesend gewesen sein. Die Kosten des Kongresses beliefen sich auf 200.000 Gulden.[2]

Die Hochzeiten fanden 1522 bzw. 1521 in Wien statt. Die sich aus diesen ergebende gegenseitige Erbfolge führte 1526 (Tod Ludwigs II. in der Schlacht bei Mohács gegen die Türken) zur Erwerbung Böhmens und Ungarns durch die Habsburger, jedoch (da die Türken dies nicht widerspruchslos hinnahmen) zur Teilung Ungarns, zum Vormarsch der Türken gegen Mitteleuropa und zu den Türkenbelagerungen Wiens (1529, 1683; Türkenkriege).

Quelle

Literatur

  • Hermann Wiesflecker: Kaiser Maximilian I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit. Bd. 4, Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1981
  • Hermann Wiesflecker: Maximilian I. Die Fundamente des habsburgischen Weltreiches, Wien/München: Verlag für Geschichte und Politik / Oldenbourg 1991
  • Johannes Cuspinianus: Congressus ac celeberrimi conventus Caesaris Maximiliani et trium regum Hungariae, Boemiae, et Poloniae. [Wien]: [Johann Singriener d.Ä.] [1515]
  • Die verainigung Kaiserlicher Ma. mit Künig von Hũgern, Polen, Boehem [et]c. Auch wie vñ wa sy zů samen komen seynd, vnd ainander enpfanngen hond Auch was sich begeben hat, vñ was herschafft vnd volck darbey gewesen vnnd wie sy zů Wien einzogenn seind mitt mer verlauffunng vnd handlung alles hierinnen klerlich begriffen. [Augsburg]: [Erhard Oeglin] [1515]
  • Newe zeytung: wie un welcher gestalt Kayserlich Maiestat: mitsambt den Königen von Ungern vnd Polen. Am Sechzeheden tag Julij. Tausent Funffhundert Funffzehene. Zu Wien eingeriten ist: vn was sich Aldo verlaufen hat. o.O. o.J.
  • Eduard Breier: Der Fürstentag zu Wien. Historischer Roman. Wien: Erste Wiener Vereins-Buchdruckerei 1884

Einzelnachweise

  1. Hermann Wiesflecker: Kaiser Maximilian I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit. Bd. 4, Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1981, S. 183-185.
  2. Wiesflecker, Maximilian I., Bd. 4, S. 189-190, 197-201.