Ringstraßenwettbewerb Projekt Nr.81

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Plan zum Concursprojekt Nr. 81, 1858
Hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P15.111111.41 - Concursprojekt Nr. 81
Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Wettbewerb
Datum von 31. Jänner 1858
Datum bis 31. Juli 1858
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 43897
GND
WikidataID
Objektbezug Ringstraße, Glacis
Quelle
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Letzte Änderung am 6.12.2022 durch WIEN1.lanm08jan
Bildname Concursplan Nr. 81.jpg
Bildunterschrift Plan zum Concursprojekt Nr. 81, 1858
Hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P15.111111.41 - Concursprojekt Nr. 81

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Devise: La ligne droite.


Verfasser: unbekannt


Das Projekt Nr. 81 wurde am 5. August 1858 im Ministerium des Innern abgelegt[1] und in der Sitzung der Jury am 30. Oktober 1858 durch den Berichterstatter Sektionsrat Valentin Streffleur als mit "nicht zur Preiszuerkennung geeignet"[2] eingestuft und aus dem weiteren Wettbewerb ausgeschieden.


Städtebaulicher Entwurf

Der Einsender schickte sein Projekt versehen mit einer französischen Devise und einer ebenso in französischer Sprache verfassten Denkschrift ein. Bei ihm könnte es sich um einen Genfer Planer handeln, da die Kombination von quadratischen Blöcken (wahrscheinlich mit Höfen) und langen streifenförmigen Blöcken dem Stadterweiterungsplan von Leopold Blotnizki ähnelte. Es ist darüber hinaus die einzige Denkschrift, die in französischer Sprache verfasst wurde.
Es ist schwerlich auszumachen, ob es sich um einen Planer französischer oder Schweizer Staatsangehörigkeit gehandelt hat. Planunterlagen wurden aus dem französischen Teil der Schweiz, wissentlich aber nicht aus Frankreich, in Wien angefordert. Vom ursprünglichen Konvolut (5 Pläne, 1 Ansicht, 1 Denkschrift) blieben nur die Denkschrift, eine perspektivische gemalte Ansicht und der Situationsplan erhalten.
Die Straßen in den neuen Quartieren wurden, dem Motto entsprechend, so gerade wie möglich angelegt. Dies hatte nicht nur ästhetische, sondern auch – und hier wirkt das Vorbild Paris – militärische Gründe, nämlich der Abwehrkampf gegen einen "inneren Feind". "Les nouveaux quartiers que nous proposons sont tous avec des rues divisées et autant que possible parallèles de façon à pouvoir être balayées par le canon en cas de nécessite." Aber seine überaus konkreten Überlegungen zu militärischen und fortifikatorischen Angelegenheiten reichten noch darüber hinaus und betrafen auch den städtischen Untergrund. Um die gesamte Stadt sah er unter dem Boulevard einen Tunnel vor. Dieser sollte nicht nur die Kanalisation, die Wasserversorgung und ein Stromkabel beherbergen, sondern hätte auch als Truppen- und Materialverschiebungsweg zwischen den beiden Kasernen dienen können. Den Boulevard legte der frankophone Projektant direkt auf die niedergerissenen Kurtinen unmittelbar an die innere Stadt. Am Boulevard wollte er in Arkaden Bazare unterbringen, in denen Waren ausgestellt und verkauft werden sollten. "En un mot cette exposition universelle et permanente attirera de ce côté beaucoup de vie et de mouvement."
Am Rande der Stadt und auch im Stadtinneren schlug er mehrere Regulierungen vor, die sich aber auf kleinere Abbruch- und Rektifizierungsarbeiten beschränkten. Die Bebauung konzentrierte sich auf die beiden dafür vorgesehenen Bereiche und hielt sie aber sehr klein. Das "Quartier Impérial" im Süden konzipierte er symmetrisch um eine Achse, die er auf die Heugasse ausrichtete. Die öffentlichen Prachtbauten (Stadthaus und ein weiteres öffentliches, aber nicht näher bezeichnetes Gebäude) in großem Maßstab befanden sich im "kaiserlichen Viertel" an einem großen Platz respektive entlang des Boulevards.
In einen strengen Raster fügte er Monumentalbauten und Wohnbauten ein. Letztere teilte er in drei verschiedene Typologien. Erstens Wohnbauten in Scheibenform, von etwa 15–20 m Breite. Daneben schlug er großzügige, im Idealfall quadratische Blockrandbebauungen mit Hofanlagen ("Squares") vor, die viergeschossig oder maximal 50 Fuß (etwa 15 m) hoch sein sollten. Die Höfe wären mit einer Rasenfläche und einer Wasserfläche oder Springbrunnen ausgestattet gewesen. "On réservera le milieu pour un parterre dans lequel on évitera les hautes plantations et où l’on ménagera une place pour une fontaine ou un jet d’eau. Cette agréable promenade, retraite commode et sûre pour les enfants, sera à la disposition seule des habitants du Square." Um die Qualitäten dieser Bauten noch zu steigern, sah der Wettbewerbsteilnehmer – die Arkaden der Rue de Rivoli von Paris oder jene von Turin vor Augen – Arkaden im Erdgeschoss vor. Diese Bauten sah er für das Quartier Impérial. In gleicher Volumetrie sollten diese Bauten aber auch im Norden des Stadtzentrums erbaut werden, hier jedoch für die Arbeiterbevölkerung und mit einer anderen Hofgestaltung, nämlich für Ateliers und Werkstätten von kleinen Handwerksbetrieben.
Im Hinblick auf den sich ausbreitenden Handel und die anwachsende Industrie sah er die Schaffung von drei großen Lagerzentren ("entrepôts") vor, die nur auf dem verlorenen Übersichtsplan ersichtlich waren.


Stellenwert

Er war der einzige, der einen städtebaulichen Grundsatz zum Ausdruck brachte, der erst später in den Handbüchern des Städtebaus auftauchen sollte. In seinem Kapitel "Point de vue Sanitaire" brandmarkte er die engen, finsteren und feuchten Gassen der Innenstadt und formulierte die Forderung, dass die Straßen breit angelegt werden und daß "les maisons qu’on bâtira entre la ville et les faubourgs ne dépassent pas certaine hauteur qui sera fixée par les autorités compétentes des travaux-publics", um in einem ausgeglichenen Verhältnis zur Straßenbreite zu stehen. Diese Forderung war besonders wichtig, wenn es darum ging, die Straßen in ausreichender Breite anzulegen.[3]


Siehe auch:


Quellen


Einzelnachweise

  1. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, Präsidialakte, STEF, Karton 2, Fasz. 6973/M.I. 677/1858
  2. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, Präsidialakte, Fasz. 119 ad11801/1858
  3. Zum Ringstraßenwettbewerb siehe: Harald R. Stühlinger, Der Wettbewerb zur Wiener Ringstraße, Birkhäuser, Basel 2015