Phönix-Versicherung

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Firma
Datum von 1860
Datum bis 1936
Benannt nach
Prominente Personen
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Die Gründung der Phönix

Die „k.k. priv. Versicherungs-Gesellschaft österreichischer Phönix in Wien“ wurde 1860 durch die „Dresdner Feuer-Versicherungsgesellschaft“, welche auch die Aktienmehrheit übernahm, gegründet. Als Gründer gilt der Ober-Beamte der sächsischen Gesellschaft Georg Schmidt. Das Aktienkapital betrug drei Millionen Gulden, aufgeteilt auf 3000 Aktien. Der Geschäftsbetrieb konzentrierte sich anfangs auf die Immobiliar- und Mobiliar-Versicherung gegen Feuerschäden und auf die Transport-Versicherung zu Lande und zu Wasser, während die Hagelversicherung und die Lebens-Versicherung erst in den Jahren 1864 bis 1866 aufgenommen wurden. Als 1868 die Muttergesellschaft in Dresden in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, gelang es einem Komitee österreichischer Industrieller durch Rücknahme der Aktien die Wiener Tochter auf eigene Beine zu stellen. 1880 wurde der Wirkungskreis der Anstalt auf Ungarn und bald danach auf Italien, den Vorderen Orient und das damals deutsche Elsaß-Lothringen ausgedehnt. Durch die Übernahme des Versicherungsbestandes der „Tisza“ Feuerversicherungsbank in Debrecen erweiterte sich die Tätigkeit in Ungarn. 1886 erwarb die „Phönix“ die Konzession für die Hagel-, Transport- und Lebensversicherung im Königreich Bayern, wofür eine Zweigniederlassung in München gegründet wurde.[1]

1862 wurde das Geschäft mit den Lebensversicherungen an die „Azienda Assicuratrice“ in Triest als „Azienda-Leben“ abgetreten, die als „Lebensversicherungs-Gesellschaft Phönix“, auch als „Phönix-Leben“ bekannt, selbst Mitglieder des Kaiserhauses zu seinen Kunden zählte. Die „Azienda Elementar“ wurde 1889 als eigenes Unternehmen als „Elementar-Phönix“ übernommen, die als reiner Sachversicherer auftrat. Ab 1901 operierte die Gesellschaft auch in Nordamerika und war sogar an der Schadensabwicklung nach dem großen Erdbeben in San Francisco 1906 beteiligt.[2]

Während des Ersten Weltkriegs erzielte das Unternehmen ein großes Wachstum, nicht zuletzt dadurch, dass sein Leiter, Wilhelm Berliner, die sogenannten Kriegsteilnehmer-, die Fliegerbomben- und die Kriegsanleihenversicherung geschaffen hatte. Damit sollte ein Beitrag für die Versorgung der Hinterbliebenen von im Krieg gefallenen Soldaten gesichert werden.[3]

Die Phönix in der 1. Republik

Ungeachtet des Zusammenbruchs der Donaumonarchie gelang es dem Phönix nach 1918, durch eine Stärkung seiner Position in den Nachfolgestaaten die ersten schwierigen Nachkriegsjahre zu überwinden. Das Geschäft in der Tschechoslowakei wurde in eine mit der „Prager Städtischen“ gegründeten „Allgemeinen Assekuranz“ in Prag eingebracht und die „Phönix“ blieb auch noch Hauptaktionär einiger Gesellschaften in den Nachfolgestaaten. Ab 1925 war das Unternehmen, weiterhin geleitet von Wilhelm Berliner, wieder auf Expansionskurs und fusionierte die 1881 gegründete „Wiener Versicherungsgesellschaft“ und die 1897 gegründete „Providentia Allgemeine Versicherungs-Gesellschaft“ in den Phönix Konzern. In der Zwischenkriegszeit wuchs es zu Österreichs einzigem transnationalen Konzern heran, war in Österreich mit weitem Abstand Marktführer, gehörte mit einem Tätigkeitsbereich von 23 Ländern zu den drei größten Gesellschaften in Europa. Sie pflegte hervorragende Kontakte zur österreichischen Regierung, zu den Heimwehren, zur monarchistischen ebenso wie zur sozialdemokratischen Bewegung und finanzierte sowohl jüdische als auch NS-Organisationen.

Die Liquidierung der Phönix

1936 kam es wenige Wochen nach dem Tod von Wilhelm Berliner, der bis dahin alle Gerüchte über Schwierigkeiten durch falsche Pressemeldungen und Bilanzen sowie angebliche Bestechungen beseitigen konnte, im April zum Zusammenbruch der „Phönix Leben“ mit ihren 900.000 Lebensversicherungs-Polizzen. Grund dafür waren eine große Zahl von nicht gedeckten Lebensversicherungen aufgrund der ungebremsten Expansionsstrategie und der missglückten Währungsspekulationen. Dies hatte auch Auswirkungen auf die „Elementar Phönix“, die in den Zusammenbruch allerdings kaum eingebunden war. Die Ansprüche der Phönix-Versicherten wurden zwar in einer konzertierten Aktion der Versicherungswirtschaft aufgefangen, letztlich mussten aber nicht nur die Phönix-Versicherten, sondern fast alle Versicherungskunden einschneidende Leistungskürzungen hinnehmen. Dennoch musste über die Phönix-Versicherung der Konkurs eröffnet werden, und 1300 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz. Der Konkurs hatte weitreichende Auswirkungen für die Regierung Schuschnigg und führte zu Selbstmorden involvierter Personen. Der ärgste Schaden konnte abgewendet werden und es kam zur Gründung der „Österreichischen Versicherungs Aktien Gesellschaft“ (ÖVAG) als Auffanggesellschaft der „Phönix Leben“ sowie zu einer Neugestaltung der Beteiligungen an der „Allgemeinen Versicherungsgesellschaft Phönix AG“ als Rechtsnachfolger der „Elementar Phönix“, bei der 16,5 % der Aktien die Creditanstalt-Bankverein, 35 % die „Münchner Rückversicherungsgesellschaft“ und 37 % die „Assicurazioni Generali“ hielt. 1938 wurde der Name in „Wiener Allianz Versicherungs-Aktiengesellschaft“ geändert, bei der der deutsche Allianz-Konzern das Aktienpaket der Generali übernahm und der Name „Phönix“ endgültig gelöscht wurde. Die geplante Verschärfung der österreichischen Versicherungsaufsicht aufgrund der Liquidierung der „Phönix“ kam nicht mehr zum Tragen, weil 1938 das deutsche Versicherungsaufsichtsgesetz eingeführt wurde.

Sitz der Gesellschaft

Der erste Sitz des „Phönix“ war das Palais 1, Riemergasse 2 / Wollzeile 26. 1929 übersiedelte sie auf den 9, Otto-Wagner-Platz 5, was damals als modernstes Bürogebäude Österreichs galt. 1931 wurde als weiterer Sitz das Gebäude in 1, Rotenturmstraße 24 übernommen, das bisher das „Hotel „Excelsior“ beherbergt hatte. 1936 ging der Besitz aller Häuser auf die Auffanggesellschaft „Österreichische Versicherung AG“ über.

Literatur

  • Isabella Ackerl: Der Phönix-Skandal. In: Wissenschaftliche Kommission des Theodor-Körner-Stiftungsfonds und des Leopold-Kunschak-Preises zur Erforschung der Österreichischen Geschichte der Jahre 1927 bis 1938 (Hg): Das Juliabkommen von 1936 Vorgeschichte, Hintergründe und Folgen. Protokoll des Symposiums in Wien am 10. und 11. Juni 1976, Wien/München: Oldenbourg-Verlag 1976, S. 241 ff.
  • Die Börse, 2. April 1936, S.7; 18.Juni 1936, S. 7
  • Andrea Hodoschek: Das Image der österreichischen Versicherungswirtschaft zwischen 1918 und 1938. In: Wolfgang Rohrbach (Hrsg.) In: Versicherungsgeschichte Österreichs Band III, Wien, Holzhausen 1988
  • 150 Jahre Allianz in Österreich – Menschen machen Geschichte. Wien: Eigenverlag 2010
  • Hans H. Lembke: Phönix, Wiener und Berliner. Aufstieg und Sturz eines europäischen Versicherungskonzerns. Wiesbaden: Springer Verlag 2016
  • Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs. Band I: Von den Anfängen bis zum Börsenkrach des Jahres 1873. Wien: A. Holzhausens Nfg. 1988, S.416-417
  • Der Volkswirt, 4. April 1936, S. 518-519; 2. Mai 1936, S. 596-598

Einzelnachweise:

  1. Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs. Band I: Von den Anfängen bis zum Börsenkrach des Jahres 1873. Wien: A. Holzhausens Nfg. 1988, Band 1, S. 416-417.
  2. 150 Jahre Allianz in Österreich – Menschen machen Geschichte. Wien: Eigenverlag 2010, S. 11.
  3. 150 Jahre Allianz in Österreich – Menschen machen Geschichte. Wien: Eigenverlag 2010, S. 8-9.