Or Thora

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1920
Datum bis 1938
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 67294
GND
WikidataID
Objektbezug Jüdische Geschichte, Jüdisches Bethaus
Quelle
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Letzte Änderung am 13.04.2021 durch DYN.krabina
  • 2., Czerninplatz 4
  • 2., Lichtenauergasse 2

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48° 12' 52.38" N, 16° 23' 15.85" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Vereinsgeschichte

Der Israelitische Bethausverein (Or Thora = Licht der Thora) wurde 1920 in Wien gegründet und unterhielt bis 1938 in dem ihm gehörigen Wohnhaus in 2., Czerninplatz 4 ein jüdisches Bethaus, ein Vereinslokal und eine Talmud-Thora-Schule des Keren Hathora. Die Proponenten Rabbiner Benzion Katz, 1920 wohnhaft in 2., Taborstraße 21a und Gerson Weinstock reichten die Statuten im April 1920 bei der Vereinsbehörde ein. Der Vereinszweck war „jüdische Kinder im Geiste des streng orthodoxen Judentums zu erziehen und zu versorgen. Dieser Zweck soll durch Unterbringung der Kinder in den von dem Vereine zu errichtenden Unterrichtsanstalten für Bibel und Talmud erreicht werden. Die Unterrichtsmethode muss ausschließlich in der vom Jüdischen Religionskodex (Schulchan Aruch) vorgeschriebenen Weise eingerichtet werden“ (Statut 1932, § 2). Bethaus und Talmud-Thora-Schule befanden sich im 1. Stock des Hauses und hatten vier Zimmer, eine Kammer und Nebenräume.[1] Der Verein machte es sich zur Aufgabe, vor allem armen jüdischen Kindern eine thoratreue Schulbildung zu ermöglichen und, da auch viele Flüchtlingskinder darunter waren, ihnen auch eine finanzielle Unterstützung zu gewähren und sie einzukleiden.[2] Der Verein wurde nach 1945 nicht wieder begründet.

Novemberpogrom, Arisierung des Vereinsvermögens und Vereinsauflösung 1938/1939

Während des Novemberpogroms am 10. November 1938 wurden das Bethaus und die Schule zerstört und verwüstet und konnte nicht mehr benützt werden. Die Auflösung des Vereins sowie dessen Löschung aus dem Vereinsregister durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände erfolgte im Verlauf des Jahres 1939. Das Vereinsvermögen in Form von Bankeinlagen bei der Postsparkasse und der Liegenschaft, die auf 33.522 Reichsmark geschätzt wurde, wurde zugunsten der Aufbaufondsvermögensverwaltungs Ges.m.b.H. eingezogen.[3]

Eigentumsverhältnisse: Arisierung und Restitution der Liegenschaft

Eigentümer der Liegenschaft 2., Czerninplatz 4, Lichtenauergasse 2, KG Leopoldstadt, EZ 274 war der Bethausverein Or Thora zur Gänze. Die Liegenschaft wurde aufgrund eines Bescheides des Stillhaltekommissars am 5. Mai 1939 in das Eigentumsrecht von Karl Stindl und Katharina Stindl, Gastwirte, 1939 wohnhaft 13., Hietzinger Hauptstraße 72 überführt. Es kam zum Kaufvertrag zwischen dem Stillhaltekommissar und dem Ehepaar Stindl bei einem Kaufpreis von 41.500 Reichsmark und zur Einverleibung des Eigentumsrechtes am 17. Mai 1939. [4]. Im Jahr 1952 stellte die Israelitische Kultusgemeinde Wien als Rechtsnachfolgerin des nicht mehr wieder begründeten Vereins bei der Rückstellungskommission Wien beim Landesgericht für Zivilrechtssachen einen Antrag auf Rückstellung der Liegenschaft (Zl. 60 Rk 1/52 Akt nicht mehr existent). Am 22. April 1952 kam es zum Vergleich über eine Rückstellung an die Antragstellerin Israelitische Kultusgemeinde und eine Zahlung von 25.000 Schilling durch die Israelitische Kultusgemeinde an die Antragsgegner, das Ehepaar Stindl. [5] Karl Stindl rechtfertigte sich in der Anmeldung entzogener Vermögen am 12. November 1946: „Ich und meine Frau haben das Haus vom Stillhaltekommissar erworben (…). Das Haus war in einem sehr schlechten Zustand, ich musste sofort das Dach neu decken lassen (…) und ich habe ca. S. 22.000 vom Tage des Kaufs bis heute investiert. Ich habe meiner Meinung nach keinen jüdischen Besitz entzogen, sondern von einem nicht mehr bestehenden Verein, dem ich nichts entziehen kann, wenn er nicht mehr besteht, sondern vom damaligen gesetzlich bestellten Stillhaltekommissar im guten Glauben, meine ersparten Gelder für einen Hauskauf eingetauscht (…)“. [6] Das Haus ist gegenwärtig (2020) ein Wohnheim und befindet sich im Besitz der Israelitischen Kultusgemeinde

Vereinsvorstand 1920

Obmänner:

  • Jacob Hönig
  • Rabbiner Benzion Katz

Schriftführer:

  • Salomon Krochmal

Vereinsvorstand 1932

Der Vereinsvorstand hatte „aus mindestens 15 der streng orthodoxen Richtung angehörenden Mitgliedern, welche die Generalversammlung wählt“ zu bestehen (Beschluss der Generalversammlung des Vereins 20. November 1932).[7]

  • Obmann: Samuel Preiss
  • Schriftführer: Joel Zwettler

Vereinsvorstand 1938

Quellen

Literatur

  • David Jüdische Kulturzeitschrift
  • Hugo Gold: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel-Aviv: Publishing House Olamenu 1966.
  • Jahresbericht der Israelitischen Kultusgemeinde Wien 1929-1930.
  • Jüdisches Jahrbuch für Österreich, Wien 1932.
  • Krakauer Kalender vom Jahre 1937.
  • Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. Vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5 Österreich).

Einzelnachweise

  1. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: Zl. 1075/1924 und Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien, Referat König, Mappe 53, Karton 976 und Hugo Gold: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel-Aviv: Publishing House Olamenu 1966, S. 119.
  2. Anno Jüdische Presse, 8. Jg., Nr. 35/36, 29. September 1922, S. 214.
  3. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 R 5, Karton 571
  4. Österreichisches Staatsarchiv, Stillhaltekommissar Wien, Referat König, Mappe 53, Karton 976 und Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 R 5, Karton 571.
  5. [Wiener Stadt-und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 41: 2. Bezirk, Zl. 396].
  6. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt 119, A41: 2. Bezirk, Zl. 396.
  7. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: Zl. 1075/1924.
  8. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 R 5, Schachtel 571 und Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: Zl. 1075/1924 und Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger : nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k.k. Reichshaupt- u. Residenzstadt [...].