Opernballett

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
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Prominente Personen
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 6.11.2018 durch WIEN1.lanm08su4

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Opernballett. Unter Leopold I. besorgte die Einstudierung von Balletten der k. k. Hoftanzmeister, der zur Bewältigung der aufwendiger werdenden Festivitäten Substituten erhielt; diese hatten selbst mitzutanzen und durften sogar Bürgerliche im Theatertanz unterrichten, die sodann bei Bedarf das höfische Corps ergänzten. Hier liegt die Geburtsstunde des Opernballetts. Der Tanzmeister wurde zum Ballettmeister, dessen Aufgabe es war, den Tanz aus der Funktion des bloßen Intermediums herauszuführen und zum eigenständigen Kunstwerk auszubauen. Nach dem Bau des Kärntnertortheaters war einer der ersten vom Hof ernannten Pächter der als Tänzer und Ballettmeister bekannte Franz Hilverding; neben ihm arbeitete als zweiter Tänzer-Ballettmeister Louis Duport (1781-1853). Durch ihn und den während des Wiener Kongresses wirkenden Ballettmeister Jean Pierre Aumer wurde das Ballett mit dem französischen Tanzstil bekannt gemacht. Das Ballettensemble des Kärntnertortheaters umfasste anfangs 40 Mitglieder; die jeweilige Primaballerina kam aus Frankreich oder Italien. Zeitweilig musste der Personalstand erhöht werden, weil das Ensemble auch im Hofburgtheater beschäftigt war. Ab 1859 leitete Carl Teile (1826-1895) das Opernballett 1857 gab Franz Joseph I. den Auftrag zum Bau des k. k. Hofoperntheaters (Staatsoper; Eröffnung am 25. Mai 1869, erste Ballettaufführung am 16. Juni 1869). Guglielma Salvioni war 1868-1873 die erste engagierte Primaballerina im neuen Haus; Solotänzer war Josef Hassreiter (Erstaufführung des Balletts „Puppenfee" am 4. Oktober 1888). Nach dem Abgang Teiles wurde Hassreiter Ballettmeister und damit auch Vorstand der 1870 begründeten Ballettschule, die sich in ihrer Struktur (drei Klassen, als Lehrer aktive Tänzerinnen]) bewährte. In manchen Spielzeiten standen 20 verschiedene Ballette auf dem Spielplan. Das Ballettensemble konnte auf 120 Tänzer erhöht werden, wozu etwa 60 Eleven kamen. Zwischen 1905 und 1907 sank der Mitgliedsstand des Opernballetts auf 108; eine Zäsur bedeutete der Erste Weltkrieg (Pensionierung Hassreiters, Verringerung des Ensembles und der Anzahl der Ballettabende). Nach Hassreiters Ausscheiden bemühten sich Carl Raimund (Solotänzer und Lehrer) und Karl Godlewski (erster Mimiker) um das Opernballett, bis aus München Ballettmeister Heinrich Kröller kam. 1923/1924 wurden die Redoutensäle für Theateraufführungen adaptiert. Unter Kröllers Leitung erreichte das Opernballett einen künstlerischen Höhepunkt, der nach seinem Abgang nicht gehalten werden konnte; das Ensemble wurde auf etwa 50 Mitglieder reduziert, die hauptsächlich in Opern-Tanzeinlagen beschäftigt waren. Erst unter Erika Hanka gelangte das Opernballett wieder zu internationalem Ansehen, doch bedeutete die Zerstörung der Staatsoper einen harten Rückschlag. Das Ensemble schuf sich im ehemaligen Kabarett „Die Hölle" einen provisorischen Proberaum. Bis zum Abschluss des Wiederaufbaus der Oper fand das Opernballett im Theater an der Wien eine Heimstatt (jedes Jahr wurde ein Ballett einstudiert [1949 sogar zwei], außerdem wurde das Ensemble für Tanzeinlagen in der Volksoper und für Gastspiele bei den Bregenzer Festspielen eingesetzt). Unter der Direktion Franz Salmhofers inszenierte Hanka in Neuausstattungen Werke der internationalen Ballettliteratur (160.000 Kostüme waren verbrannt). Noch vor der Wiedereröffnung der Oper wurde es dem Ballettcorps ermöglicht, in die neuen Übungsräume einzuziehen. Nach Hankas Tod (1968) übernahm Dimitrij Parlic das Opernballett (100 Mitglieder); er baute die Mitwirkung bei den Bregenzer Festspielen aus. Dem Ballett wurden jedoch immer weniger Abende im Spielplan zugebilligt. 1962 übernahm Aurel von Milloss das Opernballett (Einstudierung von elf Balletten), ihm folgten 1966 Wazlaw Orlikowsky, 1971 nochmals Milloss, 1974 der Solotänzer Richard Nowotny und 1976 der ehemalige Tanz- und Musikkritiker Gerhard Brunner als Direktor, der die Anzahl der Ballettabende fast verdoppeln konnte. 1980 wurde für die Ballettschule ein ganzer Gebäudetrakt in Opernnähe adaptiert (sieben Klassensäle, Bibliothek, Studier- und Filmräume, Vortragssaal). 1981 wurde Gerlinde Dill (als erste Frau aus der Wiener Ballettschule) zur Ballettmeisterin ernannt.

Literatur

  • Riki Raab: 100 Jahre Wiener Opernballett. In: Wiener Geschichtsblätter 24 (1969), S. 487 ff.
  • Riki Raab: Das Wiener Opernballett. In: Andrea Seebohm [Hg.]: Die Wiener Oper. 350 Jahre Glanz und Tradition. Wien: Ueberreuter 1986, S. 211 ff.