Minnesänger

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zum Begriff
Art des Begriffs Berufsbezeichnung
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Nachweisbar von
Nachweisbar bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 31.10.2018 durch WIEN1.lanm08su4


Minnesänger. Der Minnesang war eine im 12. und 13. Jahrhundert im deutschen Sprachraum gepflegte Literatur- und Musikgattung, deren Hauptthema die Lobpreisung der „Minne" (Liebe) in idealisierter Form ist; häufig galten die Lieder einer für den Sänger unerreichbaren Dame. Besungen wurden darüber hinaus auch Fürsten, an deren Hof die Minnesänger lebten, außerdem gab es philosophische und politische Themen. Die Verse sind kunstvoll und strengen sprachlichen und rhythmischen Regeln unterworfen; vereinzelt sind auch zugehörige Melodien überliefert. Die Minnesänger waren überwiegend arme Kleinadelige, die umherzogen und sich jeweils dort aufhielten, wo sie beschäftigt und entlohnt wurden; es gab aber auch Fürsten und Hochadelige, die zu ihrem Vergnügen in „höfischer Weise" reimten und sangen. Mehrere Minnesänger hielten sich nachweislich am Hof der Babenberger in Wien auf, darunter Reinmar von Hagenau, auch „der Alte" genannt, und sein Schüler Walther von der Vogelweide (zur Zeit der Herzöge Leopold V. und Friedrich I.). Von den Minnesängern am Hof Friedrichs II. hielt nur Ulrich von Sachsendorf (erwähnt 1230 und 1249) an den höfischen Formen des Minnesangs fest, wogegen Neidhart von Reuenthal und der legendäre Tannhäuser teils volkstümlichere, teils eigenwilligere Themen bevorzugten. Der steirische Minnesänger Ulrich von Liechtenstein(-Murau) hielt sich 1222 und 1238 kurzfristig in Wien auf. Die größte Sammlung von Minnesängertexten (137 Autoren) ist die Manesse-Handschrift (angelegt vom Züricher Ritter Rüdiger Manesse [† 1304] und seinem Sohn Johannes [† 1298], heute Universitätsbibliothek Heidelberg, die das Werk unter der Signatur Codex Palatinus Germanicus [CPG] Nr. 848 als "Große Heidelberger Liederhandschrift" aufbewahrt). Das Aussterben der Babenberger (1246) markiert auch das Ende des Minnesangs in Österreich. Ein anderer, gleichzeitiger Typ sind die großen Epen (Heldengedichte), von denen das Nibelungenlied (Endredaktion um 1200 in Passau) auch Wien erwähnte.

Literatur

  • Arnold E. Schönbach: Dichtungen und Sänger. Das Hof- und Minneleben bis 1270. In: Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Band 1. Wien: Holzhausen 1897, S. 504 ff.
  • Josef Nadler: Literaturgeschichte Österreichs. Linz: Österreichischer Verlag für Belletristik und Wissenschaft 1948, S. 55 ff.
  • Ulrich von Liechtenstein: Narr im hohen Dienst. Graz / Wien: Stiasny 1958 (Stiasny-Bücherei, 37)
  • Walther von der Vogelweide: Herr Walther von der Vogelweide. Graz / Wien: Stiasny 1959 (Stiasny-Bücherei, 44)
  • Neidhart von Reuental: Der große Schelm. Graz / Wien: Stiasny 1960 (Stiasny-Bücherei, 73)