Kurt Palm

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Daten zur Person
Personenname Palm, Kurt
Abweichende Namensform
Titel Dr.phil
Geschlecht männlich
PageID 49948
GND 122608461
Wikidata Q1230058
Geburtsdatum 12. April 1955
Geburtsort Vöcklabruck
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Autor, Filmemacher, Regisseur
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 19.04.2024 durch WIEN1.lanm09kka


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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Talentförderungsprämie für Wissenschaft/Germanistik der oberösterreichischen Landesregierung (Verleihung: 1988)
  • Förderungspreis zur Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien (Verleihung: 1991)
  • Verdienstmedaille der Marktgemeinde Timelkam in Gold für besondere Verdienste und Leistungen auf dem Gebiete Kultur, Kunst, Wissenschaft (Verleihung: 2001)
  • Österreichischen Fernsehpreis der Erwachsenenbildung in der Sparte Film (Verleihung: 2006)
  • Friedrich-Glauser-Preis (Verleihung: 2011)
  • Kulturpreis des Landes Oberösterreich für Film (Verleihung: 2012)


Kurt Palm, * 12. April 1955 Vöcklabruck, Autor, Filmemacher, Regisseur

Biografie

Kurt Palm studierte Germanistik und Publizistik in Salzburg. Während des Studiums war der ehemalige Ministrant im Kommunistischen Studentenverband (KSV) tätig. In diesem Rahmen publizierte er bereits früh gesellschaftskritische Texte, wie zum Beispiel eine Streitschrift über die politische Lage in Südafrika aus dem Jahr 1976. 1981 promovierte er mit einer Dissertation zu Brecht und Österreich, die 1983 unter dem bezeichnenden Titel "Vom Boykott zur Anerkennung" veröffentlicht wurde und auf über 300 Seiten das wechselhafte Verhältnis des bedeutenden Dramatikers zur zweiten Republik präzise nachzeichnet. Mit diesem eindrucksvollen Auftakt begann Palm seine vielfältige Karriere als Autor, Regisseur, Filmemacher und, so sein eigner Anspruch, vor allem auch als Volksbildner.


Ab Mitte der 1980er Jahre inszenierte Palm regelmäßig Theaterstücke in der Szene Salzburg. Ab 1987 verlagerte er seinen Schwerpunkt nach Wien und inszenierte dort unter anderem im Theater im Künstlerhaus, im Theater im Konzerthaus oder auch in der Sargfabrik. 1990 erweiterte er seinen Tätigkeitsraum international und veranstalte in New York z.B. Abende über Bertolt Brechts Liebeslyrik. Kurzzeitig war er auch als Dramaturg am Berliner Ensemble und arbeitet für Claus Peymann am Burgtheater. Der offizielle Theaterbetrieb war ihm jedoch zu starr und so gründete er 1989 die alternative Theatergruppe "Sparverein Die Unzertrennlichen". Das fünfjährige Bestehen der Gruppe feierte Palm gemeinsam mit dem späteren Kulturredakteur und Theaterkritiker des Falter Wolfgang Kralicek mit der sehr selbstbewusst betitelten Publikation "Der einzige Spaß in der Stadt. 5000 Jahre Sparverein Die Unzertrennlichen". Entlang der Produktionen dieser Truppe bot er einer großen Anzahl bedeutender Kulturschaffenden in Wien eine offene interdisziplinäre Plattform. Unter anderem arbeitete er mit Attwenger, Wolfgang Bauer, Max Goldt, Amina Handke, Bodo Kirchhoff, Thomas Mießgang, Klaus Nüchtern, Harry Rohwolt, Tex Rubinowitz oder Diane Shooman zusammen.


Im Rahmen dieser Produktionen entstand auch einer der größten und vor allem publikumswirksamsten Erfolge von Kurt Palm. Die Talkshowparodie "Phettbergs Nette Leit Show", zunächst als Bühnenshow konzipiert, wurde von 1995 bis 1996 insgesamt 19 Mal in der ORF-Sendereihe "Kunst-Stücke" mit Hermes Phettberg als Talkmaster ausgestrahlt. Diese Show ist rasch zu einem bedeutenden Teil österreichischer Fernsehgeschichte geworden und genießt bis heute Kultstatus. Mit dem Abschlusshappening "Der Letzte macht das Licht aus" im Wiener Semper-Depot löste sich der "Sparverein" 1999 jedoch nach zehn Jahren wieder auf.


Palm begann Ende der 1990er Jahre auch Opern zu inszenieren und brachte so z.B. die Fledermaus 1998 an die Opera Ireland nach Dublin. Zudem griff er 1999 sein literarisches Schaffen wieder auf und begann mit einer Auseinandersetzung über das paradoxe Verhältnis Adalbert Stifters bzw. dessen Eß- und Trinkexzesse zum asketischen Anspruch seiner literarischen Figuren eine bis dato andauernde erfolgreiche Serie spannender Bücher rund um die Themen der Literatur, der Gesellschaft und des Kulturschaffens zu schreiben. Sein erster Versuch im Krimi-Genre war 2010 mit "Bad Fucking" so erfolgreich, dass es kurz darauf 2013 zur Verfilmung des Textes unter der Regie des bekannten Wiener Regisseurs Harald Sicheritz kam. Palm übt in seinen Texten stets Kritik an überkommenen provinziellen Vorstellungen von Gesellschaft, webt aber immer auch ein gehöriges Maß Genre- und damit Selbstkritik in seine Sittenbilder ein.


Parallel zum Schreiben betrieb er auch das Filmemachen höchst professionell und erfolgreich. Nach dem TV-Erfolg mit der "Nette Leit Show" verfilmte er 1997 Flann O’Briens Roman "Im Schwimmen-zwei-Vögel". Es folgten Dokumentationen über Adalbert Stifter (2004), Mozart (2005) und Hermes Phettberg (2007). Zuletzt kehrte er 2014 wieder zum Spielfilm zurück und parodierte mit "Kafka, Kiffer und Chaoten" das Genre des Roadmovies auf seine sehr eigene kritisch-selbstkritische Weise, die stets ein wenig Unbehagen im Lachen hinterlässt.


Zuletzt veröffentlichte Palm 2017 den Roman "Strandbadrevolution", in dem er die scheinbar idyllische Aufbruchsstimmung der 1970er Jahre in Österreich ihren eigenen dialektischen Gegensätzen zuführte. Nicht sofort, sondern unmerklich schleicht sich in diesem dramatischen Lehrstück der Widerspruch einer ganzen Generation ein - bis es zu spät ist und die Katastrophe explizit wird.


Werke

  • Südliches Afrika. Die Zukunft der Schwarzen ist rot. Salzburg: Kommunistischer Studentenverband 1976
  • Brecht und Österreich. Verbreitung, Aufnahme und Wirkung seines dramatischen Werks von 1945 - 1980. Dissertation. Salzburg: 1981
  • Vom Boykott zur Anerkennung. Brecht und Österreich. Wien: Löcker Verlag 1983
  • Suppe Taube Spargel sehr sehr gut. Essen und trinken mit Adalbert Stifter. Wien: Löcker Verlag 1999
  • Der Brechreiz eines Hottentotten. Ein James-Joyce-Alphabet von Aal bis Zahl. Wien: Löcker Verlag 2003
  • Der Wolfgang ist fett und wohlauf. Essen und trinken mit Wolfgang Amadé Mozart. Wien: Löcker Verlag 2005
  • Brecht im Kofferraum. Aufsätze, Anekdoten, Abschweifungen. Wien: Löcker Verlag 2006
  • War Mozarts Vogel ein Genie? Gesammelte Kolumnen. Mit Zeichnungen von Tex Rubinowitz. St. Pölten/Salzburg: Residenz Verlag 2007
  • Die Hitzeschlacht von Lausanne. Österreich - Schweiz 1954. St. Pölten/Salzburg: Residenz Verlag 2008
  • Palmsamstag. Der schönste Tag der Woche. Mit einem Vorwort von Franz Schuh. Wien: Löcker Verlag 2009
  • Bad Fucking. St. Pölten/Salzburg: Residenz Verlag 2010
  • Die Besucher. St. Pölten/Salzburg: Residenz Verlag 2012
  • Bringt mir die Nudel von Gioachino Rossini. Kein Spaghetti-Western. St. Pölten/Salzburg: Residenz Verlag 2014
  • Strandbadrevolution. Wien: Deuticke Verlag 2017

Filme

  • In Schwimmen-zwei-Vögel. Spielfilm. Österreich 1997
  • Der Schnitt durch die Kehle oder Die Auferstehung des Adalbert Stifter. Dokumentation. Österreich 2004
  • Der Wadenmesser oder Das wilde Leben des Wolfgang Mozart. Dokumentation. Österreich 2005
  • Hermes Phettberg, Elender. Dokumentation. Österreich 2007
  • Kafka, Kiffer und Chaoten. Spielfilm. Österreich 2014

Literatur

  • Wolfgang Kralicek/Klaus Taschwer: Der Unzertrennliche. In: Falter. 06.10.1999 [Stand: 18.05.2017]
  • Christoph Huber: Kurt Palm - "Die Wirklichkeit ist immer schlimmer". In: Die Presse. 14.12.2013 [Stand: 18.05.2017]
  • Maria Gurmann: Kurt Palm - "Ich bin ein sturer Hund". In: Kurier. 19.01.2014 [Stand: 18.05.2017]
  • Wolfgang Paterno: Kurt Palm - Unterwegs mit einem Berufswiderspenstigen. In: Profil. 16.02.1917 [Stand: 18.05.2017]
  • Michael Wurmitzer: Kurt Palm - "Ich bin selten auf die Schnauze gefallen". In: Der Standard. 08.04.2017 [Stand: 18.05.2017]

Weblinks