Irma von Halácsy

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Daten zur Person
Personenname Halácy, Irma von
Abweichende Namensform Hálácsy, Irma von; Halacsy, Irma von; Jerstaedt, Maria
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 50514
GND
Wikidata
Geburtsdatum 31. Dezember 1880
Geburtsort Wien
Sterbedatum 7. März 1953
Sterbeort Wien
Beruf Komponistin, Geigerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 7., Döblergasse 1 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Irma von Halácsy, * 31. Dezember 1880 Wien, † 7. März 1953 Wien, Komponistin, Geigerin.

Biografie

Irma von Halácsy war die Tochter des Arztes und Botanikers Eugen von Halácsy und seiner Frau Maria. Die Familie lebte ab Mitte der 1880er Jahre in der Schrankgasse 1, der heutigen Döblergasse, im 7. Bezirk. Schon früh erhielt Irma von Halácsy Privatunterricht bei Jakob Grün und Sigmund Bachrich. Bereits im Alter von zehn Jahren debütierte sie als Violinistin in einem Kompositionskonzert von Wilhelm Kleineck. Ab 1893 finden sich in der zeitgenössischen Presse regelmäßig Ankündigungen von Konzerten, an denen sie mitwirkte. Häufig handelte es sich dabei um Wohltätigkeitsveranstaltungen, wie beispielsweise im April 1908 zugunsten kranker Kinder im Musikvereinssaal oder im März 1913 für Invalide. Neben Auftritten in Wien absolvierte Irma von Halácsy Konzertreisen nach Brünn, Budapest, Berlin und Leipzig. Um 1900 wurde sie in der Wiener Presse als eine der "hervorragendsten Geigenkünstlerinnen", als "Violin-Virtuosin" gelobt.

Ab 1904 entwickelte sie eigene Kompositionen, die ebenfalls zur Aufführung gelangten; beispielsweise 1906 ein Violinkonzert oder 1912 ein Kompositionsabend im Kleinen Musikvereinssaal. Im Rahmen einer Wohltätigkeitsveranstaltung für Obdachlose im April 1913 wurden "Johann Strauß und Josef Lanner in der Glockenstube von St. Stephan" und "Die Schönbrunner" dem Publikum präsentiert, bei denen sie für Text und Arrangement für Sopran, Bariton, Violine und Orchester verantwortlich zeichnete. Beide Stücke gehören als Musikhandschriften dem musikalischen Nachlass von Josef Simon an und befinden sich in der Wienbibliothek im Rathaus.

In der zeitgenössischen Presse wurde ihr Schaffen häufig wohlwollend kommentiert. Die "Reichspost" berichtete im Februar 1914, dass ein Walzerarrangement von Irma von Halácsy die "Glanznummer des Abends bildete" und "stürmischen Beifall brachte". Über eine "musikalisch-literarische Akademie" in Anwesenheit von Erzherzogin Maria Theresia anlässlich einer Feier für Kriegsinvalide im Mai 1915 schrieb man, die Feier "fand ihren stimmungsvollen Abschluß mit dem melodramatisch ausgearbeiteten Schönbrunner Walzer, zu dem Fräulein Irma v. Halacsy einige ergreifende, formvollendete Verse verfaßt hatte".

Dass komponierenden Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts Vorurteile entgegengebracht wurden und sie die Ausnahme bildeten, verdeutlicht die Rezension eines Kompositionsabends von Irma von Halácsy, die im Jänner 1912 Der Morgen. Wiener Montagblatt" erschien. "Gerade auf dem Gebiete der Komposition", so der Rezensent, "steht die Frau weit hinter dem Manne zurück." Der Frau fehle die Gabe, aus sich selbst heraus schöpferisch kreativ ein Kunstwerk zu gestalten, weshalb es "keine Komponistin von Bedeutung" gäbe. Für Irma von Halácsy fand der Rezensent jedoch lobende Worte, war von ihrem Talent geradezu erstaunt. "Sie zeigt – verhältnismäßig – eine bemerkenswerte Ausdruckskraft, ein sicheres Beherrschen der technischen Mittel, eine klare Bewußtheit der logischen Gliederung, das Orchester klingt gut, die Singstimmen sind verständig geführt."

Von ihrer Oper "Antinoos", die in anderen Besprechungen durchaus positive Resonanz hervorrief, zeigte sich dieser Rezensent wenig begeistert; die "unselige Idee, Homer in Musik zu setzen, mußte natürlich scheitern". Bruchstücken davon bekundete er aber eine "hübsche Begabung". Fragmente dieser Oper gelangten erstmals 1911 zur Aufführung und wurden mehrmals wieder aufgenommen. Zu einer Gesamtaufführung kam es allerdings nie. Das ebenfalls von Irma von Halácsy verfasste Libretto zu "Antinoos" befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus.

Nach dem Tod ihres Vaters 1913 verschlechterte sich Irma von Halácsys wirtschaftliche Situation. Gemeinsam mit ihrer Mutter zog sie nach Mauer, wo sie zu Beginn der 1930er Jahre eine Musikschule gründete. Dies war eine Notwendigkeit, um ihr finanzielles Auslangen zu finden, da sie von ihren Kompositionen und Auftritten allein finanziell nicht reüssieren konnte.

Ihr Oeuvre umfasst an die 100 Werke, darunter sechs Opern, zahlreiche Lieder mit Klavier, Orgel, Gitarre oder Violine, Singspiele, Kompositionen für Orchester, Kammermusik, Solowerke für Klavier und Violine sowie Bearbeitungen und Arrangements. Nur ein geringer Teil davon wurde verlegt und liegt in gedruckter Form vor.

Literatur

  • Ilse Korotin (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 1162
  • Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 55
  • Eva Marx / Gerlinde Haas: 210 österreichische Komponistinnen. Vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Ein Lexikon. Wien: Residenz Verlag 2001, S. 190-196
  • Irma von Halácsy: Antinoos. Operndichtung in zwei Abteilungen. Text und Musik von Irma von Halácsy. Wien: Braumüller 1909 [WBR, Sign.: A-105224]
  • Irma von Halácsy / Johann Strauss: Variationen über Themen aus dem Walzer "An der schönen blauen Donau" für Violine und Piano. Leipzig: Cranz o. J. [WBR, Sign.: Mc-38991]
  • Joseph Lanner / Irma von Halácsy: Die Schönbrunner. O. J. [WBR, Sign.: MHc-11635]
  • Irma von Halácsy: In der Glockenstub'n zu Sankt Stefan. O. J. [WBR, Sign.: MHc-11636]

Weblinks