Industrie- und Handwerksförderungsgesellschaft m.b.H.

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Handelsgerichtsakt der Industrie- und Handwerksförderungsgesellschaft m.b.H
Daten zur Organisation
Art der Organisation Firma
Datum von 1942
Datum bis 1959
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 61347
GND
WikidataID
Objektbezug Zweiter Weltkrieg
Quelle
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Letzte Änderung am 22.01.2020 durch WIEN1.lanm09mer
Bildname Industrie- und Handwerksförderungsgesellschaft.jpg
Bildunterschrift Handelsgerichtsakt der Industrie- und Handwerksförderungsgesellschaft m.b.H

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48° 12' 33.84" N, 16° 22' 52.87" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Industrie- und Handwerksförderungsgesellschaft m.b.H. (gegründet als "Inha" Industrie- und Handwerks-Förderungs Gesellschaft m.b.H.) wurde am 4. Juli 1942 von der Industrie- und Handelskammer Wien gemeinsam mit Dr. Paul Stetten gegründet.[1] Grund war das Versagen der öffentlichen Stellen und der Privatwirtschaft, die Probleme der Unterbringung, Bewachung, Kontrolle und Verpflegung von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zu lösen.

Von dem in voller Höhe eingezahlten Stammkapital von 20.000 Reichsmark stammten 19.000 Reichsmark von der Industrie- und Handelskammer Wien, während von Stetten 1000 Reichsmark einlegte, die allerdings bereits am 10. September 1942 von der nun als Gauwirtschaftskammer bezeichneten Industrie- und Handelskammer Wien übernommen wurden.

Im Handelsregister werden als die Aufgaben des Unternehmens angeführt:

"Gegenstand des Unternehmens ist die Förderung der Industrie- und Handwerksfirmen mit Luftwaffenfertigung im Bereiche der Rüstungsinspektion XVII [Rüstungsinspektion des Wehrkreises XVII, Wien, der Ober-, Ost- und Teile Südösterreichs umfasste] auf dem Gebiete des Arbeitseinsatzes. Zu diesem Zweck ist die Gesellschaft befugt,
a) die für die Erreichung des gesellschaftlichen Zweckes notwendige Errichtung aller Art für diese Lader im eigenen, sowie im fremden Namen durchzuführen,
b) Grundstücke zu pachten und zu verpachten, zu kaufen und zu verkaufen
c) alle mit der Verwaltung der von der Gesellschaft errichteten oder gepachteten Kriegsgefangenen- und Gemeinschaftslagern, sowie mit der Verpflegung, Betreuung und dem Arbeitseinsatz der Lagerinsassen in Zusammenhang stehenden Rechtsgeschäfte zu tätigen."[2]

In der Folge wurden eigene "INHA-Lager" eingerichtet. Die finanziellen Mittel zum Aufbau dieser eigenen Lagerinfrastruktur mit komplettem Kontrollsystem kamen offensichtlich von der Luftfahrtanlagen-Gesellschaft in Berlin-Steglitz, einer Gesellschaft der Luftwaffe zur Förderung der Luftwaffenfertigung. "Insgesamt hat die Firma Lagerplätze für 7.000 bis 8000 Zwangsarbeiter errichtet, verwaltet und vermietet."[3]

Die Verlegung des Firmensitzes der Inha von der Wiener Industrie- und Handelskammer am Stubenring in die Biberstraße 14 erfolgte vermutlich im Zuge einer Arisierung.

Auf das Konto der Industrie- und Handwerksförderungsgesellschaft flossen während des Zweiten Weltkriegs mehrere Millionen Reichsmark. Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung in den Lagern wurden den Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern direkt vom spärlichen Lohn abgezogen.

Nach Kriegsende wurde die Inha nicht gleich liquidiert, da wegen "der noch nicht zur Gänze hereingebrachten Forderungen der Gesellschaft, deren Einbringlichmachung nur zu einem kleinen Teil in nächster Zeit möglich sein wird, kann die Liquidation noch nicht beendet werden und die Löschung der Firma noch nicht beantragt werden."[4] Auf diese Weise trieb die Inha bis weit nach dem Krieg - noch bis Ende der 1950er Jahre -bei anderen Unternehmungen Forderungen aus den Geschäften mit den Zwangsarbeitern ein. 1959 wurde die Inha aus dem Handelsregister gelöscht, "nachdem auch die letzten Forderungen aus dem Geschäft mit den deutschen und ostösterreichischen Betrieben der USIA eingetrieben worden waren."[5]

Siehe auch: Zwangsarbeit, Zwangsarbeiterlager, Lager in Wien

INHA-Lager

"INHA-Lager" hießen die Lager, die von der im Juli 1942 gegründeten "Industrie- und Handwerksförderungsgesellschaft m.b.H." betrieben wurden und die auf Dokumenten und Meldevermerken immer hinter dem Kürzel versteckt ist. Das und zunehmend härtere Arbeitsbedingungen in jenen besonders sensiblen Rüstungsbetrieben machen verständlich, dass gerade dort "Inha" von der deutschen Sprache Kundigen oft als "Inhaftierungs"-Lager gedeutet wurde.

"Inha"-Lager hatten zugleich vierstellige oder auch etwa einstellige Nummern aus anderen Systemen, die manchmal auch anstelle jeglichen Hinweises auf "Inha" aufscheinen.[6]

Folgende INHA-Lager befanden sich in Groß-Wien:


Derzeit noch ohne zugeordneter Nummer:

Quellen

Literatur

  • Stefan August Lütgenau / Maria Mesner / Alexander Schröck: Der Einsatz von Zwangsarbeit während der NS-Zeit bei der Stadt Wien. Studie verfasst im Auftrag des Magistrats der Stadt Wien, Magistratsabteilung 8, Wiener Stadt- und Landesarchiv. Wien 2000
  • Heinrich G. Neudhart: Wiener Internationale Messe: Vorgeschichte, Anfänge und Entwicklung bis zur kriegsbedingten Einstellung 1942. Lohmar: Eul Verlag 2011
  • Hermann Rafetseder: NS-Zwangsarbeits-Schicksale. Erkenntnisse zu Erscheinungsformen der Oppression und zum NS-Lagersystem aus der Arbeit des Österreichischen Versöhnungsfonds. Bremen: Wiener Verlag für Sozialforschung in EHV Academicpress GmbH 2014

Einzelnachweise

  1. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A48: HRB 5131. Zu Dr. Paul Stetten siehe Heinrich G. Neudhart: Wiener Internationale Messe: Vorgeschichte, Anfänge und Entwicklung bis zur kriegsbedingten Einstellung 1942. Lohmar: Eul Verlag 2011, S. 317.
  2. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A48: HRB 5131.
  3. Stefan August Lütgenau / Maria Mesner / Alexander Schröck: Der Einsatz von Zwangsarbeit während der NS-Zeit bei der Stadt Wien. Studie verfasst im Auftrag des Magistrats der Stadt Wien, Magistratsabteilung 8, Wiener Stadt- und Landesarchiv. Wien 2000, S. 80.
  4. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A48: HRB 5131.
  5. Stefan August Lütgenau / Maria Mesner / Alexander Schröck: Der Einsatz von Zwangsarbeit während der NS-Zeit bei der Stadt Wien. Studie verfasst im Auftrag des Magistrats der Stadt Wien, Magistratsabteilung 8, Wiener Stadt- und Landesarchiv. Wien 2000, S. 81.
  6. Hermann Rafetseder: NS-Zwangsarbeits-Schicksale. Erkenntnisse zu Erscheinungsformen der Oppression und zum NS-Lagersystem aus der Arbeit des Österreichischen Versöhnungsfonds. Bremen: Wiener Verlag für Sozialforschung in EHV Academicpress GmbH 2014, S. 458.