Ignaz Kirchner

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Daten zur Person
Personenname Kirchner, Ignaz
Abweichende Namensform Kirchner-Wierichs, Hanns-Peter
Titel Kammerschauspieler
Geschlecht männlich
PageID 39651
GND 12948850X
Wikidata Q1553631
Geburtsdatum 13. Juli 1946
Geburtsort Wuppertal
Sterbedatum 26. September 2018
Sterbeort
Beruf Schauspieler
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Theater, Film, Fernsehen, Schauspieler, Burgtheater (Institution), Burgtheatergalerie
Quelle Gedenktage
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien (Übernahme: 20. März 1991)
  • Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 22. April 2004, Übernahme: 8. November 2004)
  • Schauspieler des Jahres (Verleihung: 1991)


  • )

Ignaz Kirchner, eigentl. Hanns-Peter Kirchner-Wierichs, * 13. Juli 1946 Wuppertal, † 26. September 2018, Schauspieler.

Biografie

Ignaz Kirchner studierte nach einer Buchhändlerlehre Schauspiel an der Schauspielschule in Bochum. 1971 debütierte er in Alfred Kirchners Vitrac-Inszenierung von “Der Coup von Trafalgar“. 1973/74 spielte er an der Freien Volksbühne in Berlin die Rolle des Le Bret in Rostands “Cyrano de Bergerac“ (Regie: Wilfried Minks) und den Don Alegrito in Garcia Lorcas “Mariana Pineda“. 1974–1978 war er am Staatstheater Stuttgart engagiert und spielte dort unter anderem in Claus Peymanns Inszenierung von Kleists “Käthchen von Heilbronn“. 1978–1981 war Kirchner bei Frank-Patrick Steckel in Bremen, hier spielte er unter anderem in Herbert Achternbuschs “Ella“, Shakespeares “Hamlet“ (1981 unter Jürgen Gosch), den Damis in Molières “Tartuffe“ (1981, Regie: Ernst Wendt). 1982–1986 war er an den Münchener Kammerspielen. Hier war Kirchner in Wilhelm Reichs “Rede an den kleinen Mann“ (UA 1982, Regie: Dieter Dorn), als Orlando in Shakespeares “Wie es euch gefällt“, in O’Caseys „Freudenfeuer für den Bischof“ und Mussets “Lorenzaccio“ (1985, Regie: Thomas Langhoff) zu sehen. In München arbeitete er erstmals mit George Tabori, er spielte den Poseidon in Euripides/Jens’ “Die Troerinnen“ (1985) und den Itai in Harald Muellers “Totenfloß“ (1986).

1983/1984 spielte er auch am Kölner Schauspielhaus: etwa den Fürsten in Marivaux’ “Der Streit“, Lopachin in Tschechows “Der Kirschgarten (Regie: Jürgen Flimm), den Estragon in Becketts „Warten auf Godot“. 1987 wurde Kirchner Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters. Großen Erfolg hatte er mit seiner Antrittsrolle als Schlomo Herzl in Taboris “Mein Kampf (1987, Regie: Tabori). Umjubelt wurde er auch als Jago in Taboris “Othello“-Inszenierung (zusammen mit Gert Voss als Othello). Wieder an der Seite von Voss brillierte er in Taboris “Goldberg-Variationen“ (UA 1991), Kirchner und Voss wurden dafür zum Schauspieler-Paar des Jahres gewählt. 1988 war er in der Titelrolle von “Ödipus, Tyrann“ zu sehen sowie in vielen Inszenierungen von Peter Zadek, etwa als Antonio in Shakespeares “Der Kaufmann von Venedig“.

1992/1993 wechselte er ans Deutsche Theater Berlin, dort war er in Ostrowski “Der Wald“ zu sehen und als Sosias in Kleists “Amphitryon“ (Regie: Jürgen Gosch).

Anschließend kam er ans Hamburger Thalia Theater wo er 1995 den Arzt in Schnitzlers “Das weite Land“ (Regie: Jürgen Flimm) spielte und 1996 Zettel in Shakespeares “Ein Mittsommernachtstraum“ (Regie: Jens-Daniel Herzog) und die Titelrolle in Molières “Tartuffe“ erneut unter Flimm spielte.

Seit 1997 war Kirchner wieder Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters. Seine wichtigsten Rollen waren unter anderem 1998 Clov in Becketts “Fin de Partie“ (Regie: George Tabori, eingeladen zum Berliner Theatertreffen), 1999 Schigolch in „Lulu“ von Wedekind, 2000 Solange in Genets “Die Zofen“ (Regisseure Ignaz Kirchner, Gert und Ursula Voss), ebenfalls 2000 den Dr. Dorn in Tschechows “Die Möwe“ (Regissie: Luc Bondy). 2001 folgten der Sandperger in Schönherrs “Glaube und Heimat“ (Regie Martin Kusej) und die Rolle eines Aufsehers und eines Polizisten in Koltès “Roberto Zucco“. 2002 spielte er Uta-Napishti in der Uraufführung von “Gilgamesh“ (Regie: Theu Boermans, 2002) und den Richard in der österreichischen Erstaufführung von Thomas Bernhards „Elisabeth II“. Er hatte auch wieder Soloprogamme wie “Der Spaziergang“ von Robert Walser, die Thomas-Bernhard-Lesung Lesung “Der Stimmenimitator“ und “Minetti“. Vor allem seine Auftritte mit Gert Voss sind legendär. Seit 2005 spielte er in der Burgtheater-Produktion „Der Anatom“ von Klaus Pohl im Anatomischen Saal der Bildenden Künste die Solorolle des Stückes. Ebenso war er in “Der Kirschgarten“ unter Regie von Andrea Breth als Diener Firs und als Hermann, der Fahrer in Lukas Bärfuss “Der Bus - Das Zeug einer Heiligen“ und (wieder an der Seite von Voss) als Buttler in Schillers “Wallenstein“ zu sehen. Kein Buttler war je so sehr Schuft wie jener von Kirchner. Außerdem spielte er unter anderem den Pozzo in “Warten auf Godot“ (2009/2010), den Capulet in "Romeo und Julia“ (2011/2012) sowie den Akim in Tolstois “Die Macht der Finsternis“ (2014/2015).

Seit der Spielzeit 2013/2014 las er einmal monatlich im blauen Foyer des Burgtheaters Musils “Der Mann ohne Eigenschaften“ in Fortsetzungen. Kirchner war vor allem Theaterschauspieler und wirkte nur selten in TV- und Kinoproduktionen mit, unter anderem in “Die Brüder“ (1976, Regie: Wolf Gremm) und gemeinsam mit Senta Berger in “Zimmer mit Frühstück“ (1995, Regie: Michael Verhoeven). In Peter Patzaks preisgekrönten Doderer-Film "Die Wasserfälle von Slunj" (2002) verkörperte er den Dichter. Mit dem Regisseur Leander Haußmann drehte Kirchner “Sonnenalle“ (1999), "N V A“ (2005), “Kabale und Liebe“ (2005) und "Dinosaurier“.

Literatur

  • Bernd Sucher: Theaterlexikon, Band 1: Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Kritiker. München: Deutscher Taschenbuchverlag 1995
  • Peter von Becker: "Willst Du mich einen Virtuosen schimpfen?" Gert Voss und Ignaz Kirchner – ein freundschaftliches Streitgespräch über Kunst und Wahnsinn des Theaters. In: Theater heute, Jahrbuch 1992, S. 38–51.

Weblinks