Hermann Leopoldi

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Daten zur Person
Personenname Leopoldi, Hermann
Abweichende Namensform Kohn, Hersch
Titel
Geschlecht männlich
PageID 13474
GND 131648276
Wikidata Q45545
Geburtsdatum 15. August 1888
Geburtsort Wien
Sterbedatum 28. Juni 1959
Sterbeort Wien
Beruf Komponist, Pianist, Sänger
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug NS-Zeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 15C, Reihe 2, Nummer 18
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
  • 9., Mariannengasse 10 (Sterbeadresse)
  • 3., Marxergasse 25 (Wohnadresse)
  • 14., Diesterweggasse 8 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Hermann Leopoldi (eigentlich Hersch Kohn [standesamtliche Namensänderung 1911]), * 15. August 1888 Wien, † 28. Juni 1959 Wien 9, Mariannengasse 10 (Poliklinik; Zentralfriedhof, Gruppe 15C/2/18), Komponist, Klavierhumorist.

Er stammte aus einer musikalischen Familie, wurde als Pianist ausgebildet, traf in Agram den Klavierhumoristen Kurt Warnebold und begann ein Programm als Alleinunterhalter aufzubauen. Während des 1. Weltkriegs diente Leopoldi bei den Deutschmeistern, nach Kriegsende trat er mit seinen Liedern in Wiener Nachtlokalen auf und eröffnete gemeinsam mit Fritz Wiesenthal eine eigene Bar. Weiters war er Varietékapellmeister und (ab 1916) Klavierhumorist im Ronacher. Anfangs als sein eigener Begleiter, dann mit Betja Milskaja, trug Leopoldi die größtenteils von ihm selbst komponierten (teilweise von Peter Herz und Theodor Waldau, seinen bevorzugten Autoren, getexteten) Wienerlieder, Schlager und Couplets vor (unter anderem: "In einem kleinen Café in Hernals", "Schön ist so ein Ringelspiel", "Ich bin ein stiller Zecher", "Überlandpartie", "Powidltatschkerln", "Schnucki", "Heut' spielt der Uridil" und andere), die zu Evergreens wurden.

Die typische wienerische Note seiner Kompositionen brachte ihm nicht nur große Erfolge bei seinen Tourneen durch den gesamten deutschsprachigen Raum, sondern auch bei Gastspielen in Paris, Budapest und Bukarest. 1938 wurde Leopoldi verhaftet und im Konzentrationslager Dachau, dann im Konzentrationslager Buchenwald interniert. 1939 wurde er von seiner ersten Ehefrau Eugenie freigekauft und konnte nach Amerika emigrieren, wo er sich in New York mit Helly Möslein (* 4. August 1914, † 6. Juli 1998 Wien [Zentralfriedhof, Ehrengrab]; Helly-Möslein-Weg) als Partnerin eine neue Existenz aufbaute.

Am 2. August 1947 kehrte er nach Salzburg, dann nach Wien zurück. Wie Viktor Matejka seinem Sohn Ronald Leopoldi erzählte, hätten sich Wiener Politiker gegen die Rückholung aller jüdischen Künstler gewehrt. Aber den Leopoldi, den musst du unbedingt zurückholen, der macht eine gute Stimmung im zerbombten Wien.[1] Es gelang Hermann Leopoldi, mit neuen Liedern, die er später auch im Fernsehen präsentierte, an die Vorkriegserfolge anzuknüpfen. Hermanns Bruder Ferdinand, der ebenfalls komponierte, starb nach Gestapoverhören 1944.

Leopoldi wohnte bis zu seiner Verhaftung (1938) 3, Marxergasse 25, 1949-1959 14, Diesterweggasse 8.

Goldenes Verdienstzeichen Republik Österreich (1958).

Am 3. Mai 1999 wurde am Haus 12, Schönbrunner Straße 219, eine Gedenktafel für Hermann Leopoldi enthüllt.

Der Nachlass Leopoldis wurde im Jahr 2011 von seinem Sohn Ronald Leopoldi der Stadt Wien geschenkt. Sowohl für die Handschriftensammlung als auch für die Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus ist dieser Nachlass von großer kulturgeschichtlicher Relevanz. Der Bestand umfasst u. a. umfangreiche Korrespondenzen von Hermann Leopoldi und Helly Möslein sowie Schriftverkehr mit Verlagen und Medien, weiters Noten, Konzertprogramme, Fotos, Zeitungsausschnitte, Lebensdokumente und Tourneepläne.

Hermann-Leopoldi-Park, Hermann-Leopoldi-Weg.

Einzelnachweise

  1. Kerstin Kellermann: Ronald Leopoldi im Gespräch über seinen Vater. Aber den Leopoldi, den musst unbedingt zurückholen, in: Zeitschrift Augustin, Wien, Nr. 440, 5.7.-1.8.2017, Seite 32


Quellen


Literatur

  • Georg Traska / Christoph Lind: Hermann Leopoldi, Hersch Kohn. Eine Biographie. Wien: Mandelbaum-Verlag 2012
  • Hans Weiss / Ronald Leopoldi: "In einem kleinen Café in Hernals...". Eine Bildbiographie. Hermann Leopoldi und Helly Möslein. Wien: Orac 1992
  • Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Band 2: L-Z. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1967
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
  • Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. In drei Bänden. Personenteil L-Z. Mainz: Schott 1961
  • Dieter Schmutzer: Wienerisch g'redt. Geschichte der Wiener Mundartdichtung. Wien: Der Apfel 1993, S. 181 f.
  • Felix Czeike: XIV. Penzing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 14), S. 12
  • Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Meidling. Vom Wienfluß zum Wienerberg. Wien: Mohl 1992, S. 160 f.
  • Amtsblatt der Stadt Wien. Wien: Stadt Wien - Presse- und Informationsdienst 1963, 21.08.1963
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 49
  • Rathaus-Korrespondenz. 26.06.1969
  • Ronald Leopoldi [Hg.]: Leopoldiana. Gesammelte Werke von Hermann Leopoldi und 11 Lieder von Ferdinand Leopoldi. 2 Bände. Wien: Doblinger 2011


Hermann Leopoldi im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks