Hans Dichand

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Daten zur Person
Personenname Dichand, Hans
Abweichende Namensform Dichand, Johann Hermann
Titel
Geschlecht männlich
PageID 37285
GND 119096137
Wikidata Q1579154
Geburtsdatum 29. Jänner 1921
Geburtsort Graz
Sterbedatum 17. Juni 2010
Sterbeort Wien
Beruf Journalist, Zeitungsherausgeber
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 25. Juni 2010
Friedhof Grinzinger Friedhof
Grabstelle

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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Hans Dichand, * 29. Jänner 1921 Graz, † 17. Juni 2010 Wien, Journalist, Zeitungsherausgeber.

Biografie

Hans Dichands aus Böhmen stammende Mutter Leopoldine war Hausdame und Vorleserin der ehemals gräflichen Familie Attems in Graz. Sein Vater Johann, Vorarbeiter der Firma "Humanic", scheiterte mit dem Versuch, sich selbständig zu machen. Aufgrund der prekären finanziellen Situation der Familie wuchs Hans Dichand in der Grazer Schönau-Siedlung – einem Barackenlager, das Ende des Ersten Weltkrieges errichtet worden war – auf.

Schon früh äußerte Hans Dichand den Wunsch, Journalist zu werden. Der Chefredakteur der damaligen "Neue Kronen Zeitung", Leopold Lipschütz, riet dem 14-Jährigen, zunächst eine Schriftstellerlehre und berufsbegleitend die Matura zu absolvieren.

Den Kriegsdienst leistete Dichand bei der Marine und überlebte einen Torpedoangriff nur knapp. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft kehrte er im Herbst 1945 zurück und fand eine Anstellung beim britischen Nachrichtendienst in Graz. 1946 wechselte er zur "Murtaler Zeitung" in Judenburg, bei der er Chefredakteur, Geschäftsführer und Herausgeber wurde. Er wechselte bereits im darauffolgenden Jahr als außenpolitischer Redakteur zum "Steirer Blatt" nach Graz. Nachdem die Zeitung eingestellt wurde, ging Dichand mit deren Chefredakteur Helmut Schuster zur "Neuen Wiener Tageszeitung" nach Wien. Hier teilte er sich mit Hugo Portisch ein Büro.

Nach der Wiedergründung der Grazer "Kleinen Zeitung" 1948 wurde er dort nach kürzester Zeit Chefredakteur: Es gelang ihm, einen Boykott der im Eigentum der Parteizeitungen stehenden "APA" zu umgehen, indem er Radionachrichten abtippen und drucken ließ. 1954 wechselte Dichand zum "Kurier", den er in den folgenden vier Jahren als Chefredakteur zur erfolgreichsten österreichischen Zeitung machte. Nach einem Zerwürfnis mit dem Eigentümer Ludwig Polsterer verließ er den "Kurier", um mit seiner Abfertigung 1959 die Titelrechte an der "Kronenzeitung" zu erwerben. Der damalige ÖGB-Chef Franz Olah unterstützte den Wiederaufbau der Zeitung mit Gewerkschaftsgeldern. Als Partner konnte der Marketingfachmann Kurt Falk gewonnen werden, der neue innovative Vertriebswege für die Kronenzeitung kreierte.

1959 heiratete Hans Dichand Helga Schneeberger, Sekretärin bei der "Krone". Das Paar hatte drei Kinder: Michael (1962), Johanna (1963) und Christoph (1965).

Dichand machte die "Kronenzeitung" zur auflagenstärksten Zeitung Österreichs, 1968 überholte das Blatt den "Kurier" und ist heute in Relation zur Einwohnerzahl die weltweit erfolgreichste Tageszeitung. 1987 verließ Kurt Falk die "Kronenzeitung", die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (WAZ) übernahm seinen Firmenanteil. 2003 setzte Hans Dichand seinen Sohn als Chefredakteur durch und kurz vor seinem Tod machte er ihn zum Herausgeber.

Vielfach wurde Dichand als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten Österreichs gesehen. Kampagnen der "Kronenzeitung" trugen dazu bei, dass das Kraftwerk in der Stopfenreuther Au nicht gebaut wurde. Das Blatt unterstützte unter anderem den Bundespräsidentenwahlkampf zugunsten von Kurt Waldheim und den Beitritt Österreichs zur EU. Dichand selbst nahm als Kolumnist unter dem Pseudonym "Cato" zu Zeitfragen Stellung. Als "lebenslanges Ärgernis" und "Manipulator der Republik" erhielt der Zeitungsmacher 2007 den Negativpreis "Big Brother Award". Dichand selbst sah sich nur "Im Vorhof der Macht" (so lautet auch der Titel seiner 1996 erschienenen Memoiren). Statt Macht auszuüben, streichle er lieber seinen Hund.

Daneben baute Dichand eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen Österreichs mit Spitzenwerken der klassischen Moderne – darunter die "Danae" von Gustav Klimt – auf. 1976 erwarb er die Galerie Würthle, die 1995 geschlossen wurde. Dichand publizierte auch einige Bücher über bildende Kunst.

Siehe auch Kronenzeitung, Kurier und U-Express.

Werke (Auswahl)

  • Hans Dichand: Kronen-Zeitung. Geschichte eines Erfolges. Wien: Orac 1977
  • Hans Dichand: Begegnung in Paris. Wien [u. a.]: Molden 1981
  • Hans Dichand: Begegnung mit Heimito von Doderer. Wien [u. a.]: Amalthea-Verlag 1983
  • Ernst Insam / Hans Dichand: Graz im Aquarell. Wien: Edition Sanduhr 1984
  • Hans Dichand / Michael Martschnig [Hg.]: Jugendstilpostkarten. Dortmund: Harenberg 1984
  • Hans Dichand: Die Künstler der klassischen Moderne in Österreich. Wien: Tafelspitz-Verlag / Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt 1986
  • Peter Baumann / Hans Dichand: Hautnah. Erotik. Schaffhausen [u. a.]: Stemmle, Verlag für Photografie 1990
  • Hans Dichand: Auch das ist Paris. Liebeserklärung an eine vertraute Stadt. Essen [u. a.]: Bettendorf 1995
  • Hans Dichand: Im Vorhof der Macht. Erinnerungen eines Journalisten. Wien: Ibera & Molden 1996

Quelle

  • Biografiensammlung der Wienbibliothek im Rathaus: Hans Dichand

Literatur

Weblinks

Wikipedia: Hans Dichand