Fritz Mandl
Fritz Mandl, * 9. Februar 1900 Wien, † 8. September 1977 Wien, Industrieller. Er war in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Hedy Lamarr verheiratet.
Biografie
Fritz Mandl war der Sohn des Generaldirektors der Hirtenberger Patronenfabrik bei Wöllersdorf, Alexander Mandl, und dessen Ehefrau Maria. Obwohl aus einer jüdischen Familie kommend wurde er katholisch erzogen und legte die Matura im Piaristenkonvikt Krems ab. 1918 nahm er als Freiwilliger noch am Ersten Weltkrieg teil und studierte im Anschluss Chemie. 1920 trat er in den seit 1904 in Alleineigentum seines Vater stehenden Betrieb ein.
1924 übernahm Mandl die faktische Leitung des Waffenherstellers, dessen Exportmöglichkeiten durch den Vertrag von Saint Germain stark beeinträchtigt waren, 1930 wurde er zum Generaldirektor bestellt. Das Unternehmen expandierte, da er es verstand, die einschränkenden Bestimmungen über Zweigniederlassungen im Ausland zu umgehen. Insbesondere über eine Waffenfabrik im Schweizer Solothurn wurde zur Tarnung österreichischer (und deutscher) Waffenexporte benutzt. In weiterer Folge übernahm er auch den Besitz der Patronenfabrik Lichtenwörth, über die er Aufträge des Bundesheeres erhielt, und des Steinkohlenabbaus in Grünbach am Schneeberg. Außerdem unterhielt er Waffenfabriken in Polen und in den Niederlanden.
1929 trat der Industrielle der Heimwehr bei und baute einen engen Kontakt zu deren Bundesführer Ernst Rüdiger Starhemberg auf. 1933 war er ein wesentlicher Protagonist in der sogenannten Hirtenberger Waffenaffäre, in deren Rahmen Beutewaffen des Ersten Weltkriegs über die Hirtenberger Fabrik nach Ungarn transportiert wurden. Mandl belieferte das faschistische Italien, in das er höchstrangige Kontakte hatte, ebenso mit Waffen wie die Linke im Spanischen Bürgerkrieg. Umfangreiche Lieferungen gingen in verschiedene Länder Lateinamerikas sowie Süd- und Osteuropas.
Nach der Beseitigung demokratisch legitimierter Strukturen und der Etablierung der autoritären "Ständestaat"-Diktatur avancierte der Waffenproduzent im Jänner 1935 zum Mitglied des Landtags von Niederösterreich und fungierte als Präsident der Niederösterreichischen Industriellenvereinigung. Nach dem "Anschluss" 1938 versuchte Fritz Mandl zunächst sich mit dem nationalsozialistischen Regime zu arrangieren, wanderte aber schließlich nach Argentinien aus, wo er ein neues Rüstungsunternehmen errichtete und als persönlicher Beraster von Diktator Juan Péron tätig war.Nach dem Kriegseintritt Argentiniens in den Zweiten Weltkrieg wurde sein dortiges Vermögen beschlagnahmt, aber bald wieder freigegeben.
1955 kehrte Mandl nach Österreich zurück und erhielt 1957 die Eigentumsrechte an der Hirtenberger Patronenfabrik zurück, die bis zum Staatsvertrag von 1955 als "Deutsches Eigentum" sowjetisch verwaltet worden war. Als Hauptaktionär des Unternehmens fungierte er abwechselnd als Prokurist, Generaldirektor, Verwaltungsrat bzw. Aufsichtsratasvorsitzender. 1971 wurde die Fabrik, für die er auch zahlreiche Aufträge des Bundesheeres sichern konnte, über Vermittlung von Udo Proksch vom österreichischen Staat übernommen. 1964 kaufte er eine Jagdpatronenfabrik im Tiroler Kramsach, stellte deren Munitionserzeugung allerdings zugunstenb des Standortes Hirtenberg ein.
Literatur
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Personenmappe Mandl, Fritz
- Ursula Prutsch: Wer war Fritz Mandl? Waffen, Nazis und Geheimdienste. Die Biografie. Wien: Molden/Styria 2022
- Zeitgeschichte: Der "Patronenkönig" und Lamarr-Ehemann Fritz Mandl. In: Profil, 13.12.2017
Vorname Nachname im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.