Ferdinand Loquai

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Daten zur Person
Personenname Loquai, Ferdinand
Abweichende Namensform Loquay, Ferdinand
Titel
Geschlecht männlich
PageID 360024
GND
Wikidata
Geburtsdatum 25. November 1838
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 30. Juli 1899
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Fabrikant, Kommunalpolitiker
Parteizugehörigkeit Christlichsoziale Partei, Antisemiten
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage-NG
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Recherche
Letzte Änderung am 5.11.2022 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum 2. August 1899
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 13A, Reihe 1, Nummer 36
  • 6., Webgasse 34 (Wirkungsadresse)
  • 6., Webgasse 17 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Verleihung des Bürgerrechts der Stadt Wien (Verleihung: 1. April 1898)

  • Mitglied des Wiener Gemeinderates (1878 bis 1889)
  • Abgeordneter zum Niederösterreichischen Landtag (14.10.1890 bis 14.10.1896)
  • Abgeordneter zum Niederösterreichischen Landtag (28.12.1896 bis 30.07.1899)
  • Bezirksvorsteher 6. Bezirk (1886 bis 1891)

Ferdinand Loquai, * 25. November 1838 Wien, † 30. Juli 1899 Wien, Fabrikant, Kommunalpolitiker.

Biografie

Der Jalousienfabrikant und Hausbesitzer Ferdinand Loquai gehörte von 1878 bis 1889 dem Wiener Gemeinderat an. Die Fabrik "Ferd. Loquai", in der Holz-Rouleaux hergestellt wurden, befand sich in der Webgasse 34. Später firmierte sie auch unter den Namen Loquai & Oellert bzw. Loquai, Oellert & Pfleger.

Am 7. März 1878 wurde Ferdinand Loquai in den Wahlkörper II (6. Bezirk) gewählt. Am 21. März 1881 und 14. März 1883 wurde seine Funktionsdauer verlängert. Loquais Parteizugehörigkeit wechselte über die Jahre, zeitweise wurde er der "Vereinigten Linken", dann der demokratischen Partei zugeordnet. Im Verzeichnis von Oswald Knauer scheint Loquai zunächst als den Liberalen und später als den Antisemiten zugehörig auf. Im Wiener Gemeinderat wirkte Loquai als Mitglied zahlreicher Kommissionen, etwa der Friedhofskommission, der Häuseradministrationskommission, der Pferdebahnkommission sowie der Lagerhauskommission. Zudem war er Mitglied der Sektionen für Schulwesen, Bauwesen und Finanz.

1886 wurde Ferdinand Loquai Bezirksvorsteher von Mariahilf, eine Funktion, die er bis 1891 bekleidete. 1890 setzte er sich als Kandidat der Antisemiten gegen den liberalen Gegenkandidaten Josef Dominik Schlechter durch.

Vom 14. Oktober 1890 bis zum 14. Oktober 1896 sowie vom 28. Dezember 1896 bis zu seinem Tod war Ferdinand Loquai als Abgeordneter des 6. Wiener Gemeindebezirks im Niederösterreichischen Landtag vertreten. In der ersten Periode gehörte er dort den Antisemiten, in der zweiten Periode der Christlichsozialen Partei an.

Zusätzlich zu seinen politischen Funktionen fungierte Loquai unter anderem auch als Sprecher des Turnvereins im Bezirk Mariahilf sowie als Obmann des "Politischen Bezirksvereins Mariahilf und Neubau".

Mit Beschluss der Gemeinderatssitzung vom 1. April 1898 wurde Ferdinand Loquai das Bürgerrecht mit Nachsicht der Taxen verliehen. 1903 wurden der Loquaiplatz und der Loquaipark nach ihm benannt.

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission 2021 die historische Bedeutung weiterer Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Weder für Loquais Arbeit im Wiener Gemeinderat noch für jene im Niederösterreichischen Landtag konnten antisemitische Auffälligkeiten nachgewiesen werden. Allerdings schrieb das "Neue Wiener Tagblatt" 1890 über den neu gewählten Bezirksvorsteher, er habe gesagt, "daß die christlichen Kinder in den Schulen durch die jüdischen verdorben werden […]." Belegt ist auch, dass ein jüdischer Holzhändler eine Ehrenbeleidigungsklage gegen Loquai einbrachte und dieser, da er zu diesem Zeitpunkt als Landtagsabgeordneter Immunität genoss, gegen seinen Willen vom Landtag ausgeliefert wurde. Das Verfahren endete mit einer Verurteilung Loquais zu einer Geldstrafe von 50 Gulden. Aufgrund dieser Erkenntnisse zur historischen Einordnung von Ferdinand Loquai wurden der Loquaiplatz und der Loquaipark als Fälle mit Diskussionsbedarf eingeordnet.


Quellen

Literatur