Europacupfinals in Wien (Fußball)

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Inter Mailand jubelt nach dem Finale 1964 im Wiener Praterstadion.
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Bildunterschrift Inter Mailand jubelt nach dem Finale 1964 im Wiener Praterstadion.

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Das Ernst-Happel-Stadion (bzw. bis 1992 Wiener Praterstadion) war sechsmal Schauplatz einer Finalbegegnung eines europäischen Europacupwettbewerbs. Viermal fanden Endspiele im Europapokal der Landesmeister (1964, 1987, 1990) bzw. in der UEFA Champions League (1995) und je einmal im Europapokal der Pokalsieger (1970) sowie im UEFA-Cup (1994) statt.

Mehr Finalspiele im höchsten europäischen Vereinswettbewerb wurden mit sieben Begegnungen nur im Londoner Wembley Stadium (alt und neu) ausgetragen. Damit rangiert das Wiener Ernst-Happel-Stadion mit dem Estadio Santiago Bernabeu in Madrid, dem Brüsseler Heysel Stadion und dem Mailänder Stadio Giuseppe-Meazza (früher: Stadio San Siro) auf dem geteilten zweiten Platz.

Mit dem SV Austria Salzburg gelang einer österreichischen Mannschaft ein einziges Mal der Einzug in eines der Wiener Endspiele, wo aber die Fußballer aus der Mozartstadt am 26. April 1994 gegen Inter Mailand mit 0:1 verloren. Dreimal übernahmen österreichische Schiedsrichter – 1964 der Grazer Josef Stoll, 1970 der Wiener Paul Schiller sowie 1989 der Salzburger Helmut Kohl – die Leitung der Finalbegegnungen.

Triumph des Catenaccio

1964 traf im zuschauerreichsten Wiener Finale der viermalige europäische Champion Real Madrid auf Inter Mailand, trainiert vom Defensivspezialisten Helenio Herreira. Der fünfte spanische Sieg war zum Greifen nahe, sofern es den in die Jahre gekommenen Stars des „weißen Balletts“ gelänge, den Mailänder „Defensivriegel“ zu knacken. Doch wie der Spielverlauf zeigte sollte, zwangen die Italiener mit neumodischem Tempofußball die sonst so sichere spanische Verteidigung zu Fehlern und schossen die Tore. „La grande Inter“ um ihren Star „Sandro“ Mazzola holte verdient den Sieg und sollte auch im folgenden Jahr triumphieren, sowie zweimal den Weltpokal (1964, 1965) holen.


27. Mai 1964: Inter Mailand-Real Madrid 3:1 (1:0); Tore: Mazzola (43.), Milani (62.), „Felo“ (69.), Mazzola (76.); 71.333 Zuschauer; Schiedsrichter Josef Stoll (Österreich).

Das Team von Inter Mailand vor dem Meistercupfinale 1964 im Wiener Praterstadion (Quelle: inter.it)

Inter Mailand (3–2–5): Giuliano Sarti; Tarcisio Burgnich, Giacinto Facchetti, Carlo Tagnin; Aristide Guarneri, Armando Picchi (Kapitän); Jair de Costa, Alessandro Mazzola, Aurelio Milani, Luis Suarez, Mario Corso

Trainer: Helenio Herreira

Real Madrid: Vicente Train; Isidro Sanchez, Jose Emilio Santamaria, Enrique Perez “Pachin”; Ignacio Zoco, Lucien Muller; Amancio Amaro, Rafael Bautista Hernandez „Felo“, Alfredo di Stefano, Ferenc Puskas, Francisco Gento (Kapitän)

Trainer: Miguel Munoz.

„Fersler“ für die Ewigkeit

Vor dem Wiener Finale im Jahr 1987 waren die Rollen klar verteilt: Nach seinen Triumphen in den 1970er Jahren schickte sich Favorit FC Bayern München an, zum vierten Mal die begehrte Trophäe zu gewinnen. So lief das Finale zunächst auch zuerst ganz nach bajuwarischem Geschmack: Schon nach 25 Minuten gingen die Roten in Führung. Angetrieben durch Kapitän Lothar Matthäus, kontrollierten die Münchner Gegner und Spiel. Doch zwölf Minuten vor Schluss erfolgte eine Aktion, die das Spiel drehte und in die Geschichte des Europapokals eingehen sollte. Zunächst wurde ein portugiesischer Flankenlauf von der deutschen Verteidigung unterbunden, doch der daraus folgende Schuss, geblockt von einem Bayern Spieler, trudelte parallel zur Torlinie durch den deutschen Strafraum. Der algerische Porto-Legionär Rabah Madjer, der auf eine Flanke spekuliert hatte, war schon zu weit vors Tor gelaufen um den Ball von vorne zu erreichen, als dieser in seine Reichweite kam. Mit dem Rücken zum Tor stehend, beförderte er reaktionsschnell das Spielgerät nunmehr per Ferse ins Tor. Während die Bayernabwehr entsetzt dem Ball nachschaute, der gerade die Torlinie überquerte, riss der Torschütze schon beide Arme in den Praternachthimmel. Beflügelt vom spektakulären Ausgleich erzielten die Portugiesen zwei Minuten später den Siegestreffer. In den letzten Spielminuten konnten die sichtlich geschockten Favoriten nicht mehr zusetzen. Der Außenseiter hatte nach Rückstand die Partie gedreht.


27. Mai 1987: FC Porto-FC Bayern München 2:1 (0:1); Tore: Kögl (25.), Madjer (78.), Juary (80.); 57.500 Zuschauer; Schiedsrichter Alexis Ponnet (Belgien).

FC Porto (4–3–3): Jozef Mlynarczyk; Joao Pinto (Kapitän), Celso dos Santos, Eduardo Luis, Augusto Soares Inacio (66. Antonio Frasco), Joaquim „Quim“ Carvalho Azevedo (46. Juary Jorge dos Santos), Jaime Magalhaes, Antonio Sousa, Antonio dos Santos Andre, Rabah Madjer, Paulo Futre

Trainer: Artur Jorge

FC Bayern München: Jean-Marie Pfaff; Helmut Winklhofer, Norbert Nachtweih, Norbert Eder, Hans Pflügler, Hans-Dieter Flick (82. Lars Lunde); Lothar Matthäus (Kapitän), Andreas Brehme, Dieter Hoeneß; Michael Rummenigge, Ludwig Kögl

Trainer: Udo Lattek.

Der „Fluch des Bela Guttmann

Im Finale der 35. Auflage des Wettbewerbs standen sich in Wien Titelverteidiger AC Mailand und Benfica Lissabon gegenüber. Eine wichtige Nebenrolle spielte Bela Guttmann, der ehemalige Trainer der Portugiesen. Unter seiner Leitung hatten die Adler 1962 zum zweiten Mal in Folge den Bewerb gewonnen. Der ehemalige SC Hakoah Spieler und Weltklassetrainer hatte kurz darauf die portugiesische Hauptstadt verlassen, weil ihm eine Gehaltserhöhung verwehrt geblieben war. Der Legende nach soll Guttmann im Zorn den Verein mit einem „Finalfluch“ belegt haben, der anscheinend funktionierte. So zogen die Portugiesen nach 1962 viermal (1963, 1965, 1968, 1988) ins Finale des Europapokals der Landesmeister ein, verließen aber stets als Verlierer den Rasen. Damit dies nicht ein fünftes Mal passieren sollte, besuchte 1990 die portugiesische Klubikone Eusebio sogar das Grab seines ehemaligen Trainers im jüdischen Abschnitt des Wiener Zentralfriedhofs und bat vor dem Finale um Aufhebung des Fluchs. Doch diese wurde ihm augenscheinlich nicht gewährt: In einer ereignisarmen Partie erzielte Frank Rijkaard für die Mailänder den entscheidenden Treffer.


23. Mai 1990: AC Mailand-Benfica Lissabon 1:0 (0:0); Tor: Rijkaard (68.); 57.500; Schiedsrichter Helmut Kohl (Österreich)

AC Mailand (4-5-1): Giovanni Galli; Mauro Tassotti, Franco Baresi (Kapitän), Alessandro Costacurta, Paolo Maldini; Angelo Colombo (90. Filippo Galli), Frank Rijkaard, Carlo Ancelotti (75. Daniele Massaro), Alberigo Evani, Ruud Gullit; Marco van Basten

Trainer: Arrigo Sacchi

Benfica Lissabon (4-4-2): Silvinho Louro; Jose Carlos, Ricardo Gomes (Kapitän), Aldair Nascimento, Samuel Quina; Vitor Paneira (76. Vata Garcia), Hernani Neves, Jonas Thern, Jaime Pacheco (65. Cesar Brito); Valdo Candido Filho, Mats Magnusson

Trainer: Sven Göran Eriksson.

Louis und die „jungen Wilden”

In der Finalbegegnung der dritten Spielzeit der neugegründeten UEFA Champions League traf 1995 Titelverteidiger AC Mailand auf Ajax Amsterdam. Italienische Defensivspezialisten bekamen es somit mit einer jungen niederländische Mannschaft zu tun, die von Trainer Louis van Gaal auf ein offensives 4–3–3 System eingeschworen worden war. Schon in der Gruppenphase des Wettbewerbs waren beide Mannschaften aufeinandergetroffen und hatten den österreichischen Vertreter SV Austria Salzburg hinter sich gelassen. Im Prater entwickelte sich eine spannende Finalpartie, in der zuerst die Italiener die besseren Chancen vorfanden, diese aber vergaben. In der zweiten Halbzeit griff jedoch nun das niederländische Offensivsystem mit seinen pfeilschnellen Außenstürmern an. Schlussendlich führte ein Fehler der Italiener zur Entscheidung: In der 84. Minute misslang die Abseitsfalle der Lombarden; diesen Fehler konnte Patrick Kluivert in den entscheidenden Treffer verwandeln. Die jüngste Finalmannschaft aller Zeiten rund um die neuen Stars Kluivert, Edgar Davids und die Brüder De Boer holte für Ajax Amsterdam den vierten und bis dato letzten Triumph im Wettbewerb.


24. Mai 1995: Ajax Amsterdam-AC Mailand 1:0 (0:0), Tor: Kluivert (84.), 49.730 Zuschauer; Schiedsrichter Ion Craciunescu (Rumänien).

Ajax Amsterdam (4–3–3): Edwin van der Sar; Michael Reizinger, Frank Rijkaard, Danny Blind (Kapitän), Frank de Boer; Clarence Seedorf (53. Nwankwo Kanu) Edgar Davids, Ronald de Boer; Finidi George; Jari Litmanen (70. Patrick Kluviert), Marc Overmas

Trainer: Louis van Gaal

AC Mailand (4-4-2): Sebastiano Rossi; Christian Panucci, Alessandro Costacurta, Franco Baresi (Kapitän), Paolo Maldini; Roberto Donadoni, Marcel Desailly, Demetrio Albertini, Zvonimir Boban (84. Gianiuigi Lentini); Daniele Massaro (88. Stefano Eranio), Marco Simone

Trainer: Fabio Capello.

Favoritensieg im Praterregen

Im Finalspiel des Europapokals der Pokalsieger 1970 hatte mit Gornik Zabrze erstmals ein polnischer Verein ein europäisches Finale erreicht. Die Mannschaft aus Oberschlesien traf auf den englischen Vertreter Manchester City, der als Favorit in die Partie ging. Bei strömendem Regen konnte die bescheidene Zuschauerzahl von 10.000 Besuchern zumindest von der neuen Fluchtlichtanlage im Stadion profitieren. Das Spiel selbst passte sich den Wetterbedingungen an, war auf einem bescheidenen Niveau und wurde durch die bessere Chancenverwertung zugunsten des Favoriten entschieden. Schon nach elf Minuten gingen die Engländer durch einen Tormannpatzer in Führung. Zwei Minuten vor der Pause erhöhten die Briten durch einen Strafstoß auf 2:0 und gingen schon wie der sichere Sieger in die Kabinen. Doch nach dem Seitenwechsel gelang dem Außenseiter Gornik Zabrze zwanzig Minuten vor Schluss durch ihren Kapitän ein Tor. In der Folge wurde die Partie ruppiger. Doch die polnischen Angriffsbemühungen waren nicht von Erfolg gekrönt und es blieb schließlich beim 2:1 Spielstand für Manchester City.


29. April 1970: Manchester City-Gornik Zabrze 2:1 (2:0); Tore: Young (11.) Lee (43.), Oslizlo (70.), 10.000 Zuschauer; Schiedsrichter Paul Schiller (Österreich).

Manchester City (4–3–3): Joe Corrigan; Tony Book (Kapitän), Glyn Pardoe, Mike Doyle (23. Ian Bowyer), Tommy Booth; Alan Oakes, George Heslop, Colin Bell; Francis Lee, Neil Young, Tony Towers

Trainer: Joe Mercer

Gornik Zabrze (4-3-3): Hubert Kostka; Stanislaw Oslizlo (Kapitän), Stefan Florenski (85. Rainer Kuchta), Jerzy Gorgon, Alfred Olek; Henryk Latocha, Zygfryd Szoltysik, Erwin Wilczek (75.Hubert Skowronek); Wladislaw Szaryniski, Jan Banas, Wlodzimierz Lubanski

Trainer: Geza Kaloczai.

Niederlage gegen Weltmeister

Nachdem Austria Salzburg in der UEFA-Cup Saison 1993/1994 als erste österreichische Mannschaft mit Eintracht Frankfurt und dem Karlsruher SC erstmals zwei deutsche Mannschaften aus dem Wettbewerb warfen, wartete in den zwei Finalspielen mit Inter Mailand eine große Herausforderung im Wiener Prater. Der Favorit mit seinen Stars wie dem Weltmeister Guiseppe Bergomi und dem niederländischen Offensivduo Wim Jonk und Dennis Bergkamp ließ sich vom Underdog nicht überraschen und ging in der ersten Hälfte durch Nicola Berti in Führung. Auf ihre defensivstarke Hintermannschaft vertrauend, spielten die Mailänder ihren Vorsprung routiniert über die Zeit und siegten so verdient im Wiener Prater. 14 Tage später im Rückspiel gewannen die Italiener mit dem gleichen Resultat und sicherten sich den UEFA-Cup 1993/1994.


26. April 1994: SV Austria Salzburg-Inter Mailand 0:1 (0:1); Tor: Nicola Berti (33.), 47.500 Zuschauer, Schiedsrichter Kim Milton Nielsen (Dänemark).

SV Austria Salzburg (4–4–2): Otto Konrad; Leopold Lainer, Heribert Weber (Kapitän), Thomas Winkelhofer (61. Michael Steiner), Christian Fürstaller; Franz Aigner, Martin Amerhauser (46. Damir Muzek), Peter Artner, Marquinho; Heimo Pfeiffenberger, Herman Stadler

Trainer: Otto Baric

Inter Mailand (4–4–2): Walter Zenga; Antonio Paganin Angelo Orlando, Wim Jonk, Giuseppe Bergomi (Kapitän); Sergio Battistini, Alessandro Bianchi, Antonio Manicone, Nicola Berti; Dennis Bergkamp (89. Francesco Dell’Anno), Ruben Sosa Ardaiz (75. Riccardo Ferri)

Trainer: Giampiero Marini

Quellen

Literatur

  • Ulrich Hesse-Lichtenberger: Flutlicht und Schatten. Die Geschichte des Europapokals. Göttingen: Verlag Die Werkstatt 2005
  • Ludger Schulze: 30 Jahre Europapokal. München: Copress Verlag 1985
  • Dietrich Schulze-Marmeling: Die Bayern. Die Geschichte des Rekordmeisters. Göttingen: Verlag Die Werkstatt 2009