Erholungsfürsorge

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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Erholungsfürsorge. Sie bildet seit der Ersten Republik einen wichtigen Zweig der sozialdemokratischen Gesundheitsfürsorge und Jugendfürsorge. Am 16. Februar 1922 wurde (gemeinsam mit der freiwilligen Jugendfürsorgeorganisation) das Wiener Jugendhilfswerk (Wijug) ins Leben gerufen, dessen Geschäftsstelle im Jugendamt eingerichtet wurde. Die seit 1923 jährlich veranstaltete „Kinderrettungswoche" für die gesundheitliche geschädigte, tuberkulosegefährdete Wiener Jugend fand auch die Unterstützung der Bevölkerung. 1923 wurden bereits 2.575 Kinder in zehn Heime verschickt; dazu kamen noch die Sommererholungsstätten in Hütteldorf, am Schafberg, in Pötzleinsdorf, am Laaer Berg, am Hirzenberg und am Gänsehäufel, die außerhalb der Ferienzeit Schulen und anderen Organisationen zum Spielbetrieb zur Verfügung gestellt wurden. Finanziert wurde die Aktion vorwiegend aus öffentlichen Mitteln. Das Jugendamt förderte auch die vom Bundesministerium für soziale Verwaltung durchgeführte Erholungsfürsorgeaktion „Lehrlinge aufs Land". Zur Erholungsfürsorge im weiteren Sinn zählte auch die Errichtung von Spiel-, Sport- und Eislaufplätzen und Kinderfreibädern sowie die Förderung der Freiluftbewegung.

Das Hilfswerk „Jugend in Not" (Konstituierung am 19. Dezember 1939) errichtete mit Hilfe der Gemeinde Wien in kurzer Zeit 50 Tagesheimstätten für erwerbslose Jugendliche. 1945 wurde die kriegsbedingt unterbrochene Zusammenarbeit zwischen den Bezirksjugendämtern und dem „Wiener Jugendhilfswerk" wieder aufgenommen. Die Erholungsheime konnten mit internationaler Hilfe wieder instand gesetzt werden; als erstes wurde das Sanatorium „Wienerwald" in Feichtenbach/Pernitz wiedereröffnet. 1945 wurden 959 Wiener Kinder auf Landpflegeplätzen im Inland, 250 in ausländischen Heimen und 1.010 Kinder auf Schweizer Pflegeplätzen untergebracht. In den folgenden vier Jahren fanden sich Pflegeeltern in Belgien, Dänemark, England, Irland und Norwegen. Die Erholungsverschickung wurde nach 1945 auf das ganze Jahr ausgedehnt. 1951 nahmen 25.203 Kinder die Erholungsförderung in Heimen, weitere 10.620 in Tageserholungsstätten in Anspruch, 1990 8.182 Kinder in Heimen und 1.027 in Tageserholungsstätten. 1983 erfolgte eine Umstrukturierung der Erholungsfürsorge, deren Durchführung dem neu konstituierten Verein „Wiener Jugenderholung" übertragen wurde (bis dahin Fonds des Wiener Jugendhilfswerks); gleichzeitig erfolgte die Neubenennung in „Städtische Jugenderholung".

Literatur

  • Jugendamt der Stadt Wien [Hg.]: 70 Jahre Wiener Jugendamt. Wien: Jugend und Volk 1987
  • Felix Czeike: Wirtschafts- und Sozialpolitik der Gemeinde Wien in der ersten Republik (1919 - 1934). Band 2. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1959. - (Wiener Schriften, 11), S. 181 ff., 185 ff.