Erhard Busek

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Erhard Busek, 2013
Daten zur Person
Personenname Busek, Erhard
Abweichende Namensform
Titel Dr. iur.
Geschlecht männlich
PageID 38694
GND
Wikidata Q699396
Geburtsdatum 25. März 1941
Geburtsort Wien
Sterbedatum 13. März 2022
Sterbeort Wien
Beruf Politiker, Jurist
Parteizugehörigkeit Österreichische Volkspartei
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 30. März 2022
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 14 C, Grab 48
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Erhard Busek.jpg
Bildunterschrift Erhard Busek, 2013

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien mit dem Stern (Verleihung: 11. Oktober 1994, Übernahme: 24. Oktober 1994)
  • St.-Anna-Preis für besondere Verdienste um das geistige und kulturelle Wiederzusammenführen der Länder Mitteleuropas (Verleihung: 2006)
  • Goldene Julius-Raab-Medaille (Verleihung: 2006)
  • Tschechische Verdienstmedaille (Verleihung: 2003)
  • Großoffizier des Sterns von Rumänien (Verleihung: 2003)
  • Großkreuz des Silvesterordens (Verleihung: 2004)
  • Corvinus-Preis des Budapester Europainstitutes (Verleihung: 2007)
  • Orden des Weißen Doppelkreuzes, 2. Klasse (Verleihung: 2011)
  • Ehrensenator der Medizinischen Universität Wien (Verleihung: 17. Jänner 2019)
  • Jean Monnet Professor ad personam (Verleihung: 2008)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark (Übernahme: 31. Jänner 2013)


  • Generalsekretär der ÖVP (31.07.1975 bis 1976)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (04.11.1975 bis 07.11.1978)
  • Landesparteiobmann der ÖVP-Wien (1976 bis 1989)
  • Stadtrat ohne Geschäftsbereich (30.08.1976 bis 24.04.1989)
  • Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Wiener Gemeinderats (08.10.1978 bis 24.04.1983)
  • Vizebürgermeister der Stadt Wien (13.11.1978 bis 09.12.1987)
  • Bundesminister für Wissenschaft und Forschung (24.04.1989 bis 29.11.1994)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (05.11.1990 bis 17.12.1990)
  • Bundesparteiobmann der ÖVP (1991 bis 1995)
  • Vizekanzler (02.07.1991 bis 04.05.1995)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (07.11.1994 bis 13.12.1994)
  • Bundesminister für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten (29.11.1994 bis 04.05.1995)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (08.05.1995 bis 24.07.1995)
  • Rektor der Fachhochschule Salzburg (2004 bis 2011)
  • Präsident des Europäischen Forum Alpbach (2000 bis 2012)
  • Generalsekretär des Österreichischen Wirtschaftsbundes (1972 bis 1976)
  • Vorsitzender des Österreichischen Bundesjugendringes (1966 bis 1969)
  • Regierungsbeauftragter für die EU-Erweiterung (2000 bis 2001)
  • Sonderkoordinator des Stabilitätspakts für Südosteuropa (2002 bis 2008)
  • Vorsitzender des Universitätsrates der Medizinischen Universität Wien (2008 bis 2018)
  • Vorstandsvorsitzender des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa (1995)

Erhard Busek, * 25. März 1941 Wien, † 13. März 2022 Wien, Jurist, Politiker.

Biografie

Erhard Busek kam als Sohn eines Baumeisters, der in der Bauabteilung der Gutsverwaltung des Fürsten Liechtenstein tätig war, zur Welt. Die Familie war mütterlicherseits seit mehr als 200 Jahren, meist als Gewerbetreibende, in Wien ansässig, während die väterlichen Vorfahren erst wenige Generationen zuvor aus Österreichisch-Schlesien in die Reichshaupt- und Residenzstadt zugewandert waren. Das späte Einzelkind wuchs in einem religiös geprägten und sehr politischen, aber nicht durch enge Parteibindung gekennzeichneten Elternhaus auf.

Erhard Busek besuchte nach der Unterstufe im Realgymnasium Krottenbachstraße den humanistischen Zweig der Oberstufe im Döblinger Gymnasium. Nach der Matura (1959) begann er mit dem Studium der Rechtswissenschaften, das er 1963 mit der Promotion abschloss. Daneben engagierte er sich bei der Katholischen Mittelschuljugend (KMJ), deren Zentralsekretär (1959–1961) und Zentralführer (1962–1966) er war; Folge des Engagements in katholischen Organisationen war jenes im Österreichischen Bundesjugendring (ÖBJR), dessen Vorsitz er von 1966 bis 1969 bekleidete.

Sein beruflicher Einstieg erfolgte 1964 als zweiter Klubsekretär im ÖVP-Parlamentsklub. 1968 wechselte er in die Bundesleitung des Wirtschaftsbundes, zunächst als Organisationsreferent und bald darauf als stellvertretender Generalsekretär; von 1972 bis 1976 wirkte der Jurist als Generalsekretär des ÖVP-Bundes. Mit Rückendeckung seines Mentors Rudolf Sallinger versuchte er neue Ansätze in der politischen Arbeit zu realisieren. In vielerlei Hinsicht kann Buseks Zeit beim Wirtschaftsbund als Versuchs- und Experimentierfeld für seine Zeit in der Wiener Kommunalpolitik gesehen werden.

Mit der Bestellung zum Generalsekretär der ÖVP im Juli 1975 und seiner Wahl in den Nationalrat im November 1975 rückte der Jurist in die vorderste Reihe des politischen Geschehens auf. Im Herbst 1976 wurde der Homo politicus zum Landesparteiobmann der Wiener ÖVP gewählt und forderte als "bunter Vogel" eine "andere Art von Politik" ein. Gemeinsam mit dem visionären Schriftsteller Jörg Mauthe und anderen Gleichgesinnten sprach er neue Themen an wie "Grün", Umwelt, Verkehr, Müll, Schadstoffe, Grätzel- und Beislkultur, Stadterneuerung statt Stadterweiterung oder die aktive Teilnahme der Bürger an den Entscheidungen, die sie unmittelbar betrafen. Schon Bürgermeister Leopold Gratz, vor allem aber sein Nachfolger Helmut Zilk griffen zahlreiche Ideen und Pläne Buseks auf und setzten sie in die Tat um. Erhard Buseks kommunalpolitische Arbeit trug parteipolitische Früchte: 1978 errang die Wiener ÖVP 33,8 Prozent der Stimmen und stellte mit ihrem Obmann wieder einen Vizebürgermeister, 1983 errang die Partei 37 von 100 Mandaten. Im Gegensatz zu seinen Erfolgen in der Außenwirkung verabsäumte es Busek aber, die Landespartei zu reformieren und ihre verkrusteten Strukturen aufzubrechen; viele Funktionäre konnten oder wollten den Kurs des Obmanns nicht mitmachen. So wurde er auf einem Landesparteitag im Jahr 1989 abgewählt.

Erhard Busek fand in der Bundespolitik ein neues Betätigungsfeld, das seinen Interessen entsprach und übernahm 1989 die Leitung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung. In seiner Amtszeit wurden das von Hertha Firnberg geschaffene Universitätsorganisationsgesetz (UOG) grundlegend geändert und die rechtlichen Grundlagen für Fachhochschulen geschaffen, neue Gesetze für die technischen Studienrichtungen und die Veterinärmedizin verabschiedet und die Bundesmuseen finanziell wesentlich besser ausgestattet. Von 1991 bis 1995 stand er als Bundesparteiobmann der ÖVP vor und bekleidete die Funktion des Vizekanzlers in der Bundesregierung.

Ein besonderes Anliegen war dem überzeugten Mitteleuropäer die Vertiefung der kulturellen und wissenschaftlichen Beziehungen zu vielen der ehemals kommunistischen Ostblockstaaten (Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien und Kroatien). Hierbei kamen ihm die Erfahrungen zugute, die er bei seinen zahlreichen Besuchen auch und gerade von damaligen Dissidenten in diesen Ländern in den Jahren zwischen 1979 und 1989 gesammelt hatte. Ein weiterer Meilenstein war der in dieser Zeit erfolgte Beitritt Österreichs zur Europäischen Union.

Als Unterrichtsminister blieb der Jurist nur kurz im Amt (November 1994 bis Mai 1995).

Nach der Übergabe der Obmannschaft in der ÖVP an Wolfgang Schüssel schied Busek im Mai 1995 aus der Bundesregierung und legte im Sommer 1995 auch sein Mandat als Abgeordneter zum Nationalrat nieder. Noch im gleichen Monat wurde der Jurist zum Vorstandsvorsitzenden des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa gewählt. Diesem Raum eng verbunden, bekleidete er 2000/2001 die Funktion eines Regierungsbeauftragten für EU-Erweiterungsfragen und stand von Jänner 2002 bis Juni 2008 als Sonderkoordinator dem Stabilitätspakt für Südosteuropa vor. Seit 1996 ist er überdies Koordinator der Southeast European Cooperative Initiative (SECI).

Darüber hinaus fungierte Busek unter anderem 2000 bis 2012 als Präsident des Trägervereins des Europäischen Forum Alpbach (seit 2012 Ehrenpräsident), 2004 bis 2011 als Rektor der Fachhochschule Salzburg sowie von 2008 bis 2018 als Vorsitzender des Universitätsrates der Medizinischen Universität Wien, die im Allgemeinen Krankenhaus beheimatet ist. Von 2005 bis 2017 war er Präsident des Vienna Economic Forum, dem er seither als Ehrenpräsident angehört. Daneben hielt und hält Busek immer wieder Lehrveranstaltungen an österreichischen und internationalen Hochschulen. Zahlreiche Ehrendoktorate von Universitäten im In- und Ausland wurden ihm zuerkannt. Im Rahmen der Europäischen Union hat er an grundlegenden Papieren zur Bildung mitgearbeitet.

Busek war an zahlreichen Publikationen als (Mit-)Autor und (Mit-)Herausgeber beteiligt. Als aufmerksamer Beobachter politischer Entwicklungen nahm er darin sowohl zu europapolitischen Themen als auch zur österreichischen Innenpolitik kritisch Stellung.

Werke (Auswahl)

  • Erhard Busek: Wien. Ein bürgerliches Credo. Wien / Innsbruck [u.a.]: Molden 1978
  • Erhard Busek: Mut zum aufrechten Gang. Beiträge zu einer anderen Art von Politik. Wien / München: Herold 1983
  • Erhard Busek: Ein Porträt aus der Nähe. Erhard Busek im Gespräch mit Jelka Kušar. Klagenfurt / Wien [u. a.]: Wieser 2006)
  • Erhard Busek: Lebensbilder. Wien: Kremayr & Scheriau 2014

Literatur

  • Thomas Köhler / Christian Mertens/Lojze Wieser [Hg.]: Einheit in Vielfalt. Erhard Buseks Welten. Wien: edition mezzogiorno bei PROverbis/Klagenfurt: Wieser 2023
  • Erhard Busek 60. Wien: Edition Atelier 2001
  • Robert Kriechbaumer / Franz Schausberger [Hg.]: Volkspartei – Anspruch und Realität. Zur Geschichte der ÖVP seit 1945. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 1995
  • Rudolf Bretschneider / Peter Bochskanl [Hg.]: Mensch im Wort. Erhard Busek – Reden und Aufsätze. Wien: Edition Atelier 1994
  • Elisabeth Welzig [Hg.]: Erhard Busek. Ein Porträt. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 1992

Weblinks