Erdapfel

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Kartoffelpflanze. In: Alois Pokorny: Illustrierte Naturgeschichte des Pflanzenreiches. Prag: Friedrich Temsky 1871
Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 25.09.2019 durch WIEN1.lanm09was
Bildname Erdapfel.jpg
Bildunterschrift Kartoffelpflanze. In: Alois Pokorny: Illustrierte Naturgeschichte des Pflanzenreiches. Prag: Friedrich Temsky 1871

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


Erdapfel, Wiener Bezeichnung für Kartoffel, bisweilen scherzhaft auch Brambori genannt (aus tschechisch brambory, so viel wie "Brandenburger" [Hinweis auf den Weg, auf dem die Erdäpfel nach Böhmen gekommen sind]); von Böhmen kam die Bezeichnung mit den in Wien beschäftigten böhmischen Köchinnen nach Wien. Vor Bekanntwerden der Erdäpfel in Österreich bezog sich dieser Name auf Melonen, Kürbisse und Gurken, wobei aus den entsprechenden historischen Quellen nicht immer klar ersichtlich ist, welche der Früchte gemeint sind. Bereits 1588 hat Carolus Clusius den Erdapfel als botanische Rarität nach Wien gebracht. Als Speisefrucht hat sie sich jedoch erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durchgesetzt. Getreidemissernten hatten zu Hungersnöten geführt, sodass sich Maria Theresia für den Anbau des Erdapfels einzusetzen begann, zumal die Frucht hierzulande gut gedieh. Wegen seines neutralen Geschmacks, aber auch dank der reichen Phantasie der Köchinnen und Köche, hat der Erdapfel in der Wiener Küche viele Abwandlungen zu pikanten und süßen Speisen erfahren: als Erdäpfelsuppe, -gulasch, -schmarren, -puffer und -knödel, aber auch als Grundlage für Knödelteige (Knödel) mit pikanter Fülle (Grammel-, Haschee-, Speckknödel) und mit süßer Fülle (besonders berühmt Marillen- und Zwetschkenknödel) sind Erdäpfel ein fester Bestandteil der Wiener Küche. In größeren Wiener Kochbüchern finden sich 40-50 Rezepte für Erdäpfelgerichte.

Literatur

  • Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin [u.a.]: de Gruyter ²²1989, S. 358
  • Franz Maier-Brück: Das Große Sacher-Kochbuch. Die österreichische Küche. München: Schuler 1975, S. 404 ff.
  • Hans Eckel: Was koche ich heute? Küchenkalender für 365 Tage mit 2400 Speisenvorschlägen. Der praktische Ratgeber für Kocherfahrene und Kochneulinge. Wien: Verlag Econ 21981