Elsa Björkman-Goldschmidt

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Daten zur Person
Personenname Björkman-Goldschmidt, Elsa
Abweichende Namensform Björkman, Elsa Andrea Elisabeth; Goldschmidt, Elsa; Mélange
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 68254
GND 12707029X
Wikidata Q4939322
Geburtsdatum 16. April 1888
Geburtsort Linköping (Schweden)
Sterbedatum 6. April 1982
Sterbeort Stockholm (Schweden)
Beruf Bildende Künstlerin, Schrifstellerin, Lehrerin, Journalistin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Rädda Barnen
Quelle Gedenktage
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Letzte Änderung am 7.08.2023 durch WIEN1.lanm09p15
Begräbnisdatum
Friedhof Norra begravningsplatsen, Solna
Grabstelle
  • 9., Liechtensteinstraße 12 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Eiserne Salvatormedaille (Verleihung: 3. Dezember 1920)
  • Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 1970, Übernahme: 15. Jänner 1971)


Elsa Björkman-Goldschmidt, * 16. April 1888 Linköping (Schweden), † 6. April 1982 Stockholm, Schriftstellerin, Journalistin, Lehrerin, Künstlerin, Mitarbeiterin in Hilfsorganisationen.

Biografie

Als Tochter von Fredrik Björkman und Maria Heyman wurde Elsa Andrea Elisabeth Björkman in eine gut situierte Offiziersfamilie geboren und wuchs in Linköping und Stockholm auf. Von 1906 bis 1908 bildete sie sich im Anna Sandström-Seminar in Stockholm zur Lehrerin aus. Es folgten Auslandsaufenthalte zur Verbesserung ihrer Sprachkenntnisse; für kurze Zeit war sie zudem als Hauslehrerin tätig. Von 1909 bis 1910 studierte Elsa Björkman an der Kunstakademie in Stockholm. Sie beschäftigte sich vor allem mit den Techniken Radierung, Holzschnitt und Lithografie. Das darauffolgende Jahr verbrachte sie mit grafischen Studien in Belgien, hielt sich zu Studienzwecken aber auch in Italien und Deutschland auf. Ihre Arbeiten wurden in mehreren europäischen Ländern ausgestellt.

Angeregt durch ihre Schulfreundin Elsa Brändström engagierte sich Elsa Björkman während des Ersten Weltkriegs in der humanitären Hilfe. Ab 1916 gehörte sie einer Delegation des schwedischen Roten Kreuzes an, die in Russland und Sibirien deutsche und österreichische Kriegsgefangene betreute. Im Rahmen dieser Tätigkeit lernte sie in einem Moskauer Krankenhaus den Kriegsgefangenen und Wiener Arzt Waldemar Goldschmidt, ihren späteren Ehemann, kennen.

Im Herbst 1919 kam Elsa Björkman mit dem ersten Zug, der österreichische Kinder von einem Erholungsurlaub in Schweden zurückbrachte, in Wien an. Bis 1923 leitete sie in enger Kooperation mit dem schwedischen Roten Kreuz die Hilfsaktion "Rädda Barnen" (Rettet das Kind). Rädda Barnen organisierte die Ausgabe von Essen, Kleidung und Medikamenten, unterstütze Kindertagesheime und Kinderstationen in Spitälern (beispielsweise jene in der Heilanstalt Spinnerin am Kreuz sowie die Kinderheilstätte im niederösterreichischen Grimmenstein), organisierte Kindererholungslager auf dem Semmering und verschickte Wiener Kinder zum Aufpäppeln nach Schweden.

Am 6. August 1921 heiratete Elsa Björkman im Wiener Rathaus Waldemar Goldschmidt. Die Ehe blieb kinderlos. Über ihren Ehemann, ihre Tätigkeit für Rädda Barnen und nicht zuletzt aufgrund der Zusammenarbeit mit Eugenie Schwarzwald fand Elsa Björkman-Goldschmidt in Wien rasch sozialen Anschluss. Sie war mit zahlreichen Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und Politik bekannt, darunter Maria Lazar und Josef Frank. Zudem gehörte sie in Wien dem "Bund der Freunde Skandinaviens" an.

Nachdem Rädda Barnen im Winter 1923 seine Tätigkeit in Wien eingestellt hatte, gelang es Elsa Björkman-Goldschmidt nicht, ihre künstlerische Karriere wieder aufzunehmen. Zwar wurden im November 1923 einige ihrer Holzschnitte in der Albertina gezeigt, dennoch verlagerte sie sich auf das Schreiben. Um 1928 begann sie journalistisch zu arbeiten. Sie verfasste Essays über Begebenheiten und ihre Erfahrungen in Wien, die zunächst in kleineren schwedischen Zeitungen, später aber auch (unter dem Pseudonym "Mélange") in der großen schwedischen Tageszeitung, Dagens Nyheter, erschienen.

Nach dem Anschluss 1938 musste das Ehepaar Björkman-Goldschmidt nach Schweden emigrieren. Waldemar Goldschmidt konnte seinen Beruf als Arzt nicht länger ausüben. In Wien war er zuletzt als Privatdozent für Chirurgie an der Universität Wien tätig, betrieb eine Privatordination im 9. Bezirk und wirkte als Primarius der chirurgischen Abteilung im Rothschildspital. Goldschmidt litt ab 1941 an einem Herzleiden und verstarb 1947 im schwedischen Exil. Elsa Björkman-Goldschmidt fand eine Anstellung im Büro von Rädda Barnen in Stockholm. Zudem setzte sie ihre journalistische Arbeit fort und betätigte sich zunehmend als Schriftstellerin. Neben Biografien über ihre Freundinnen Elsa Brändström und Harriet Löwenhjelm verfasste sie mit "Det var i Wien" (Es geschah in Wien, 1944) und "Donaurapsodi" (1945) autobiografisch geprägte Bücher, in denen sie ihr Leben und ihre Arbeit im Wien der Zwischenkriegszeit ins Zentrum rückte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Elsa Björkman-Goldschmidt in den Wintermonaten der Jahre 1945 bis 1949 für Rädda Barnen nach Wien zurück und leistete erneut humanitäre Hilfe. Ihre Eindrücke vom Wien der Nachkriegszeit verarbeitete sie in dem Band "Wien vaknar" (Wien erwacht, 1949). Im Jänner 1957 kehrte sie mit Rädda Barnen fast 70ig jährig abermals nach Österreich zurück und betreute Ungarnflüchtlinge. 1959 erschien der Band "Följ med till Wien" (Komm mit nach Wien). Ihre vermutlich letzte Reise nach Wien unternahm sie 1966 im Alter von 78 Jahren.

Für ihre hervorragenden Dienste um die Wiener Kinderfürsorge wurde sie 1920 mit der Eisernen Salvatormedaille ausgezeichnet. 1971 erhielt sie in der österreichischen Botschaft in Stockholm das große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

Elsa Björkman-Goldschmidt, die ab 1950 der schwedischen Schriftstellervereinigung "Samfundet de Nio" angehörte, verstarb am 6. April 1982 in Stockholm. Die Wiener Historikerin Renate Schreiber hat Teile ihres Werks ins Deutsche übertragen und unter dem Titel "Es geschah in Wien. Erinnerungen von Elsa Björkman-Goldschmidt" herausgegeben.


Quellen

Literatur

  • Lina Sturfelt: Elsa Andrea Elisabeth Björkman-Goldschmidt. In: Svenskt kvinnobiografiskt lexikon online, 2018 [Stand: 11.09.2020]
  • Peter Eigner und Günter Müller [Hg.]: Hungern – Hamstern – Heimkehren. Erinnerungen an die Jahre 1918 bis 1921. Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2017, 225–235
  • Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1. Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 324 f.
  • Renate Schreiber: "…aber die Herrschaften sind keine Herrschaften!" Waldemar und Elsa Goldschmidt, Liechtensteinstraße 12. In: Wiener Geschichtsblätter Heft 2 (2014), S. 139–162
  • Renate Schreiber: "Großmacht in Menschenliebe" – schwedische Kinderhilfe nach dem Ersten Weltkrieg. In: Wiener Geschichtsblätter Heft 3 (2009), S. 56–82.
  • Renate Schreiber [Hg.]: Es geschah in Wien. Erinnerungen von Elsa Björkman-Goldschmidt. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2007
  • Jenny Öhman: Elsa Björkman-Goldschmidt – durch ihre Bücher gesehen. Österreich im Norden – Der Norden in Österreich. Forschung trifft Praxis. Tagungsband. Hg. Von Matthias Langheiter-Tutschek, Wolfgang Malik und Sven Hakon Rossel. Wien: Edition Praesens 2003, S. 166–175
  • Universität Wien: Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938: Waldemar Goldschmidt [Stand: 15.09.2020]