Bundesländerversicherung (Institution)

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Die Versicherungsanstalt der österreichischen Bundesländer war eine mit Vorläufern 1897 gegründete Gesellschaft, die zu den größten in Österreich gehörte, und zu den Vorgängergesellschaften der UNIQA gehörte, in der sie 1999 aufging.

Vorgeschichte

Die ersten Versicherungen im heutigen Österreich entstanden während der Napoleonischen Zeit in jenen Teilen der Monarchie, die nach 1809 von Bayern besetzt waren. Im Jahr 1811 wurde in Salzburg die „Königliche Bayerische Landes-Brandversicherungsanstalt für das Herzogtum Salzburg“ nach bayrischem Recht gegründet, die 1861 in eine Landesgesellschaft umgewandelt wurde. Sie stand dann unter der Verwaltung des Landes Salzburg. Im 19. Jahrhundert entstanden auch in den anderen Kron- bzw. späteren Bundesländern, zuletzt in Niederösterreich, Feuerversicherungsanstalten.[1] Nur in Wien scheiterten in der liberalen Ära der 1860 bis 1880er Jahre alle Versuche, eine kommunalen Brandschutzversicherung zu gründen. Die Wiener Städtische hatte dazu keine Konzession. Als 1897 für diese Sparte die „Niederösterreichische Landesversicherungsanstalt“ gegründet wurde, beteiligte sich die Gemeinde Wien an deren Gründungskosten mit 65 %. Eine Fusion mit der Wiener Städtischen kam zwar nicht zustande, sie übernahm aber die Geschäftsführung der neuen Gesellschaft. Nach der Trennung Wiens von Niederösterreich musste ihr die niederösterreichische Anstalt im Jahr 1922 den Wiener Bestand überlassen.[2]

Gründung der Versicherung und Entwicklung bis 1938

Das war ein Mitgrund zur Gründung der „Versicherungsanstalt der österreichischen Bundesländer, Versicherungs AG, Wien“, die 1922 den nicht in Wien liegenden Bestand dieser niederösterreichischen Landesgesellschaft und anderer kleiner Anstalten vor allem in Niederösterreich als Auffanggesellschaft übernahm. Die kleinen Brandschadens-Versicherungen blieben aber unabhängig, die Bundesländer-Versicherung war für sie aber als Rückversicherer tätig.[3] Die Bundesländer-Versicherung war zwar eine private Aktiengesellschaft, arbeitete aber eng mit den Landesregierungen und der Kirche zusammen und war bald in allen Bundesländern tätig.

Die Münchner Rückversicherung hielt 45 % der Aktien, womit die ständigen Verluste aus dem österreichischem Rückversicherungsgeschäft v.a. im Feuerversicherungsgeschäft verkraftet werden konnten. 1926 übernahm die „Phönix Leben“ auf nicht ganz nachvollziehbare Weise diesen Aktienanteil, den die Bundesländer nach deren Zusammenbruch 1936 wieder zurück erwarben.[4] Im gleichen Jahr gelang durch Fusion der 1869 gegründeten Rückversicherungsanstalt „Securitas“ ein wichtiger Schritt in der Risikopolitik.

Die Bundesländer Versicherung gehörte bald in allen Sparten zu den Marktführern in Österreich und war in den 1930er Jahren die viertgrößte österreichische Versicherungsanstalt. Außerdem bot sie als einzige Anstalt Kleinsparten wie Versicherungen gegen Regen im Urlaub, für den Schutz von Sportgeräten, gegen die Beraubung von Kassenboten und für den „Wäscheschutz“ an. Durch die Fusion mit der Austro-Union wurde sie auch in der Transportversicherung außerhalb von Österreich tätig.[5]

Entwicklung 1938 bis 1993

Die Bundesländer-Versicherung wurde von den neuen Machthabern in „Ostmark Versicherungs-Anstalt“ umbenannt und musste sich nicht nur gegen neue deutsche Konkurrenten durchsetzen, sondern auch massive Übernahme- und Umorganisationsversuche aus dem „Altreich“ abwehren. Es wurden weiterhin neue Sparten eingeführt, vor allem übernahm sie die 1927 gegründete Caritas-Sterbeversicherung, bei der sie im Jahr 1940 600.000 Mitglieder hatte und die in dieser Sparte Konkurrent zur Flamme und den Wiener Verein der Wiener Städtischen Versicherung wurde.

Mit einem österreichischem Aktienanteil von 60 % zählte die im Jahr 1945 rückbenannte Bundesländer-Versicherung nicht zum „Deutschen Eigentum“. Trotz der immensen Schwierigkeiten der Nachkriegszeit u.a. mit den ausländischen Rückversicherern, konnte der Neustart dank der Verbindung zu den Bundesländern rasch erfolgen. Sie wurde eine Pionierin der neuen Krankenversicherung und bei der Kreation neuer kleiner Versicherungssparten, wie der Glasbruch-, Haushaltsgeräte- und Managerversicherung gegen burn-outs. Im Wesentlichen war sie in der Zweiten Republik zu je einem Drittel im Kranken-, Lebens- und Sachversicherungsbereich tätig und rangierte bis zu den Zusammenschlüssen ab 1993 am zweiten Platz der österreichischen Versicherungswirtschaft. Sie übernahm bis 1993 zahlreiche kleinere Versicherungsgesellschaften, vor allem im Jahr 1975 die inzwischen 165 Jahre alte Salzburger Landes-Versicherung, die in eine AG umgewandelt wurde und dem Namen nach bis 2016 weiterbestand.

Die Jahre 1977 bis 1989 waren für die Bundesländer-Versicherung extrem schwierig: Es gab Probleme mit ihrem Generaldirektor Kurt Ruso und sie wurde in den Strudel des Versicherungsbetrugs von Udo Proksch hineingezogen, weil sein Schiff Lucona bei ihr versichert war. Außerdem wurde durch die Fusionen die Eigenkapitaldecke immer dünner, was schwierige Kapitalbeschaffungsmaßnahmen notwendig machte[6]

Der Weg zur UNIQUA

1969 beteiligte sich die Bundesländer-Versicherung mit 40 % an der neu gegründeten Raiffeisen-Versicherung und erhöhte diesen Anteil 1993 auf (wirtschaftlich) 100 %. Die Bundesländer-Versicherung stand im mehrheitlichen Anteilsbesitz der Raiffeisen Bankengruppe mit derem Spitzeninstitut Raiffeisen Zentralbank Österreich AG (RZB). Raiffeisen, Austria und Collegialität beschlossen im Jahr 1996, die eigenen Versicherungsbetriebe (Bundesländer-, Austria-, Raiffeisen- und Collegialität) unter dem Dach der BARC Versicherungs-Holding AG zusammenzuschließen. Die RZB hielt zunächst 51 % an der BARC, Austria und Collegialität 49 %. 1999 wurde die entstandene Unternehmensgruppe umfassend reorganisiert. Der Marktauftritt wurde auf UNIQA abgeändert, die alten Markennamen wurden aufgegeben. Die nunmehrigen Privatstiftungen Austria und Collegialität halten aktuell zusammen rund 52 % der Aktien der UNIQA, die Raiffeisen Bank International AG („RBI“) rund 11 %. Zwischen den Stiftungen und der RBI besteht seit dem Zusammenschluss 1996 ein Syndikatsvertrag.

Sitz der Versicherung

Die Bundesländer-Versicherung hatte zwar ihren Hauptsitz in Wien, das Geschäft wurde aber vorwiegend über die Landes-Direktionen abgewickelt. Ihr Wiener Sitz war zuerst das Haus 1, Löwelstraße 14-16, dann das ehemalige Haus der Rothschild- und Union-Bank in 1, Renngasse 1. 1961 wurde bis 1999 das neuerbaute Haus am Donaukanal 1, Praterstraße 1-7 (Bundesländerversicherung (Gebäude) bezogen, der heutige Design-Tower.

Quellen

Literatur

  • Isabella Ackerl: Ein österreichischer Weg. Von der Ersten Republik zu einem gemeinsamen europäischen Markt – 75 Jahre Bundesländer-Versicherung. Wien: Verlag Austria Press GmbH 1997
  • Johann Hanslik: Genealogie der Versicherungsunternehmungen Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs, Band III, A. Holzhausen Nfg.: Wien 1988, S. 1159-1208.
  • Peter Ulrich Lehner: Der Konzern der Wiener Städtischen - Ein Wegbereiter des österreichischen Versicherungswesens. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs, Band III, A. Holzhausen Nfg.: Wien 1988, S. 1007-1098.
  • Volkswirt vom 17.März 1934, S.187-188

Einzelnachweise:

  1. Isabella Ackerl: Ein österreichischer Weg, S. 49-57
  2. Peter Ulrich Lehner: Der Konzern der Wiener Städtischen - Ein Wegbereiter des österreichischen Versicherungswesens. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs, Band III, A. Holzhausen Nfg., S. 1052.
  3. Johann Hanslik: Genealogie der Versicherungsunternehmungen Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs, Band III, A. Holzhausen Nfg., S. 1171; Isabella Ackerl: Ein österreichischer Weg. Von der Ersten Republik zu einem gemeinsamen europäischen Markt – 75 Jahre Bundesländer-Versicherung. Wien: Verlag Austria Press GmbH 1997, S. 37-44.
  4. Isabella Ackerl: Ein österreichischer Weg. Von der Ersten Republik zu einem gemeinsamen europäischen Markt – 75 Jahre Bundesländer-Versicherung. Wien: Verlag Austria Press GmbH 1997, S. 94-98, 258.
  5. Isabella Ackerl: Ein österreichischer Weg. Von der Ersten Republik zu einem gemeinsamen europäischen Markt – 75 Jahre Bundesländer-Versicherung. Wien: Verlag Austria Press GmbH 1997, S.72-78.
  6. Isabella Ackerl: Ein österreichischer Weg. Von der Ersten Republik zu einem gemeinsamen europäischen Markt – 75 Jahre Bundesländer-Versicherung. Wien: Verlag Austria Press GmbH 1997, S. 265-278.