Brandschaden-Versicherung

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Gebäude der „Wechselseitige k. k. priv. Brandschaden-Versicherungs-Anstalt“ 1, Wollzeile 39 um 1903
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1903
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Leopold Simony
Prominente Bewohner
PageID 4803
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 6.04.2023 durch WIEN1.lanm08jan
Bildname Versicherungen 1.jpg
Bildunterschrift Gebäude der „Wechselseitige k. k. priv. Brandschaden-Versicherungs-Anstalt“ 1, Wollzeile 39 um 1903
  • 1., Dr.-Karl-Lueger-Platz 5

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!


Kurzbiographie

Die Wechselseitige k.k. priv. Brandschaden-Versicherungs-Anstalt gilt als älteste in Wien gegründete Versicherung. Sie bestand in ihrer ursprünglichen Form von 1824 bis 1924. Dann kam es zum Zusammenschluss mit der „Janus wechselseitigen Lebens-Versicherungs-Anstalt“ zur „Wechselseitigen Brandschaden und Janus allgemeine Versicherungs-Anstalt auf Gegenseitigkeit“.

Voraussetzungen für Versicherungsgründungen

Seit der Regierungszeit Maria Theresias gab es einige Versuche, Anstalten zur Versicherung gegen Feuerschäden zu gründen. Ihr Enkel Kaiser Franz II. (I.) erließ 1818 eine neue Feuerordnung und 1819 sah in der sogenannten „Magna Charta der österreichischen Versicherung“ vor, dass „die Feuerversicherungsanstalten in Meinen Staaten … durch Privatunternehmungen zu gründen und zu erhalten (sind)“. Damit wurde auch die Frage beantwortet, dass Feuerversicherungen nicht auf öffentlich-rechtlicher Basis mit Pflichtteilnahme wie in einigen deutschen Ländern geschaffen werden sollten. Da es ab 1821 auch die Möglichkeit gab, Aktiengesellschaften zu gründen, konnten die Versicherungen als Vereine auf Gegenseitigkeit wie die beiden Vorgängeranstalten der Wiener Städtischen wechselseitige Brandschaden-Versicherungsanstalt und die zweite Vorgängeranstalt der Wiener Städtischen, die allgemeine wechselseitige Capitalien- und Rentenversicherungsanstalt oder als Kapitalgesellschaften geschaffen werden.

Die erste Aktiengesellschaft unter den Feuerversicherern war die 1822 in Triest gegründete k.k.priv(ilegierte) Azienda Assicuratrice, die zwar hauptsächlich in den norditalienischen Provinzen der Monarchie tätig war, aber auch eine Agentur in Wien besaß.[1]

Gründung der Wechselseitigen k.k. priv. Brandschaden-Versicherungs-Anstalt

Das Verdienst als Erster eine private Versicherungsunternehmung im heutigen Österreich zu gründen, kommt Georg Ritter von Högelmüller zu, der das Prinzip der Feuerversicherung schon im 18.Jahrhundert in Sachsen kennengelernt hatte. Er fasste bereits 1803 den Entschluss, eine Anstalt in Österreich zu gründen, musste aber bis 1821 warten, bis die rechtlichen Voraussetzungen dafür gegeben waren. Nach seiner ersten Eingabe um eine Bewilligung brachte Högelmüller bereits 1821 das Anfangskapital bei Adeligen, wohlhabenden Bürgern und niederösterreichischen Klöstern auf, so dass es am 9. März 1824 zur Gründung und am 24.12.1824 zur Betriebsaufnahme kommen konnte.[2]

Die Anstalt startete mit rund 32.000 Teilnehmern, die 58 Gebäude mit einem Versicherungswert von rund 17 Mio. Gulden versichert hatten. Ab 1829 gründete sie Kommanditen in der ungarischen Reichshälfte. Ähnliche Anstalten wie in Wien folgten in Graz (die heutige „Grazer Wechselseitige“) und in Brünn für Mähren und Schlesien. 1829 begann auch eine Zusammenarbeit mit der „Wechselseitigen Anstalt für Oberösterreich", eine geplante Fusion konnte aber nicht stattfinden.[3]. Die Anstalt bemühte sich in den folgenden Jahrzehnten auch, Maßnahmen zur Bekämpfung von Bränden zu fördern und neue Brandschutzgeräte zu konstruieren. Durch die Rechtskonstruktion befand sie sich immer in Konkurrenz zu den Aktiengesellschaften, die ihr „Schwerfälligkeit“ und fehlende „Innovationsfähigkeit“ z.B. durch die Verweigerung der Einführung einer Mobiliarversicherung vorwarfen.[4].

Entwicklung bis zum Zusammenschluss zur Wiener Städtischen Versicherung

Die Anstalt wurde 1924 mit der Lebensversicherungsanstalt „Janus“ zur „Wechselseitigen Brandschaden und Janus allgemeine Versicherungs-Anstalt auf Gegenseitigkeit“ (kurz Janus genannt) zusammengeschlossen, womit sie auch Lebensversicherungen anbieten konnte. Es verband sich ein führendes Feuer- und ein führendes Lebensversicherungsunternehmen zu einem leistungsfähigen großen Universalversicherer. 1926 kam es zur Zusammenarbeit mit der „Anglo-Danubian Lloyd“, die nach 1938 in die Wiener Städtische übergeführt wurde.1927 kam es zur Aufnahme der Kfz- und allgemeinen Haftpflichtversicherung, der Unfallversicherung und der Einbruchdiebstahlversicherung sowie 1929 der Haushaltsversicherung. 1936 wurde im Rahmen der Aufarbeitung des Phönix-Schadens die „Domus-Erste österreichische Hausschadens-Versicherung“ übernommen und stillgelegt. Zugleich wurde der Bestand an Lebensversicherungen an die Österreichische Versicherungs AG übertragen. 1938 wurde die „Janus“ mit der ehemaligen Städtischen Kaiser-Franz-Josephs-Jubiläums Lebens- und Rentenversicherung, die ab 1919 Gemeinde Wien – Städtische Versicherungsanstalt hieß, zusammengeschlossen, aus der die Wiener Städtische Versicherung hervorging.

Sitz der Versicherung

Die erste Kanzlei der Wechselseitigen k.k. priv. Brandschaden-Versicherungs-Anstalt befand sich in 1, Bäckerstraße 24-26. 1902/03 wurde nach Plänen von Leopold Simony ein neues Gebäude in 1,Dr.-Karl-Lueger-Platz 5 (damals Wollzeile 39) errichtet, wo sich die Versicherung bis zum Zusammenschluss mit der Wiener Städtischen Versicherung befand und das dann von der Post- und Telegraphendirektion übernommen wurde.

Literatur

  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 12
  • 100 Jahre Wechselseitige Brandschaden Versicherungs-Anstalt. 1824 – 1924. Wien 1924
  • Ernst Fachini: Viribus Unitis. Entstehung, Grundsätze und Entwicklung des Versicherungswesens in Österreich-Ungarn. Hrsg. Anlässlich der 40. Jahreswende der Regierung seiner Majestät Kaiser Franz Josef. Gesellschafts Buchdr.: Wien, 1888
  • Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs. Band 1: Von den Anfängen bis zum Börsenkrach des Jahres 1873. Wien: A.Holzhausens Nfg, 1988, S.221-250
  • Peter Ulrich Lehner; Der Konzern der Wiener Städtischen – ein Wegbereiter des österreichischen Versicherungswesens. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs. Band III: Das Zeitalter des modernen Versicherungswesens, A.Holzhausens Nfg.: Wien 1988, S. 1007-1098

Einzelnachweise:

  1. Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs. Band 1: Von den Anfängen bis zum Börsenkrach des Jahres 1873. Wien: A.Holzhausens Nfg, 1988, S.249-250.
  2. Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs. Band 1: Von den Anfängen bis zum Börsenkrach des Jahres 1873. Wien: A.Holzhausens Nfg, 1988, S. 222.
  3. Peter Ulrich Lehner; Der Konzern der Wiener Städtischen – ein Wegbereiter des österreichischen Versicherungswesens. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs. Band 3: Das Zeitalter des modernen Versicherungswesens, A.Holzhausens Nfg.: Wien 1988, S. 1019.
  4. Peter Ulrich Lehner; Der Konzern der Wiener Städtischen – ein Wegbereiter des österreichischen Versicherungswesens. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs. Band 3: Das Zeitalter des modernen Versicherungswesens, A.Holzhausens Nfg.: Wien 1988, S. 1021.