Bezirksbürgermeister

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zum Begriff
Art des Begriffs Berufsbezeichnung
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Nachweisbar von
Nachweisbar bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 15.11.2018 durch WIEN1.lanm08su4


Die Bezirksbürgermeister, die unmittelbar nach dem Einmarsch der sowjetrussischen Armee von den Ortskommandanten ernannt oder sich selbst eingesetzt hatten und sich zuweilen auch "Bürgermeister" nannten, nahmen die Befugnis eines Bezirkshauptmanns, Leiter des Magistratischen Bezirksamts und eines Bezirksvorstehers für sich in Anspruch; sie hatten eine unterschiedlichen Zahl von Stellvertretern. Da die sowjetrussischen Bezirkskommandanten keine richtige Vorstellung davon hatten, welche Aufgaben Bezirksvorsteher in Wien gehabt hatten, setzten sie vielfach voraus, dass Bezirksvorsteher die volle Bürgermeistergewalt besäßen und verlangten auch Amtshandlungen in diesem Sinn. Die Bezirksbürgermeister waren Organe der Besatzungsmacht und daher dieser verantwortlich. Von den Bezirksvorstehern der 21 alten Bezirke waren im April 1945 13 Kommunisten, sieben Sozialdemokraten und einer Christlichsozialer. Theodor Körner bemühte sich sofort nach seiner Bestellung zum provisorischen Bürgermeister am 17. April, die zentrale Verwaltung neu aufzubauen; am 9. Mai enthob er den Bezirksbürgermeister für den 2. Bezirk (Niessner) wegen verschiedener Unzukömmlichkeiten seines Amts, am 16. Mai informierte er die Bezirksbürgermeister (Bezirksvorsteher) über ihren künftigen Wirkungskreis im Sinn der Verfassung von 1931. Aufgrund des Wiener Verfassungs-Überleitungsgesetzes von 10. Juli 1945 verloren die von der Besatzungsmacht eingesetzten Bezirksvorsteher ("Bezirksbürgermeister") und Bezirksvorsteher-Stellvertreter ihre Funktion und wurden abberufen. Vermutlich mit Wirksamkeit von 24. Juli wurden die Bezirksbürgermeister auf Vorschlag der politischen Parteien und nach Genehmigung des Stadtkommandanten General Alexej W. Blagodatow durch Bezirksvorsteher und je zwei Bezirksvorsteher-Stellvertreter ersetzt.

Literatur

  • Josef Rauchenberger [Hg.]: Bezirksvertretungen in Wien. Historische Entwicklung, Rechtsgrundlagen, Aufgaben, Dezentralisierung, Wahlergebnisse, Personenindex, Rückblick und Zukunft. Wien: PR-Verlag 1990, S. 74 f.
  • Wien 1945. Beiträge zur Geschichte Wiens 1938 - 1955. Hg.: Verein für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1975 (Wiener Geschichtsblätter, Sonderausgabe 1975), insbesondere S. 36 ff., 48 ff., 77