VS Laaer-Berg-Straße 170

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Bildungseinrichtung Volksschule
Datum von 1900
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 68620
GND
WikidataID
Objektbezug Wiener Schulen
Quelle
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  • 10., Laaer-Berg-Straße 170

Frühere Adressierung

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48° 9' 18.07" N, 16° 23' 44.95" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Volksschule Laaer-Berg-Straße 170 ist eine öffentliche Volksschule im 10. Wiener Gemeindebezirk, Favoriten. Vor 1956 hieß die Straße Laaer Straße, an der sich die Volksschule auch seit ihrer Gründung ursprünglich an der Hausnummer 274 befand, die dann ab 1914 auf 170 wechselte.

Schulgründung

Das Gebäude der Volksschule für Knaben und Mädchen wurde auf zwei von der Gemeinde angekauften, in der Nähe der Ziegelwerke am Laaer Berg liegenden Baustellen errichtet. Die Schule lag somit ganz isoliert und war für die Kinder der Arbeiter aus den Ziegelwerken bestimmt. Die Bauarbeiten begannen am 4. Oktober 1899 und dauerten bis 15. September 1900. Im Kommunalkalender taucht die Doppelvolksschule an der Laaer Straße 274 allerdings erst im Jahr 1902 auf.

Die Stockwerkaufsetzung im Jahr 1904 erfolgte aufgrund der wachsenden Schülerinnen- und Schülerzahlen. Im ersten Schuljahr 1901/1902 gab es unter Oberlehrer Alois Hampel drei gemischte Klassen mit insgesamt 87 Knaben und 70 Mädchen (insgesamt 157 Schulkinder). Neben dem Schulleiter unterrichteten nur drei weitere Lehrkräfte an der Volksschule. Im Schuljahr 1905/1906 waren es bereits 139 Knaben und 139 Mädchen (insgesamt 278 Schulkinder) in sechs gemischten Klassen. Neben dem Schulleiter gehörten neun Lehrkräfte dem Stand der Schule an. Dieses Wachstum hielt sich weiter an, sodass bis zum Ersten Weltkrieg 1914 neun gemischte Klassen mit 188 Knaben und 169 Mädchen (insgesamt 357 Schulkinder) die Schule an der Laaer Straße besuchten.

Schulausstattung und Zubauten

Das Gebäude enthielt drei Lehrzimmer, einen Turnsaal, ein Garderobezimmer, eine Direktionskanzlei, ein Lehrmittelzimmer und eine Schulleiterwohnung, welche von den Unterrichtsräumen getrennt lag und einen eigenen Eingang besaß. Ferner waren – mit Rücksicht auf die isolierte Lage – zwei eingerichtete Lehrerwohnungen sowie eine Schuldienerwohnung vorhanden. Die Mauern des einstöckigen Gebäudes wurden bereits zum Zeitpunkt der Erbauung so errichtet, dass im Bedarfsfalle ein zweites Stockwerk aufgesetzt werden konnte, was auch 1904 erfolgte.

Die Dachflächen waren mit Holzzement eingedeckt und nur im mittleren Teil des Gebäudes so hoch über dem Bodenpflaster liegend, dass der Dachbodenraum benützbar war. Die Stiegen waren aus Rekawinkler Stein hergestellt. Die Wasserversorgung erfolgte durch einen Schöpfbrunnen. Für die Aufnahme der Unratsstoffe bestand eine Senkgrube. Die Aborte waren mit Wasserspülung versehen. Die Heizung erfolgte mittels eiserner Füllöfen, welche in den Lehrzimmern für den Ventilationsbetrieb eingerichtet waren. Zur Beleuchtung waren auf Stiegen und Gängen Petroleumlampen angebracht. Die Lehrzimmer besaßen keine Beleuchtungseinrichtung.

Auch die Möblierung war eher spärlich. Die Schulbänke und sonstigen Schuleinrichtungsgegenstände wurden den vorhandenen Vorräten des städtischen Depots entnommen und entsprechend renoviert aufgestellt. Für die Abhaltung des Schulgottesdienstes war im Turnsaal ein Altar aufgestellt.

Das Gebäude besaß zu den Straßen hin zu beiden Seiten des vorspringenden Mittelrisalites je ein Vorgärtchen. An der Rückseite des Schulhauses lag ein Schulgarten. Die Vorgärtchen waren mit einem niederen eisernen Gitter umzäunt, der Schulgarten mit einer Holzplanke. Der Bürgersteig bestand aus Klinkerpflaster.

Im Jahr 1903 wurden bereits die zwei Lehrerwohnzimmer zu einem Lehrzimmer umgestaltet. Die Aufsetzung des zweiten Stockwerkes erfolgte mit Gemeinderatsbeschlusses vom 17. Juni 1904. Der zweite Stock enthielt fünf weitere Lehrzimmer, wovon vorläufig nur zwei als solche eingerichtet wurden, während ein drittes provisorisch als Konferenzzimmer benützt wurde. Ferner enthielt das aufgesetzte Stockwerk ein Lehrmittelzimmer und zwei Abortgruppen. Aufgrund des abgeschiedenen Standortes der Schule mussten außerdem weitere bauliche Besonderheiten bei diesem Zubau vorgenommen werden. Da an der zu diesem Zeitpunkt zum größten Teil über freies Feld führenden Laaer Straße weder Gasbeleuchtung bestand noch ein elektrisches Kabel verlegt war, musste auch in den neuen Räumen eine Petroleumbeleuchtung eingeführt werden. Die Beheizung erfolgte durch Füllöfen mit Lüftungsbetrieb. Die Abortspülungen waren für Handfüllung eingerichtet, da nur Brunnenwasser zur Verfügung stand. Für die Oberlehrerwohnung wurde ein zweiter Ausgang in den Garten hergestellt.

Erster Weltkrieg

Während der Zeit des Ersten Weltkrieges sank die Zahl der Schulkinder wieder um mehr als zwei Drittel, sodass von den 176 Knaben und 187 Mädchen der zehn Klassen (Schuljahr 1914/1915) am Ende des Krieges nur noch 62 Knaben und 72 Mädchen in fünf Klassen verblieben (Schuljahr 1917/1918). Im Jahr 1915/1016 mussten mindestens zwei Klassen Wechselunterricht erhalten. Zudem wurde der Turnsaal von der Frauenhilfsaktion im 10. Bezirk (siehe Fürsorge) zur Ausspeisung benützt.

Ständestaat, NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

Die vereinzelten zwei bis drei jüdischen Schülerinnen und Schüler, die in den 1930er Jahren noch die Schule besuchten, verschwanden bis zum "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 gänzlich. Während der Zeit des Ständestaates ging die Tendenz dazu über, keine gemischten Klassen mehr zu unterrichten, sondern nur noch reine Knaben- und Mädchenklassen zu führen. Zwischen 1934/1935 und 1940/1941 war die Volksschule an der Laaer-Berg-Straße 170 allerdings durchgehend eine Religionssammelstelle für den evangelischen Religionsunterricht, in dem Knaben und Mädchen gemeinsam unterrichtet wurden.

Die schulischen Räumlichkeiten wurden wie vielerorts von nationalsozialistischen sowie von kriegsbedingten Organisationen benützt. So wurden zwei Zimmer von der Kartenstelle Nummer 76 zur Vergabe von Lebensmittelkarten belegt, während der Turnsaal von der SA, dem Bund deutscher Mädel sowie der Hitlerjugend (HJ-Bann Wien-Südost (504)) benützt wurde. Ab 1943/1944 war dann das Militär im Schulgebäude einquartiert, sodass vier Zimmer dauerhaft belegt waren. Hinzu kamen die zwei belegten Lehrzimmer durch die Kartenstelle sowie ein Zimmer, das zur Unterbringung von Notbetten zur Verfügung gestellt werden musste. Außerdem konnte der Turnsaal nicht mehr als solcher benützt werden, da dort Inventargegenstände des Militärs untergebracht waren.

Die Zahl der Schulkinder sank drastisch während der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Während im Schuljahr 1938/1939 noch insgesamt 15 Klassen mit 439 Schulkindern (sieben Klassen mit 207 Knaben, acht Klassen mit 232 Mädchen) geführt wurden, gab es gegen Kriegsende im Schuljahr 1944/1945 nur noch eine Klasse mit 25 Mädchen und fünf gemischte Klassen mit insgesamt 161 Schulkindern. Die Expositur im benachbarten städtischen Kindergarten Lippmanngasse 3, in der über mehrere Jahre aus Platzgründen drei Klassen der Volksschule untergekommen waren, wurde somit bereits im Jahr 1942/1943 aufgelassen.

Aufgrund ihrer eher abgelegeneren Lage wurde die Schule an der Laaer-Berg-Straße 170 von keinen Bomben getroffen.

Gegenwart

Heute wird die Volksschule Laaer-Berg-Straße 170 von acht Volksschulklassen besucht. Neben den Klassenlehrerinnen arbeiten auch drei Teamlehrerinnen, eine Sprachheillehrerin, eine Werklehrerin sowie eine Beratungslehrerin an der Schule. Es wird sowohl katholischer, evangelischer, islamischer als auch orthodoxer Religionsunterricht erteilt, für den jeweils eine ausgebildete Lehrkraft zur Verfügung steht. Ein Schwerpunkt wird auf Sport und Bewegung gelegt. Zur außerschulischen Ausstattung gehört ein Schulhof und ein Spielplatz. Der benachbarte städtische Kinderhort in der Lippmanngasse existiert nach wie vor.

Quellen

Weblinks