Herwarth Walden

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Daten zur Person
Personenname Walden, Herwarth
Abweichende Namensform Lewin, Georg
Titel
Geschlecht männlich
PageID 368821
GND 118770950
Wikidata Q62661
Geburtsdatum 16. September 1878
Geburtsort Berlin 4005728-8
Sterbedatum 31. Oktober 1941
Sterbeort bei Saratow 4118434-8
Beruf Schriftsteller, Verleger
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 5.03.2024 durch DYN.jknuechel
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Herwarth Walden (eigentlich Georg Lewin), * 16. September 1878 Berlin, † 31. Oktober 1941 bei Saratow (Sowjetunion, heute Russland), Schriftsteller, Verleger.

Biografie

Herwarth Walden wurde am 16. September 1878 in Berlin als Georg Lewin geboren. Er wuchs mit zwei Geschwistern in einer jüdischen Familie auf. Schon früh zeigte er künstlerisches Talent, sowohl in der Literatur als auch in der Musik.

Seine Arbeit als Schriftsteller, Kritiker und Förderer der Kunst erreichte erstmals 1903 einen Höhepunkt, da er als 25-Jähriger in Berlin den "Verein für Kunst" gründete, dem sich viele bedeutende Schriftsteller anschlossen.

Walden heiratete am 30. November 1903 die Dichterin Else Lasker-Schüler, die Ehe hielt bis 1912. Von Lasker-Schüler erhielt Lewin auch den Rat, fortan den Namen Walden – zurückgehend auf Henry David Thoreaus Werk – zu führen. Noch im Jahr 1912 heiratete er die Schwedin Nell Roslund, mit der er ebenfalls zusammenarbeitete, um besonders bildende Kunst zu fördern. Sie ließen sich 1924 scheiden.

Von 1910 bis 1932 gab Walden die von ihm gemeinsam mit Alfred Döblin gegründete Zeitschrift "Der Sturm" heraus. Sie war eine der zentralen Publikationen des deutschsprachigen Expressionismus. Eine besondere Nähe verband Walden zeitweise mit Karl Kraus, dessen Zeitschrift "Die Fackel" sowie bestimmten Autoren, die auch für diese Zeitschrift geschrieben hatten.

1932 verließ Walden mit seiner Partnerin Ellen Bork Deutschland und ging nach Moskau ins Exil. Dort heiratete das Paar, Walden arbeitete weiterhin als Publizist und als Lehrer. 1933 wurde seine Tochter Sina geboren. 1941 wurde er inhaftiert und starb am 31. Oktober in einem Gefängnis bei Saratow (Sowjetunion).

Zusammenarbeit mit Karl Kraus

Am 16. August 1909 eröffnete Walden in Berlin ein Büro für Karl Kraus’ Zeitschrift "Die Fackel", nachdem sich beide Schriftsteller vermutlich dank der Vermittlung Peter Altenbergs kennengelernt hatten. Kraus versprach sich von der Zusammenarbeit mit einem Gleichgesinnten, dass sich der Absatz und die Bekanntheit der Wiener Zeitschrift in Deutschland steigerte. Mit diesen Bestrebungen verbunden war auch der Beginn der langjährigen Vorlesungstätigkeit Kraus’, der in den folgenden Jahrzehnten regelmäßig auch in Berlin vorlas und zeitweise sogar mit dem Gedanken spielte, in die deutsche Hauptstadt überzusiedeln.

Walden und Kraus mussten viel miteinander korrespondieren, um diese Arbeit gemeinsam bewältigen zu können. Es haben sich mehr als 600 Korrespondenzstücke erhalten, die ihre Zusammenarbeit belegen. Dass Kraus zumindest die von ihm an Walden geschickten Briefe schätzte, wird an der Handakte 75 aus dem Bestand Oskar Sameks deutlich. Am Briefwechsel wird deutlich, dass die Kooperation anfänglich von starkem gegenseitigen Wohlwollen und gegenseitiger Förderung geprägt war. So druckte Walden etwa in der ersten Ausgabe des "Sturm" den Text "Die Operette" von Kraus nach, Kraus ließ später in der "Fackel" Nummer 326–328 einen Text von Samuel Friedländer über "Herwarth Waldens Musik" drucken. Kraus hatte zudem bereits 1909 begonnen, stärker über Berliner Themen zu schreiben und setzte sich publizistisch für Waldens künstlerische und kunstpublizistische Bemühungen ein.

Im "Sturm" brachte Walden noch weitere Nachdrucke von zuvor in der "Fackel" veröffentlichten Texten Kraus’. Da Kraus in diesen Fällen die Druckeinrichtung und -legung nicht so akribisch verfolgen und überprüfen konnte wie er das in Wien bei der für ihn arbeitenden Druckerei Jahoda & Siegel konnte, ergaben sich arbeitstechnische Probleme – Walden sprach bald darauf von Nöten auf seiner Seite. Der Erfolg der 'Berliner' "Fackel" fiel zudem nicht so groß aus, wie es sich Kraus gehofft hatte. Schon am 23. März 1910 schrieb er daher einen resignierenden Brief an Walden. Beide Schriftsteller hatten sehr viel Arbeit abseits ihrer Kooperation zu erledigen, was das Verhältnis ebenso weiter anspannte wie Angriffe von außerhalb, etwa in Franz Pfemferts "Aktion". Zudem missfiel Kraus mehr und mehr die frühexpressionistische Tendenz des "Sturm", die er auch dadurch zu mildern versuchte, indem er viele Mitarbeiter der "Fackel" dazu bringen wollte, für den "Sturm" Beiträge zu verfassen. Das Berliner Büro der "Fackel" wurde schließlich von Georg Jahoda geschlossen, wovon Walden erst im Nachhinein erfuhr. Kraus erklärte sich hierzu abschließend in einem Brief vom Januar 1912. Die Vorlesungstätigkeit Kraus’ schränkte dieser Misserfolg nicht ein, doch war er ein weiteres Zeichen dafür, dass eine Verbreitung und Verwertung der "Fackel" in Deutschland kein leichtes Unterfangen war.

Quellen

Literatur


Herwarth Walden im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.