Therese Giehse: Unterschied zwischen den Versionen

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Therese Giehse, *6. März 1898 in München, †3. März 1975 in München, deutsche Schauspielerin, Regisseurin und Kabarettistin.
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Therese Giehse, * 6. März 1898 München, † 3. März 1975 München, Schauspielerin, Regisseurin, Kabarettistin.
  
==Biografie==
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==Biographie==
  
Therese stammte aus einer jüdischen Familie, die sich ursprünglich gegen ihren Willen Schausielerin zu werden, aussprachen. Allerdings setzte sie sich durch und ging 1926 nach München, wo sie für die Kammerspiele arbeitete. Zu den vielen politischen Dramen, die damals dort aufgeführt wurden, zählt auch Cyankali - das Stück des Arztes und Schriftstellers Friedrich Wolf gegen den Paragraphen 218.
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Therese Giehse stammte aus einer jüdischen Familie, die sich ursprünglich gegen ihren Willen, Schauspielerin zu werden, aussprach. Trotz des familiären Widerstands nahm sie jedoch Schauspielunterricht und gab schließlich 1920 ihr Debüt in München. Von 1926 bis 1933 war sie ein festes Mitglied der Münchner Kammerspiele, wobei sie zu einer der bekanntesten Schauspielerinnen avancierte, die u. a. Thomas Mann und [[Karl Kraus]] zu ihren Bewunderern zählen konnte.  
Bei den Kammerspielen wurde sie zu einer der bekanntesten Schauspielerinnen, die sogar von Thomas Mann und[[Karl Kraus]] bewundert wurde. Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gründete sie zusammen mit Freunden das literarische Kabarett "Die Pfeffermühle". Da das Kabarett indirekt gegen das politische Regieme kämpfte, mussten sie bald ins Ausland ziehen. 1933 floh sie zu Erika Manns (Mitglied der "Pfeffermühle") Familie in die Schweiz, reiste aber bis 1937 mit der "Pfeffermühle" durch ganz Europa, wo die Truppe sehr beliebt war. Nach ihrer Amerikatournee - die schlecht verlaufen war - löste sich die "Pfeffermühle" auf. Um zu einem britischen Pass zu bekommen, ging Therese mit dem Schriftsteller John Hampson-Simpson eine Scheinehe ein, da sie von Hitler ausgebürgert wurde. Danach ging sie zurück ins Züricher Schauspielhaus. 1941 schickte [[Bertolt Brecht]] seine "Mutter Courage" zur Uraufführung. 1948 begann ihre enge Zusammenarbeit mit Brecht, der sie 1949 in sein Berliner Ensamble holte, wo sie Regie führte. Aufgrund dessen lernte sie auch [[Helene Weigel]] kennen, mit der sie im Wiener Scala-Theater wirkte. In den 50ern und 60ern startete sie auch eine Film- und Fernsehkarriere. Bis kurz vor ihrem Tod war sie als Schauspielerin aktiv und unterstütze junge Theaterangestellte wie [[Peter Stein]] oder Martin Sperr. Nach einer Augenoperation starb Therese unvorhergesehen an Nierenversagen.
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Noch kurz vor der nationalsozialistischen Machtübernahme gründete sie zusammen mit Klaus und Erika Mann und Magnus Henning das literarische Kabarett "Die Pfeffermühle". Da das Kabarett Stellung gegen den aufkommenden Nationalsozialismus bezog und Therese Giehse noch dazu einen jüdischen Hintergrund hatte, musste sie bald den Weg in die Emigration antreten. 1933 floh sie zu Erika Manns Familie in die Schweiz, wo sie weiterhin mit großem Erfolg mit ihrem Kabarett auftraten. In den folgenden Jahren gingen sie auf Tournee und reisten bis 1937 mit der "Pfeffermühle" sehr erfolgreich in verschiedene Länder Europas. Bereits 1936 war Therese Giehse mit dem Schriftsteller John Hampson-Simpson eine Zweckehe eingegangen, um einen britischen Pass zu erhalten und sich somit dem Zugriff der deutschen Behörden zu entziehen. Trotzdem wurde der Druck der Nationalsozialisten zu groß und die Mitglieder des Kabaretts entschlossen sich, ihre Tournee in den USA fortzuführen. Nach dieser eher enttäuschenden Amerikatournee löste sich die "Pfeffermühle" auf, und Therese Giehse ging nach Europa zurück.
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1937 nahm sie ein Engagement am Schauspielhaus Zürich an, wo sie bis 1966 blieb und bei vielen namhaften Produktionen mitwirkte. U. a. übernahm sie die Hauptrolle in der Uraufführung von [[Bertolt Brecht|Bertolt Brechts]] Drama "Mutter Courage und ihre Kinder". Fortan sollte sie neben [[Helene Weigel]] zur wichtigsten Brecht-Interpretin werden. Nach 1945 stand sie auch wieder in Deutschland und Österreich auf der Bühne und nahm 1949 auf Betreiben Brechts ein Engagement im Berliner Ensemble an. In Wien wirkte sie gemeinsam mit Helene Weigel am [[Scala|Scala-Theater]]. Auch für Friedrich Dürrenmatt wurde Giehse eine zentrale Interpretin. Sowohl in "Besuch der alten Dame" 1956 als auch in "Die Physiker" 1962 übernahm sie die Hauptrolle in den Uraufführungen. Neben den vielen schauspielerischen Engagements trat sie auch des Öfteren als Regisseurin auf und inszenierte z. B. 1952 Heinrich Kleists "Der zerbrochne Krug" in Berlin. In den 50ern und 60ern startete sie außerdem eine Film- und Fernsehkarriere und blieb bis kurz vor ihrem Tod 1975 als Schauspielerin aktiv.
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
  
*[http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/therese-giehse/ FemBio: Therese Giehse]
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*Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 35
*Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag. 2008. S.35.
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*[http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/therese-giehse/ FemBio: Therese Giehse] [Stand: 20.12.2017]
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*[https://de.wikipedia.org/wiki/Therese_Giehse Wikipedia: Therese Giehse] [Stand: 20.12.2017]
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*[https://www.dhm.de/lemo/biografie/therese-giehse LeMo Biografie: Therese Giehse 1898-1975] [Stand: 20.12.2017]
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*[https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Pfefferm%C3%BChle Wikipedia: Die Pfeffermühle] [Stand: 20.12.2017]

Aktuelle Version vom 2. Februar 2023, 12:43 Uhr

Daten zur Person
Personenname Giehse, Therese
Abweichende Namensform Gift, Therese; Hampson-Simpson, Therese
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 50449
GND 118539140
Wikidata Q69638
Geburtsdatum 6. März 1898
Geburtsort München
Sterbedatum 3. März 1975
Sterbeort München
Beruf Schauspielerin, Regisseurin, Kabarettistin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Theater, Film, Fernsehen, Scala, Schauspielerin
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 2.02.2023 durch WIEN1.lanm08jan
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Therese Giehse, * 6. März 1898 München, † 3. März 1975 München, Schauspielerin, Regisseurin, Kabarettistin.

Biographie

Therese Giehse stammte aus einer jüdischen Familie, die sich ursprünglich gegen ihren Willen, Schauspielerin zu werden, aussprach. Trotz des familiären Widerstands nahm sie jedoch Schauspielunterricht und gab schließlich 1920 ihr Debüt in München. Von 1926 bis 1933 war sie ein festes Mitglied der Münchner Kammerspiele, wobei sie zu einer der bekanntesten Schauspielerinnen avancierte, die u. a. Thomas Mann und Karl Kraus zu ihren Bewunderern zählen konnte.

Noch kurz vor der nationalsozialistischen Machtübernahme gründete sie zusammen mit Klaus und Erika Mann und Magnus Henning das literarische Kabarett "Die Pfeffermühle". Da das Kabarett Stellung gegen den aufkommenden Nationalsozialismus bezog und Therese Giehse noch dazu einen jüdischen Hintergrund hatte, musste sie bald den Weg in die Emigration antreten. 1933 floh sie zu Erika Manns Familie in die Schweiz, wo sie weiterhin mit großem Erfolg mit ihrem Kabarett auftraten. In den folgenden Jahren gingen sie auf Tournee und reisten bis 1937 mit der "Pfeffermühle" sehr erfolgreich in verschiedene Länder Europas. Bereits 1936 war Therese Giehse mit dem Schriftsteller John Hampson-Simpson eine Zweckehe eingegangen, um einen britischen Pass zu erhalten und sich somit dem Zugriff der deutschen Behörden zu entziehen. Trotzdem wurde der Druck der Nationalsozialisten zu groß und die Mitglieder des Kabaretts entschlossen sich, ihre Tournee in den USA fortzuführen. Nach dieser eher enttäuschenden Amerikatournee löste sich die "Pfeffermühle" auf, und Therese Giehse ging nach Europa zurück.

1937 nahm sie ein Engagement am Schauspielhaus Zürich an, wo sie bis 1966 blieb und bei vielen namhaften Produktionen mitwirkte. U. a. übernahm sie die Hauptrolle in der Uraufführung von Bertolt Brechts Drama "Mutter Courage und ihre Kinder". Fortan sollte sie neben Helene Weigel zur wichtigsten Brecht-Interpretin werden. Nach 1945 stand sie auch wieder in Deutschland und Österreich auf der Bühne und nahm 1949 auf Betreiben Brechts ein Engagement im Berliner Ensemble an. In Wien wirkte sie gemeinsam mit Helene Weigel am Scala-Theater. Auch für Friedrich Dürrenmatt wurde Giehse eine zentrale Interpretin. Sowohl in "Besuch der alten Dame" 1956 als auch in "Die Physiker" 1962 übernahm sie die Hauptrolle in den Uraufführungen. Neben den vielen schauspielerischen Engagements trat sie auch des Öfteren als Regisseurin auf und inszenierte z. B. 1952 Heinrich Kleists "Der zerbrochne Krug" in Berlin. In den 50ern und 60ern startete sie außerdem eine Film- und Fernsehkarriere und blieb bis kurz vor ihrem Tod 1975 als Schauspielerin aktiv.

Literatur