Theodor Körner (Politiker): Unterschied zwischen den Versionen

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Als sozialistischer Kandidat für die Bundespräsidentenwahl wurde er im zweiten Wahlgang am 27. Mai 1951, erstmals in einer Volkswahl, zum Staatsoberhaupt gewählt. Höhepunkt seiner Amtszeit war der Abschluss des Staatsvertrages im Jahr 1955. Als Staatsoberhaupt vermittelte er im politischen Streit und förderte die Zusammenarbeit zwischen den Großparteien. Dem Wunsch nach Bildung einer Konzentrationsregierung unter Beteiligung des "Dritten Lagers" nach der Nationalratswahl 1953 erteilte er eine Absage.  
 
Als sozialistischer Kandidat für die Bundespräsidentenwahl wurde er im zweiten Wahlgang am 27. Mai 1951, erstmals in einer Volkswahl, zum Staatsoberhaupt gewählt. Höhepunkt seiner Amtszeit war der Abschluss des Staatsvertrages im Jahr 1955. Als Staatsoberhaupt vermittelte er im politischen Streit und förderte die Zusammenarbeit zwischen den Großparteien. Dem Wunsch nach Bildung einer Konzentrationsregierung unter Beteiligung des "Dritten Lagers" nach der Nationalratswahl 1953 erteilte er eine Absage.  
  
Sowohl als Bürgermeister wie auch als Bundespräsident genoss Körner bei der Bevölkerung große Popularität. Seit einem Schlaganfall im Sommer 1956 teilweise gelähmt, verstarb er am 4. Jänner 1957.
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Sowohl als Bürgermeister wie auch als Bundespräsident genoss Körner bei der Bevölkerung große Popularität. Seit einem Schlaganfall im Sommer 1956 teilweise gelähmt, verstarb er am 4. Jänner 1957. Er wurde im Festsaal des [[Rathaus]]es öffentlich aufgebahrt und am 10. Jänner 1957 in der Präsidentengruft des [[Zentralfriedhof]]s in Ehrengrab Nr. 2 bestattet.
  
 
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* 1953 Großstern des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich
 
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* 1956 Sonderstufe des Großkreuzes des [https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesverdienstkreuz Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland]
 
* 1956 Sonderstufe des Großkreuzes des [https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesverdienstkreuz Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland]
 
Theodor Körner wurde am 10. Jänner 1957 im Ehrengrab Nr. 2 der Bundespräsidentengruft auf dem Zentralfriedhof bestattet.
 
  
 
Seinen Namen tragen:  
 
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Version vom 26. Juli 2017, 21:41 Uhr

Theodor Körner
Daten zur Person
Personenname Körner, Theodor
Abweichende Namensform Körner von Siegringen, Theodor
Titel Dr. h. c., Edler
Geschlecht männlich
PageID 15484
GND 118713493
Wikidata
Geburtsdatum 24. April 1873
Geburtsort Uj Szönyi, Komorn, Ungarn
Sterbedatum 4. Jänner 1957
Sterbeort Wien
Beruf General, Politiker
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei, Sozialistische Partei Österreichs
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus, WStLA, VGA
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 26.07.2017 durch DYN.wolfgang j kraus
Begräbnisdatum 10. Jänner 1957
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Bundespräsidentengruft
Ehrengrab ja„ja“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
Bildname Theodor Körner.jpg
Bildunterschrift Theodor Körner

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 23. April 1948)
  • Großstern des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich (Übernahme: 9. November 1953)
  • Ehrendoktor der Technischen Universität Wien (Verleihung: 27. Oktober 1945)
  • Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (Verleihung: 1956)
  • Ehrenplakette Goldener Groschen
  • Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (Verleihung: 1956)

  • Mitglied des Bundesrates (08.02.1924 bis 17.02.1934)
  • Vorsitzender des Bundesrates (01.12.1933 bis 17.02.1934)
  • Bürgermeister der Stadt Wien (17.04.1945 bis 18.06.1951)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (19.12.1945 bis 16.06.1951)
  • Bundespräsident (21.06.1951 bis 04.01.1957)
  • Mitglied der Zentralleitung des Republikanischen Schutzbundes (bis 1930)
  • Mitglied des Gemeinderates/Abgeordneter zum Wiener Landtag (13.12.1945 bis 20.06.1951)
  • Vorsitzender des Wiener Gemeinderates (14.02.1946 bis 18.06.1951)
  • Landeshauptmann von Wien (14.02.1946 bis 18.06.1951)

Theodor Körner (1900 Edler von Siegringen), * 24. April 1873 Uj Szönyi, Komorn (heute Komárom), Ungarn, † 4. Jänner 1957 Wien. General, Bürgermeister, Bundespräsident.

Herkunft und Familie

Theodor Körner war eines von fünf Kindern des Theodor Karl Körner und dessen Gattin Karoline, geb. Fousek. Er kam in Uj Szönyi zur Welt, einem Ortsteil von Komorn am rechten Donauufer, wo sein Vater in der Festung als Artilleriehauptmann diente. Nach der gesundheitlich bedingten Frühpensionierung des Vaters vom Militärdienst 1878 zog die aus Nordböhmen stammende Familie nach Wien, wo der Vater eine Anstellung als Kanzleischreiber im Finanzministerium fand. 1900 wurde der k. u. k. Offizier Theodor Karl Körner mit dem Titel Edler von Siegringen in den erblichen Adelsstand erhoben.

Militärische Laufbahn

Theodor Körner machte wie sein jüngerer Bruder Richard (gefallen 1915) rasch Karriere als Generalstabsoffizier: Er besuchte die Realschule in Reichenberg, die Oberrealschule in Wien (1887/1888) und die technische Militärakademie in Mährisch-Weißkirchen. 1891 bestand er die Aufnahmeprüfung in die traditionsreiche technische Militärakademie in Wien, wo er die Ausbildung zum Pionieroffizier wählte. Die erfolgreiche Absolvierung eines zweijährigen Lehrganges an der Kriegsschule eröffnete ihm die Laufbahn im Generalstab. 1904 wurde der mittlerweile zum Hauptmann Beförderte in das Telegraphenbüro des Generalstabes aufgenommen. In dieser Position setzte er sich als Experte für die Modernisierung des Telegraphen- und Telephonwesens in der k. u. k. Armee ein. 1912 wurde er als Lehrer des operativen Generalstabsdienstes an die Kriegsschule berufen, wo er bis Kriegsausbruch wirkte.

Im Ersten Weltkrieg, den Körner hauptsächlich an der italienischen Front erlebte, wurde er 1917 Generalstabschef der 1. Isonzo-Armee. 1918 trat er in das neu geschaffene Heer der Republik Deutschösterreich ein. 1919 wurde er Leiter der Präsidialabteilung im Staatsamt für Heerwesen und hatte entscheidenden Anteil am Aufbau des Heerwesens der Republik.

1924 wurde Körner wegen seiner kritischen Haltung gegenüber der Heerespolitik bei gleichzeitiger Beförderung zum General in den Ruhestand versetzt. Die Kritik, die er während seiner Amtszeit in zahlreichen schriftlichen Stellungnahmen vorgebracht hatte, kulminierte in seiner Anfang 1924 publizierten "Denkschrift über das Heerwesen der Republik", die in der Öffentlichkeit zu einer breiten Diskussion führte.

Sozialdemokrat

Noch im selben Jahr trat Körner der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei, mit der er schon lange in Verbindung gestanden war. Er wurde in den Bundesrat delegiert (1924-1934) und blieb als Mitglied des Kontrollorgans der "Ständigen Parlamentskommission für Heeresangelegenheiten" (1924-1932) ebenso mit Wehrfragen konfrontiert wie als Mitglied der Zentralleitung des Republikanischen Schutzbundes. Seine Vorstellungen der Schutzbundpolitik waren jedoch mit denen der anderen Führer, vor allem Julius Deutsch und Alexander Eifler, nicht vereinbar, weshalb er 1930 freiwillig ausschied.

Den 12. Februar 1934 erlebte Körner als Vorsitzender des Bundesrats. Er hatte sich, von der Aussichtslosigkeit einer Auseinandersetzung mit den bewaffneten Kräften des Staates überzeugt, gegen eine Konfrontation ausgesprochen und versucht, unmittelbar vor Ausbruch des Bürgerkrieges beim politischen Gegner zu vermitteln. Aktiv war er an den Geschehnissen nicht mehr beteiligt, musste aber dennoch (ohne Prozess) eine elfmonatige Haftstrafe verbüßen.

In den folgenden Jahren lebte Körner als Privatmann in bescheidenen Verhältnissen und widmete sich militärwissenschaftlichen Studien im Kriegsarchiv. Als er 1943 mit Vertretern der Widerstandsbewegung Kontakt aufnahm, wurde ihm die weitere Forschertätigkeit untersagt. Nach dem missglückten Attentat auf Hitler im August 1944 wurde er vorübergehend festgenommen.

Bürgermeister

Im April 1945 wurde Theodor Körner von den Sozialdemokraten als provisorischer Bürgermeister von Wien vorgeschlagen und von der sowjetrussischen Besatzungsmacht – danach auch von den westlichen Alliierten – in dieser Funktion bestätigt. Der nach der Wahl vom 25. November 1945 neu konstituierte Gemeinderat erteilte seine Bestätigung am 14. Februar 1946.

Körner, der mehrere Sprachen, darunter Russisch, beherrschte, setzte sich in persönlichen Verhandlungen mit der Besatzungsmacht vehement dafür ein, die Not der Bevölkerung zu lindern. Der Wiederaufbau, die Rückführung der Kriegsgefangenen (insbesondere aus der Sowjetunion), die Versorgung der Stadt mit lebensnotwendigen Gütern (vor allem Lebensmitteln, Brennstoffen und Baumaterialien) zählten zu seinen herausragenden Verdiensten.

Neben seiner Tätigkeit als Wiener Bürgermeister war Theodor Körner von 1945 bis 1951 auch Abgeordneter zum Nationalrat.

Bundespräsident

Als sozialistischer Kandidat für die Bundespräsidentenwahl wurde er im zweiten Wahlgang am 27. Mai 1951, erstmals in einer Volkswahl, zum Staatsoberhaupt gewählt. Höhepunkt seiner Amtszeit war der Abschluss des Staatsvertrages im Jahr 1955. Als Staatsoberhaupt vermittelte er im politischen Streit und förderte die Zusammenarbeit zwischen den Großparteien. Dem Wunsch nach Bildung einer Konzentrationsregierung unter Beteiligung des "Dritten Lagers" nach der Nationalratswahl 1953 erteilte er eine Absage.

Sowohl als Bürgermeister wie auch als Bundespräsident genoss Körner bei der Bevölkerung große Popularität. Seit einem Schlaganfall im Sommer 1956 teilweise gelähmt, verstarb er am 4. Jänner 1957. Er wurde im Festsaal des Rathauses öffentlich aufgebahrt und am 10. Jänner 1957 in der Präsidentengruft des Zentralfriedhofs in Ehrengrab Nr. 2 bestattet.

Ehrungen

Neben zahlreichen militärischen Auszeichnungen:

  • 1945 Ehrendoktor der Technischen Universität Wien
  • 1948 Ehrenbürger der Stadt Wien
  • 1953 Großstern des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich
  • 1956 Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

Seinen Namen tragen:

Ein Denkmal wurde 1963 im Rathauspark aufgestellt.

Nachlass

Werke

(Auswahl)

  • Denkschrift über das Heerwesen der Republik. Herausgegeben vom Militärverband der Republik Österreich. Wien: Verlag des Militärverbandes 1924
  • Nationale und soziale Kriege – Eine Clausewitz-Studie [1937]. In: Ilona Duczynska: Der demokratische Bolschewik. Zur Theorie und Praxis der Gewalt. München: List 1975, S. 293-311
  • Auf Vorposten. Ausgewählte Schriften 1928-1938. Herausgegeben und kommentiert von Ilona Duczynska. Wien: Europaverlag 1977
  • Zwei Monate Aufbauarbeit in Wien. Herausgegeben von der Gemeinde Wien. Wien: 1945

Literatur

(Auswahl)

  • Isabella Ackerl/ Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992, S. 239-240
  • Margit Altfahrt / Karl Fischer: Theodor Körner. Bürgermeister und Bundespräsident. (Wiener Geschichtsblätter 42, Beiheft 1, 1987)
  • Gustav K. Bienek: Ein Leben für Österreich. Unser Bundespräsident Dr. h. c. Theodor Körner. Der Jugend geschildert von Gustav K. Bienek. Wien: Jugend und Volk / Jungbrunnen 1953
  • Gerhard Botz: Theodor Körner. In: Friedrich Weissensteiner [Hg.]: Die österreichischen Bundespräsidenten. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1982, S. 162-206
  • Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien / München: Jugend und Volk 1974, S. 450-456
  • Ilona Duczynska: Der demokratische Bolschewik. Zur Theorie und Praxis der Gewalt. München: List 1975
  • Karl Haas: Körner Edler von Siegringen, Theodor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12. Berlin: Duncker & Humblot 1980, S. 389–391
  • Handbuch der Stadt Wien. Band 98. 1983/1984. Wien: Jugend und Volk 1983, S. II/224
  • Jacques Hannak: Männer und Taten. Zur Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1963, S. 21-24
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 69-70
  • Ludwig Jedlicka: Theodor Körner (1873-1957). In: Neue Österreichische Biographie 1815-1918. Band 18. Wien: Amalthea 1927, S. 9-20
  • Ludwig Jedlicka: Ein Heer im Schatten der Parteien. Die militärpolitische Lage Österreichs 1918-1938. Graz-Köln: Böhlaus Nachf. 1955
  • Ludwig Jedlicka: Dr. h. c. Theodor Körner. In: Die österreichischen Bundespräsidenten. Wien: Bergland 1963, S. 91-133
  • Stella Klein-Löw: Menschen um mich. Porträts in Worten. Wien / München: Jugend und Volk 1982, S. 118-128
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987, S. 255
  • Eric C. Kollman: Theodor Körner. Militär und Politik. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1973
  • Eric C. Kollman: Theodor Körner. In: Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 3: Der Parlamentarismus und die beiden Republiken. Wien: Jugend und Volk 1974, S. 443-449
  • Bruno Kreisky: Theodor Körner. In: Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 227-233
  • Thea Leitner: Körner aus der Nähe. Ein Lebensbild. Wien: Danubia o. J. [1952]
  • Thea Leitner: Hühnerstall und Nobelball. 1938–1955. Leben in Krieg und Frieden. Wien: Ueberreuter 2004 [Darin: Kapitel 20. Theodor Körner: Wo blieb seine Autobiografie? S. 177-187]
  • Josef Pazelt: Ein Freund und Helfer. Aus dem Leben des Bundespräsidenten Dr. h. c. Theodor Körner. Der österreichischen Jugend erzählt von Josef Pazelt. Wien: Jugend und Volk / Jungbrunnen 1953
  • Andreas Pittler: Theodor Körner. 1873-1957. Wien: Gerold 2011 (Edition Wiener Bürgermeister)
  • Otto Probst [Hg.]: Theodor Körner – Ein Leben für Österreich. [Propagandaschrift für Bundespräsidentenwahl 1951]. Wien 1951
  • Cherica Schreyer-Hartmann: Der rote Kaiser und die Nachtigallen. Theodor Körner. Mythos und Wahrheit. Wien: Brandstätter 2009
  • Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs. Reihe A, Archivinventar. Serie 3, Sammlungen. Band 2: Nachlässe. Wien: Wiener Stadt- und Landesarchiv 1988, S. 15 f.

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