Tageserholungsstätten

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 26.09.2013 durch WIEN1.lanm08w07

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


Tageserholungsstätten (Abkürzung TEST; Tagesheimstätten, Sommererholungsstätten), städtische Anstalten im Rahmen der Gründung des städtischen Jugendamts (Erlass vom 13. April 1916, Gemeinderats-Beschluss vom 27. April 1917; Erholungsfürsorge), die Kinder tagsüber aufzunehmen; sie entstanden (bedingt durch die schlechte Versorgung) 1916-1919 auf vier großen, im Wald- und Wiesengürtel gelegenen und vom Gemeinderat am 11. Juni 1916 für Jugendfürsorgezwecke gewidmeten Grünflächen: Laaerberg (185.000 m), Girzenberg (33.700 m), Schafberg (34.200 m) und Kobenzl (50.000 m). Als erste Tageserholungsstätte wurde am 3. August 1916 die Anlage am Laaerberg auf einem der Gemeinde gehörigen Grund nach Ankauf und Aufstellung mehrerer Militärbaracken eröffnet (1918 1200 Kinder). Im Sommer 1918 folgten die Tageserholungsstätte Kobenzl (400 Kinder) und Girzenberg (100 Kinder). Am 27. Februar 1918 beschloß der Gemeinderat den Ankauf von Schloß Bellevue (700.000 Kronen) und gestaltete es zur Tageserholungsstätte Kobenzl aus. 1919 folgte die Tageserholungsstätte am Schafberg. Aufnahme fanden in den Tageserholungsstätte vor allem erholungsbedürftige, unterernährte Stadtkinder, die verpflegt und beschäftigt wurden (vier wöchiger Turnusse, am Beginn und Ende schulärztliche Untersuchung [ Schulärztlicher Dienst ]) und abends zu ihren Eltern zurückkehrten (sechs bis zwölf jährige in Zehnergruppen unter Aufsicht von Erziehern). Nach dem Ersten Weltkrieg wurden neben Kindern in den vier städtischen Tageserholungsstätten auch solche in den Erziehungsheimen Ober-Hollabrunn (1470 Kinder) und Pottendorf (1165 Kinder) betreut. In die Tageserholungssteätten im Betrieb der Kinderschutzstation am Gänsehäufel, in Hütteldorf und in Pötzleinsdorf wurden auf Kosten des Jugendamts 1919 500 Kinder entsendet (insgesamt wurden 5.474 Kinder einer Erholungsfürsorge im Inland zugeführt). In den Tageserholungsstätten Girzenberg, Schafberg und Hütteldorf wurde im Winter bei günstigem Wetter Rodel- und Skisport betrieben. Die Tageserholungsstätten wurden teils für die amtliche Fürsorge verwendet und vom Wijug (Wiener Jugendhilfswerk) betrieben, teils wurden sie an Jugendfürsorgeaktionen (beispielsweise Kinderfreunde, Volkshilfe) zur Betriebsführung überlassen. 1928 besaß die Gemeinde fünf Tageserholungsstätten: Laaerberg, Girzenberg, Pötzleinsdorf, Gänsehäufel (Weißau; noch im selben Jahr aufgelassen, später Kinderfeunde „Sonnenland", 1956 dem Jugendamt zurückgegeben) und Hadersdorf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vom Wijug 1946 wieder zwei Tageserholungsstätte (Knödelhütte [14] und Girzenberg [16]) in Betrieb genommen. Seit 1983 ist die Erholungsfüsorge durch den Verein Wiener Jugenderholung (1, Neutorgasse 15) privatwirtschaftlich organisiert. 1995 wurden 870 Kinder in den Tageserholungsstätten mit 17.960 Verpflegstagen betreut. Erholungsfürsorge, Kinder- und Jugendfürsorge, Hort, Jugendamt, Wiener Jugendhilfswerk (Wijug).

Literatur

  • Verwaltungsbericht der Stadt Wien. S. 1914 ff.
  • 70 Jahre Wiener Jugendamt. 1987
  • Jahrbücher des Wiener Jugendhilfswerk 1922-1992