Susanne Schmida: Unterschied zwischen den Versionen

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Susanne Schmida, *  1894 Bystritz am Hostein (Bystřice pod Hostýnem, Tschechische Republik), † 1982, Philosophin, Yogalehrerin.
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Susanne Schmida, *  4. Dezember 1894 Bystritz am Hostein (Bystřice pod Hostýnem, Tschechische Republik), † 1. Dezember 1981, Philosophin, Yogalehrerin, Tänzerin.
  
==Biographie==
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==Biografie==
Schmida besuchte die Schule von [[Eugenie Schwarzwald]] in Wien und studierte Philosophie an der Universität Wien. Als eine der ersten Frauen überhaupt promovierte sie bei [[Robert Reininger]] im Jahr 1919 mit Auszeichnung; das Thema ihrer Dissertation lautete “Die Philosophie der ewigen Wiederkehr“.
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Susanne Schmida wurde 1894 in Bystriz am Hostein (heute Slowakei) in eine großbürgerliche Familie hineingeboren, die 1898 nach Wien übersiedelte. Ihr Vater Hugo Schmida war Direktor der Wiener Niederlassung der Firma Thonet und legte Wert auf eine hervorragende Ausbildung seiner Tochter. Susanne Schmida besuchte die berühmte Schulanstalt von [[Eugenie Schwarzwald]] und absolvierte ab 1913 ein Studium der Philosophie an der [[Universität Wien]]. 1919 promovierte sie mit Auszeichnung bei [[Robert Reininger]] mit einer Studie zu Nietzsches "Philosophie der ewigen Wiederkehr".
  
Bei Reininger, der zwischen 1912 und 1939 Obmann der philosophischen Gesellschaft an der Universität Wien war, lernte sie indische Philosophie kennen, aber auch Friedrich Nietzsche. Ihre Begeisterung für die Philosophie Nietzsches teilte sie mit zahlreichen anderen Ausdruckstänzerinnen. 1922 begründete Susanne Schmida einen wissenschaftlichen Zirkel, den “Reiningerkreis“, ein akademisch anerkanntes Diskussions- und Gesprächsforum, bei dem sich Philosophen, Naturwissenschaftler sowie Indologen zum interdisziplinären und interkulturellen Gespräch trafen, und das sich bis in die 1970er Jahre gehalten hat.  
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Noch während des Studiums bei Reininger lernte Schmida den Philosophen [[Viktor Brod]] kennen, den sie 1923 heiratete und mit dem sie bis zu dessen Tod zusammenlebte. Bereits 1922 gründete sie den "Reiningerkreis", ein akademisch anerkanntes Diskussionsforum am Institut für Philosophie der Universität Wien, das sie bis zu dessen Auflösung im Jahr 1977 leitete. Die von ihr herausgegebene Festschrift zum 80. Geburtstag Robert Reiningers erschien 1949 unter dem Titel "Philosophie der Wirklichkeitsnähe" im Verlag Sexl.
  
1923 heiratete Schmida den Philosophen Victor Brod, mit dem sie bis zu dessen Tod 1969 verheiratet war. Sie selbst sah Geschlechterrollen sowie Institutionen wie Religion und Familie mit sehr kritischem, feministisch motivierten Blick. Ihr ging es um die Aufhebung der Entfremdung des Menschen von sei-nem wirklichen Selbst.
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Bereits als junge Studentin kam Schmida in Kontakt mit der indischen Philosophie, beschäftigte sich intensiv mit Yoga und nahm darüber hinaus Unterricht in Gymnastik und Tanz. Von 1926 bis 1934 besuchte Schmida Kurse bei Hilde Hager (1888−1952), die eine in Wien bis dahin wenig bekannte Form des Ausdruckstanzes unterrichtete. 1934 gründeten die beiden Frauen eine Gymnastikschule unter dem Namen "Schule des Bundes für neue Lebensform". Die "Yoga-Schule Dr. Schmida" in der Léhargasse 1 im 6. Wiener Gemeindebezirk, die als "Institut Dr. Schmida" heute noch existiert, wurde eingerichtet, nachdem der Plan für die Gründung einer Reformschule gescheitert war.
  
In den 1920er Jahren studierte sie Yoga und anderes anhand der Schriften von Sivananda. Danach begann sie, Hatha-Yoga, Pranayama und Ausdruckstanz zu unterrichten. Im Jahr 1934 gründete sie eine Gymnastikschule mit dem Namen “Schule des Bundes für neue Lebensform“ – das heutige “Institut Dr. Schmida“, in dem Yoga gelehrt wird. Schmida grenzte sich deutlich von den nationalistischen und rassistischen Tendenzen der Zeit ab und drückte ihre Wertschätzung für außereuropäische Kulturen aus.  
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Yoga, Philosophie und Tanz bilden somit die Säulen der von Schmida entwickelten ganzheitlichen Lehre. Das Verhältnis von Yoga und Philosophie ist ausführlich im Manuskript "Praeligio mystica universalis" beschrieben. Dieses Schulungsprogramm mit Übungen, Belehrungen und Einweihungen blieb zwar unveröffentlicht, fand als Lehrbuch unter Schmidas Schülern aber rege Verbreitung. Der erste Band ihres dreibändigen Hauptwerks "Perspektiven des Seins" erschien 1968 bei Ernst Reinhardt in München, der letzte Band 1973. 1980 wurde Schmida der Berufstitel Professor verliehen.
  
In den 1970er Jahren entwarf Schmida einen Schulungsweg für eine “Religiosität jenseits der Religionen“. Yoga, Rituale, Philosophie, Meditation sind die Säulen ihres “Weges“, bei dem visionäre Fähigkeiten ebenso wie ethische Reflexion und kritisches Denken mit dem Ziel, offen zu werden für das Absolute, geschult wurde.
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Susanne Schmida, nach der seit 2012 eine [[Susanne-Schmida-Gasse|Gasse in Wien-Aspern]] benannt ist, verstarb 1981 in Wien. Der Doppelnachlass Susanne Schmida / Viktor Brod wird in der Wienbibliothek im Rathaus aufbewahrt.
  
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==Werke==
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*Susanne Schmida: Die Philosophie der ewigen Wiederkehr. Diss. Univ. Wien 1919
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*Susanne Schmida: Theater von morgen. Eine Untersuchung über die Wesensform des Dramas in dichterischer und theatralischer Hinsicht. Wien [u. a.]: Sexl 1950
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*Susanne Schmida: Es sind die Götter. Darstellung der menschlichen Urtypen und ihrer Schicksale. Wien [u. a.]: Sexl 1951
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*Susanne Schmida: Perspektiven des Seins. 1. Systematik: die vier Aspekte der Erkenntnis. München [u. a.]: Reinhardt 1968
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*Susanne Schmida: Perspektiven des Seins. 2. Mikrokosmos: die Kategorien der Psychologie. München [u. a.]: Reinhardt 1970
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*Susanne Schmida: Perspektiven des Seins. 3. Selbstinnewerdung: Strukturen des Selbstbewußtseins. München [u. a.]: Reinhardt 1973
  
2012 wurde in der Seestadt Aspern die [[Susanne-Schmida-Gasse]] nach der Philosophin benannt.
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==Quelle==
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*[https://permalink.obvsg.at/wbr/AC15991155 Wienbibliothek im Rathaus:  Nachlass Susanne Schmida - Viktor Brod]
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
* Stadtteilmanagement Seestadt Aspern:  Wer war eigentlich Susanne Schmida? URL: http://meine.seestadt.info/wer-war-eigentlich-susanne-schmida/ [Stand: 20.08.2015]
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*[https://www.wienbibliothek.at/bestaende-sammlungen/neuerwerbungen/nachlass-susanne-schmida-viktor-brod-neu-benuetzung Wienbibliothek im Rathaus: Nachlass Susanne Schmida / Viktor Brod neu in der Benützung] [Stand: 25.05.2019]
* Institut Dr. Schmida – Bund für neue Lebensform: Institut. URL: http://www.schmida.com/institut [Stand: 20.08.2015]
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* Elke Pichler: Erinnerung an Susanne Schmida [2012]. URL: http://www.tanz.at/magazin/expired/546-erinnerung-an-susanne-schmida.html [Stand: 20.08.2015]
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* FeinSinn: Gefühl Gesicht Gestalt. Auf den Spuren von Susanne Schmida. URL: http://feinsinn.org/portfolio/gefuehl-gesicht-gestalt/ [Stand: 20.08.2015]
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Susanne Schmida im [https://search.wienbibliothek.at/primo-explore/search?vid=WBR&mode=advanced&query=creator,contains,107388588 Katalog der Wienbibliothek im Rathaus].
* Auf den Spuren einer Pionierin. In: Der Standard, 20.10.2010
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==Weblinks==
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*[http://www.schmida.com/feldenkrais-uebersicht/2-main/8-geschichte Institut Dr. Schmida − Bund für neue Lebensform: Institut.]
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*[https://austria-forum.org/af/AEIOU/Schmida%2C_Susanne Austria-Forum: Susanne Schmida]

Aktuelle Version vom 28. Februar 2024, 09:33 Uhr

Daten zur Person
Personenname Schmida, Susanne
Abweichende Namensform
Titel Dr. phil.
Geschlecht weiblich
PageID 43767
GND 107388588
Wikidata Q52084141
Geburtsdatum 4. Dezember 1894
Geburtsort Bystritz am Hostein (Bystřice pod Hostýnem, Tschechische Republik)
Sterbedatum 1. Dezember 1981
Sterbeort
Beruf Philosophin, Yogalehrerin, Tänzerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug
Quelle Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 28.02.2024 durch WIEN1.lanm09kka
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Susanne Schmida, * 4. Dezember 1894 Bystritz am Hostein (Bystřice pod Hostýnem, Tschechische Republik), † 1. Dezember 1981, Philosophin, Yogalehrerin, Tänzerin.

Biografie

Susanne Schmida wurde 1894 in Bystriz am Hostein (heute Slowakei) in eine großbürgerliche Familie hineingeboren, die 1898 nach Wien übersiedelte. Ihr Vater Hugo Schmida war Direktor der Wiener Niederlassung der Firma Thonet und legte Wert auf eine hervorragende Ausbildung seiner Tochter. Susanne Schmida besuchte die berühmte Schulanstalt von Eugenie Schwarzwald und absolvierte ab 1913 ein Studium der Philosophie an der Universität Wien. 1919 promovierte sie mit Auszeichnung bei Robert Reininger mit einer Studie zu Nietzsches "Philosophie der ewigen Wiederkehr".

Noch während des Studiums bei Reininger lernte Schmida den Philosophen Viktor Brod kennen, den sie 1923 heiratete und mit dem sie bis zu dessen Tod zusammenlebte. Bereits 1922 gründete sie den "Reiningerkreis", ein akademisch anerkanntes Diskussionsforum am Institut für Philosophie der Universität Wien, das sie bis zu dessen Auflösung im Jahr 1977 leitete. Die von ihr herausgegebene Festschrift zum 80. Geburtstag Robert Reiningers erschien 1949 unter dem Titel "Philosophie der Wirklichkeitsnähe" im Verlag Sexl.

Bereits als junge Studentin kam Schmida in Kontakt mit der indischen Philosophie, beschäftigte sich intensiv mit Yoga und nahm darüber hinaus Unterricht in Gymnastik und Tanz. Von 1926 bis 1934 besuchte Schmida Kurse bei Hilde Hager (1888−1952), die eine in Wien bis dahin wenig bekannte Form des Ausdruckstanzes unterrichtete. 1934 gründeten die beiden Frauen eine Gymnastikschule unter dem Namen "Schule des Bundes für neue Lebensform". Die "Yoga-Schule Dr. Schmida" in der Léhargasse 1 im 6. Wiener Gemeindebezirk, die als "Institut Dr. Schmida" heute noch existiert, wurde eingerichtet, nachdem der Plan für die Gründung einer Reformschule gescheitert war.

Yoga, Philosophie und Tanz bilden somit die Säulen der von Schmida entwickelten ganzheitlichen Lehre. Das Verhältnis von Yoga und Philosophie ist ausführlich im Manuskript "Praeligio mystica universalis" beschrieben. Dieses Schulungsprogramm mit Übungen, Belehrungen und Einweihungen blieb zwar unveröffentlicht, fand als Lehrbuch unter Schmidas Schülern aber rege Verbreitung. Der erste Band ihres dreibändigen Hauptwerks "Perspektiven des Seins" erschien 1968 bei Ernst Reinhardt in München, der letzte Band 1973. 1980 wurde Schmida der Berufstitel Professor verliehen.

Susanne Schmida, nach der seit 2012 eine Gasse in Wien-Aspern benannt ist, verstarb 1981 in Wien. Der Doppelnachlass Susanne Schmida / Viktor Brod wird in der Wienbibliothek im Rathaus aufbewahrt.

Werke

  • Susanne Schmida: Die Philosophie der ewigen Wiederkehr. Diss. Univ. Wien 1919
  • Susanne Schmida: Theater von morgen. Eine Untersuchung über die Wesensform des Dramas in dichterischer und theatralischer Hinsicht. Wien [u. a.]: Sexl 1950
  • Susanne Schmida: Es sind die Götter. Darstellung der menschlichen Urtypen und ihrer Schicksale. Wien [u. a.]: Sexl 1951
  • Susanne Schmida: Perspektiven des Seins. 1. Systematik: die vier Aspekte der Erkenntnis. München [u. a.]: Reinhardt 1968
  • Susanne Schmida: Perspektiven des Seins. 2. Mikrokosmos: die Kategorien der Psychologie. München [u. a.]: Reinhardt 1970
  • Susanne Schmida: Perspektiven des Seins. 3. Selbstinnewerdung: Strukturen des Selbstbewußtseins. München [u. a.]: Reinhardt 1973

Quelle

Literatur


Susanne Schmida im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks