Stammersdorf (Ort)

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorort
Datum von
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 21
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 16109
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 9.09.2013 durch WIEN1.lanm08w07


Stammersdorf (21), am Hang des Bisambergs gegen das Marchfeld gelegene ehemige niederösterreichische Ortschaft, die 1938 in den 21. Bezirk (Floridsdorf) eingemeindet wurde. Die Ortschaft (ursprünglich ein Linsenangerdorf) wird 1177/1785 erstmals urkundlich erwähnt; die ältesten Bezeichnungen sind Stenmarsdorf, Staemerstorf, Staemlesdorf, Steimarsdorf und Stamleinsdorf beziehungsweise (1203) Stoumarsdorf (abgeleitet vom slawischen Personennamen Stojmir). Der „Oberort" entwickelte sich am Hang, der „Unterort" um den linsenförmigen Dorfanger. 1469 erhielt das Schottenstift die Nikolauskapelle und erwarb 1470 den heutigen Pfarrhof. 1477 verwüsteten die Ungarn unter Matthias Corvinus den Ort, 1529 steckten die Fürken fast alle Häuser in Brand, 1540 dürfte Stammersdorf selbständige Pfarre geworden sein (offiziell Belehnung des Schottenstifts erst 1544). 1619/1620 schlugen die Böhmen unter Graf Thurn in Stammersdorf ein Feldlager auf und verwüsteten vor ihrem Abzug den Ort. 1644 wurde Stammersdorf durch eine Feuersbrunst schwer in Mitleidenschaft gezogen, 1645 schlug der schwedische Feldherr Leonhard Torstensson in Stammersdorf sein Hauptquartier auf; 1654, vor allem aber 1679, raffte die Pest zahlreiche Bewohner hinweg; 1683 verwüsteten die Fürken das Land, 1703 sfürmten die Kuruzzen gegen Stammersdorf. Durch die Pestepidemie 1713 wurde Stammerdorf weitgehend entvölkert. Im Ortsbild haben sich einige alte Gebäude und Bauernhäuser mit Giebeln erhalten. Die Stammersdorfer Kirche liegt auf einer Anhöhe oberhalb des Angers. Im 18. Jahrhundert fanden in den Stammersorfer Wäldern Hofjagden statt. 1805 und 1809 lagen österreichische Truppen (unter Feldmarschallleutnant Hiller) in einem Feldlager bei Stammersdorf; am 27. Dezember 1805 traf sich Erzherzog Carl mit Napoleon im k. k. Jägerhaus von Stammersdorf (Rendezvous; hier befand sich eine Poststation). In den 30er Jahren nahm dann Stammersdorf einen raschen Aufschwung, der offenbar durch starken Zuzug entstand. 1866 mußten die Stammersdorfer Einquartierungen hinnehmen. Ab 1876 verkehrte ein Stellwagen von Stammersdorf in die Leopoldstadt, am 7. Juni 1886 wurde die Dampftramway von Wien über Floridsdorf nach Stammersdorf eröffnet (Elektrifizierung 1912); 1877 wurde die „Freiwillige Feuerwehr" begründet, 1884 die Straßenbeleuchtung mittels Petroleumlampen beschlossen (1899 jene mittels Gaslaternen) und am 23. Oktober 1895 das Bezirksgericht Floridsdorf geschaffen, das auch für Stammersdorf zuständig war. 1903 wurde der Stammersdorfer Zentralfriedhof eröffnet. 1928 wurde Stammersdorf zur Marktgemeinde erhoben; die Straßen wurden in diesem Jahr benannt und fortlaufend numeriert.

Häuser

  • 1679: 124-130 (einschließliich Strebersdorf)
  • 1831: 135
  • 1869: 180
  • 1880: 197
  • 1890:207
  • 1900 und 1903: 236
  • 1910: 396
  • 1923: 547
  • 1934: 771
  • 1951: 716

Einwohner

  • Um 1785: 846
  • 1831: 742
  • 1832: 1.384
  • 1837: 1.791
  • 1869: 1.379
  • 1880: 1.595
  • 1890: 1.676
  • 1900: 2.033
  • 1910: 3.088
  • 1923: 4.218
  • 1934: 4.397
  • 1939: 4.145
  • 1951: 3.921

Ortsrichter

  • Josef Weber (1815-1824)
  • Ferdinand Kreuzer (1825-1826)
  • Joseph Sandtner (1827-38, 1845-1846)
  • Franz Flandorfer (1839-1840)
  • Johann Reichl (1841-1844)
  • Franz Ott (1847-1850)

Bürgermeister

  • Franz Ott (1850-1860)
  • Michael Reisinger (1861)
  • Michael Berger (1862-Juni 1864)
  • Ambros Steindl (1864-Juli 1867)
  • Franz Fritsch (1867-Juli 1873, 1879-19. August 1882, 30. September 1885-Februar 1889)
  • Johann Weber (Juli 1873-1875)
  • Johann Reichl (1876-31.Juli 1879)
  • Franz Strasser (1883-30. September 1885)
  • Leopold Stangl (1889-Mai 1891)
  • Johann Pitka (1891- 1892)
  • Josef Reichl (1893-September 1894)

Franz Wirth (Novon 1894-1900) Franz Reichl (1901-18) Josef Schütz (1919- 24) Gregor Ulbrich (1925-26; Gregor-Ulbrich-Gasse) Franz Mondschein (1926-34) Leopold Eisenheld (1935- März 1938)

Literatur

  • Franz Polly: Stammersdorf. Eine Heimatkunde 1975, S. 109 ff., S. 159 ff, S. 163 f., S. 183 ff.
  • dsbe.: Floridsdorf. Heimatkundliche Spaziergänge (1989), S. 37 ff., S. 236 ff, S. 237 ff, S. 240 ff, S. 311 ff., S. 325 f, S. 327 ff., S. 330, S. 335 ff.
  • Unser schönes Floridsdorf. Blätter des Floridsdorfer Heimatmuseums. Wien: Museumsverein Floridsdorf 4 (1970), Register 6 (1972), S. 87 f., 10 (1976), S. 35 ff., S. 38 f., S. 42 ff. und Register, 14 (1980), S. 101, 4 (1970), Register
  • Felix Czeike: XXI. Floridsdorf. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 21), S. 5 f.
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 94 und Register
  • Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien, S. 6, S. 154
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 48, S. 119 f.
  • Peter Schilling: Barbiere, Bader und Medici im nördlichen Niederösterreich (1580-1750). In: Heimat im Weinland. Heimatkundliche Beiblätter zum Amtsblatt der Bundeshauptmannschaft Mistetbach 1/1995, S. 178 ff.