Stadttempel: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. Januar 2017, 23:07 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sakralbau
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Dempfingerhof
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Josef Georg Kornhäusel
Prominente Bewohner
PageID 15982
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 28.01.2017 durch DYN.krabina
  • 1., Seitenstettengasse 4
  • Nr.: 476 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 494 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 528 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 41.80" N, 16° 22' 29.27" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Wiener Stadttempel (1, Seitenstettengasse 4; Haus der Israelitischen Kultusgemeinde, kurz IKG).

Der neuerliche wirtschaftliche Aufstieg einiger jüdischer Familien (siehe Juden) am Ende des 18. Jahrhunderts und während der Napoleonischen Kriege führte zum Wunsch, eine repräsentative Synagoge in der Stadt zu erbauen. Am 18. November 1819 erging ein diesbezügliches Schreiben des Vorstands der Israelitischen Kultusgemeinde an ihre Mitglieder. Als Baugründe wurden der Passauer Hof und das alte Lottohaus in Erwägung gezogen. Beide Vorschläge wurden vom Magistrat abgelehnt.

1824 ließ die Israelitische Kultusgemeinde den Dempfingerhof, den sie 1814 erworben hatte, abreißen. Nach Genehmigung der von Josef Georg Kornhäusel vorgelegten Pläne wurde 1825/1826 (Grundsteinlegung am 12. Dezember 1825, Eröffnung am 9. April 1826) der Stadttempel hinter einem straßenseitigen Miethaus erbaut (1895 von Wilhelm Stiaßny restauriert). Die im Vormärz geltenden Bauvorschriften für nichtkatholischen Gotteshäuser verboten einen Bau direkt an der Straße (diese enge Verbauung mit Nachbarhäusern bewahrte den Stadtempel während des Novemberpogroms [9./10. November 1938] als einzige aller Wiener Synagogen vor der Vernichtung, doch wurde sie zweckentfremdet für Lager- und Durchzugsangelegenheiten verwendet).

Am 12. März 1945 wurde das Miethaus von einer Kettenbombe durchschlagen, die sogar noch in zwei Keller eindrang. Dabei starben 67 Personen (nach anderen Angaben 60).

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte der Stadttempel am Freitagabend als Bethaus besucht werden. Am 2. April 1946 fand eine Erinnerungsandacht zur 120. Wiederkehr der Einweihung statt. 1963 wurde der Stadttempel von Otto Niedermoser renoviert und neu geweiht. Am 29. August 1981 wurde auf den Stadttempel ein Handgranatenanschlag verübt (zwei Tote, 18 Verletzte); die gerichtliche Verurteilung der Attentäter erfolgte am 21. Jänner 1982.

Beschreibung

Das Miethaus ist ein fünfgeschossiger Bau mit 14 Fensterachsen und klassizistischer Fassade (dreiachsige flache Seitenrisalite, reliefgeschmückte Portale). Der Stadttempel (das älteste jüdische Gotteshaus der Innenstadt nach der Judenvertreibung von 1421) ist ein elliptischer Bau mit Säulenumgang, Kuppel und Laterne. Im Flur und Vorraum befinden sich Gedenktafeln (Bewilligung zur Weihe durch Franz I., 1826; Wirken des Oberrabbiners Professor Dr. [Zwi] Hirsch Perez Chajes [1918-1927] und des Predigers und Rabbiners im Stadttempels Isak Mannheimer [1825-1865]; Salomon Sulzer [Wirken 1826-1881]; Gedenken an die im Ersten Weltkrieg Gefallenen der Inneren Stadt; Gedenken an die von den Nationalsozialisten Ermordeten).

Literatur

  • Ruth Blaha: 150 Jahre Wiener Stadttempel. In: Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 13.12.1976
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 174
  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 164
  • Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 153
  • Robert Mucnjak: Führer durch Alt-Wien. Innere Stadt. Wien: Der Museumsverein Innere Stadt 1980 (Schriftenreihe des Bezirksmuseums, 3), S. 101
  • 150 Jahre Wiener Stadttempel. 1976
  • Sigmund Husserl: Gründungsgeschichte des Stadttempels der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. 1906
  • Walter Lindner: Analyse einer Synagoge, am Beispiel des Wiener Stadttempels. 1983
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 614 f.
  • L. A. Frankl: Zur Geschichte der Juden in Wien. 1853, S. 31 ff.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 57 f.
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 80 f.
  • Girardi: S. 42 ff
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 307
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 607 f.